mehr
untergebracht und so in die Nester geschleppt. Der Magen [* 3] ist häufig in zwei Teile geschieden und mit Blindsäcken versehen; am Darm [* 4] fehlt der Blinddarm fast nie, ebenso ist fast immer eine Gallenblase vorhanden. Die Hoden liegen meist in der Bauchhöhle, rücken aber zur Brunstzeit in den Hodensack. Die Gebärmutter [* 5] ist mehr oder weniger doppelt; bei einzelnen Gattungen sind sogar zwei Scheiden vorhanden. Die Zitzen, 2-14 an der Zahl, liegen meist in der Weichengegend, selten auch an der Brust.
Die geistigen Fähigkeiten der Nagetiere
[* 6] sind im allgemeinen, entsprechend dem kleinen und windungslosen
Gehirn,
[* 7] nur gering; indessen
äußern einige
Arten
Kunsttriebe, indem sie
Nester bauen, komplizierte Höhlungen und
Wohnungen graben und
Wintervorräte aufhäufen. Die
Sinnesorgane sind stets entwickelt, nur bei einigen grabenden
Formen fehlen die äußern
Ohren
und sind die
Augen sehr klein. Einige Nagetiere
verfallen zur kalten
Jahreszeit in
Winterschlaf, andre stellen in großen
Scharen
Wanderungen
an. Sie sind sehr fruchtbar, und manche werfen im Jahr 4-6mal.
Die Nagetiere
sind über die ganze
Erde verbreitet, vorzugsweise aber in
Nordamerika
[* 8] zu
Haus; einige
Arten folgen als Kosmopoliten dem
Menschen in alle
Weltteile.
Südamerika
[* 9] unterscheidet sich durch seine Nagetiere
sehr bestimmt von
Nordamerika, und auch
Afrika
[* 10] weicht
durch besondere
Gattungen von den übrigen Teilen des alten
Kontinents ab. In
Australien
[* 11] sind nur einige
Gattungen von
Mäusen heimisch.
Fossil treten Nagetiere
schon sehr früh auf; sie erlangten zum Teil eine weit bedeutendere
Größe
als die noch lebenden, welche noch kein
Meter an
Länge und kaum ein halbes an
Höhe erreichen, dagegen in ihren kleinsten
Vertretern mit zu den kleinsten
Säugetieren gehören. Die ältesten echten Nagetiere
sind den
Versteinerungen zufolge die
Eichhörnchen
gewesen. Die lebenden (über 700)
Arten reiht
man in etwa 100
Gattungen und in 6-16
Familien, resp. Unterfamilien ein. Am gebräuchlichsten
ist jetzt die folgende
Einteilung:
1. Familie. Hasen (Leporidae). Behaarung dicht, Ohren lang, Schwanz kurz, Hinterbeine länger als Vorderbeine, hinter den obern beiden Schneidezähnen stehen noch zwei andre, oben 12, unten 10 Backenzähne, Schlüsselbeine verkümmert, vorn 5, hinten 4 auch auf der Sohle behaarte Zehen, Blinddarm groß. Die Hasen sind schnelle Läufer. Die einzige Gattung, Lepus (Hase), [* 12] mit 30-40 Arten, ist hauptsächlich in Nordamerika, Europa [* 13] und Nordasien verbreitet, fehlt jedoch nur gänzlich in Australien, Polynesien und einigen andern Inselgruppen.
2. Familie. Pfeifhasen (Lagomyidae). Stehen den echten Hasen sehr nahe, haben jedoch kürzere Ohren und Hinterbeine, keinen Schwanz, nur 20 Backenzähne und vollständigere Schlüsselbeine. Sie leben in selbstgegrabenen Höhlen, in deren Nähe sie auch Wintervorräte aufhäufen, auf den Hochebenen Nordindiens und in Sibirien bis zur Wolga hin sowie im Felsengebirge Nordamerikas; bei Gefahr lassen sie einen starken Pfiff hören. Nur die Gattung Lagomys mit etwa 10 Arten.
3. Familie. Meerschweinchen (Caviidae), Halbhufer (Subungulata). Nägel [* 14] stumpf, hufähnlich, Füße vorn mit 4, hinten meist mit 3 Zehen, Schlüsselbeine fehlen, Ohren gewöhnlich groß, Schwanz verkümmert, Haar [* 15] grob und straff, nur 16 Backenzähne. Die lebenden 6 Gattungen mit etwa 30 Arten gehören Mittel- und Südamerika an, fossil sollen Cavia und Dasyprocta auch in Europa gefunden sein. Hierher unter andern Cavia (Meerschweinchen), Dasyprocta (Aguti), Dolichotis (Mare) und Hydrochoerus, das größte lebende Nagetier. [* 16]
4. Familie. Stachelschweine (Hystricidae). Auf dem Rücken lange Stacheln, Zehen mit scharfen, starken Krallen, Beine und Schnauze kurz, nur 16 Backenzähne. Es sind nächtliche Tiere, die teils auf Bäumen, teils in selbstgegrabenen Löchern leben. Von den lebenden 6 Gattungen mit etwa 25 Arten sind die kletternden und mit langem Greifschwanz versehenen Baumstachelschweine (Cercolabina) nur in Amerika [* 17] heimisch, während die Hystricina oder echten Stachelschweine (Tafel II) nur in Afrika, Südasien und Südeuropa vorkommen, jedoch fossil auch in Nordamerika gefunden sind.
5. Familie. Schrotmäuse (Echimyidae) oder Trugratten, ähneln den echten Ratten in der Form des Körpers sowie durch den langen, geringelten Schwanz, Haarkleid teils weich, teils straff und selbst mit Borsten und Stacheln versehen, Füße meist mit 5 Zehen, 16 oder auch nur 12 Backenzähne. Die 18 lebenden Gattungen mit etwa 50 Arten sind vorzugsweise in Südamerika heimisch, jedoch auch in Südeuropa und Afrika anzutreffen; fossil finden sie sich selbst in Mitteleuropa. Hierher unter andern Myopotamus (Sumpfbiber, Taf. II).
6. Familie. Hasenmäuse (Lagostomidae) oder Chinchillen (chinchillidae). Schwanz buschig, lang, Pelz weich und wollig, Ohren lang, Hinterfüße länger als die Vorderfüße. Sie leben gesellig meist in den höhern Regionen (bis zu 5000 m) der Andes Südamerikas; 3 Gattungen mit 6 Arten. Hierher unter andern Lagostomus (Pampashase) u. Eriomys (Chinchilla, Taf. II).
7. Familie. Biber (Castoridae). Groß und plump, Beine kurz, mit 5 Zehen und starken Krallen, Hinterbeine mit Schwimmhäuten, Schwanz glatt, mit Schuppen bedeckt, Schneidezähne sehr stark, 16 Backenzähne; in die Vorhaut münden zwei Säcke ein, welche das Bibergeil absondern. Lebend nur die Gattung Castor (Biber), mit 2 Arten (Taf. I), in Nordamerika sowie in Mitteleuropa und Mittelasien; fossil in denselben Gegenden mehrere Arten Castor und auch andre Gattungen.
8. Familie. Sackmäuse (Saccomyidae). Mit eigentümlichen Backentaschen, die von außen gefüllt werden und innen behaart sind, Füße mit 5 Zehen, 16 Backenzähne. 6 Gattungen mit 25 Arten, in Nordamerika.
9. Familie. Springmäuse (Dipodidae). Hinterbeine sehr lang, Mittelfußknochen derselben wie bei den Vögeln zu einem einzigen Röhrenknochen verschmolzen, mit 3-5 Zehen, Vorderfüße sehr kurz, fünfzehig, Schwanz sehr stark, hilft zum Springen, 12-16 Backenzähne, Blinddarm groß. Lebend 3 Gattungen mit über 20 Arten, hauptsächlich in den Küstenländern des östlichen Teils des Mittelländischen Meers, jedoch auch in Ostindien, [* 18] am Kap der Guten Hoffnung und in Nordamerika. Hierher unter andern Dipus (Springmaus, Taf. I). Fossil finden sich Springmäuse in den Alpen [* 19] und in Frankreich.
10. Familie. Maulwurfmäuse (Spalacidae oder Georychidae). Gestalt ähnlich derjenigen der Maulwürfe, Ohren und Augen versteckt, Beine kurz und fünfzehig, zu Grabfüßen umgestaltet, Schwanz stummelförmig, 12-16 Backenzähne. Leben in selbstgegrabenen Gängen. 7 Gattungen mit fast 20 Arten, in Südosteuropa, West- und Südasien sowie in fast ganz Afrika.
11. Familie. Mäuse (Muridae). Schnauze spitz, Ohren lang, Schwanz lang und entweder behaart oder schuppig geringelt, Füße fünfzehig, jedoch an den Vorderfüßen der Daumen meist verkümmert, 8-14 Backenzähne. Hausen meist in selbstgegrabenen Gängen und fressen zum Teil auch Insekten [* 20] und Fleisch. Lebend etwa 30 Gattungen mit über 250 Arten, fehlen nur auf den australischen Inseln und Polynesien. Hierher unter andern Mus (Taf. II, mit über 100 Arten, fehlt in Amerika), Maus und Ratte sowie Cricetus (Hamster, Taf. I).
12. Familie. Wühlmäuse (Arvicolidae). Schnauze stumpf, Ohren und Schwanz kurz, 12 Backenzähne. Hausen unterirdisch, vielfach in der Nähe des Wassers und schwimmen in diesem Fall gut. 6 lebende Gattungen mit etwa 60 Arten, deren Verbreitungsbezirk dem der vorigen Familie gleich ist. Hierher unter andern Arvicola (Wühlmaus), Myodes (Lemming) und Fiber (Bisamratte). S. Taf. II.
13. Familie. Schlafmäuse (Myoxidae). Gleichen äußerlich sehr den Eichhörnchen, stehen aber im Knochenbau den Mäusen nahe, vermitteln also zwischen beiden Familien. Hinterfüße mit 5, Vorderfüße mit 4 Zehen und einem verkümmerten Daumen, der einen Plattnagel trägt, Schwanz dicht behaart, 16 Backenzähne, Blinddarm fehlt. Sie sind nächtliche Tiere, leben von Früchten, Insekten, Eiern u. dgl. und verfallen bei Einbruch der Kälte in einen Winterschlaf. Nur die Gattung Myoxus mit 12 Arten, die in ganz Afrika und dem gemäßigten Europa und Asien [* 21] verbreitet sind. Hierher unter andern der Siebenschläfer und Gartenschläfer (Taf. I).
14.
Familie.
Eichhörnchen (Sciuridae).
Schwanz lang, dicht behaart, meist buschig,
Gliedmaßen wie bei der vorigen
Familie, 16-20
Backenzähne,
Blinddarm vorhanden. Sie leben meist auf
Bäumen, seltener in selbstgegrabenen
Höhlen, und halten einen
Winterschlaf.
Die lebenden 8
Gattungen mit etwa 180
Arten fehlen nur auf
Madagaskar,
[* 22]
Westindien,
[* 23]
Australien und
Polynesien.
Hierher unter andern
Sciurus
(Eichhörnchen),
Spermophilus
(Zieselmaus, Taf. I),
Arctomys
(Murmeltier, Taf. II) und Cynomys
(Präriehund).
Die fossilen
Eichhörnchen sind die ältesten versteinert gefundenen Nagetiere
und werden bereits im
Eocän angetroffen
¶
Zum Duden
Nr. | Ergebnis | Nagetiere |
---|---|---|
1 | Gar|nasch, der; -s, -en [mhd. garnasch < afrz. garnache = mit Pelzen besetztes od. gefüttertes Kleidungsstück ... | |
2 | Fraß, der; -es, -e <Pl. selten> [mhd. vrā = das Fressen; Schlemmerei]: 1. a) Nahrung für ... |
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
3.877 | Caviina | Meerschweinchen | Familie der Nagetiere | (s. d.) |
53.132 | Blindmaus | Mausgeschlecht mit einer Art | Spalax typhlus Pallas | (s. Tafel: NagetiereⅠ, Fig. 4) |
65.510 | Sumpfbiber | Schweifbiber oder Biberratte, Coypu | Kripu | (Myopotamus coypus Geoffr., s. Tafel: NagetiereI, Fig. 5) |
11.357 | Maulwurf | Kober | M. und Nagetiere, deren Nutzen und Schaden | (Stuttg. 1877) |
15.436 | Sumpfbiber | Geoffr.) | Der Koipu | (M. Coypu Geoffr., s. Taf. "NagetiereII") |
11.980 | Nagetiere | Schwanz buschig, lang | Pelz weich und wollig, Ohren lang, Hinterfüße länger als die Vorderfüße. Sie leben gesellig meist in den höhern Regionen | (bis zu 5000 m) |
14.947 | Siebenschläfer | Auch jetzt noch dient er in Italien | Illyrien und Steiermark als schmackhafte Speise. Dem S. nahe verwandt ist der Gartenschläfer | (große Haselmaus, Eichelmaus, Eliomys Nitela Wagn., s. Tafel "NagetiereI") |
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