Auch mehrere eisenhaltige
Quellen sind vorhanden. Der
Boden ist im allgemeinen lehmig; Schlamm- und Sandboden
kommt an den
Flüssen vor. Das Gesamtareal zerfällt in 39 Proz.
Wald (vorherrschend Nadelholz), 34 Proz.
Äcker, 22 Proz.
Wiesen
und
Weiden, 5 Proz.
Sümpfe und sonstiges Unland. Von den vielen
Flüssen sind schiffbar: die
Wolga (auf 10 km Grenzfluß) und
deren Nebenflüsse Schoscha und
Moßkwa. Das vollständig kontinentale
Klima
[* 5] ist rauh, die mittlere Jahrestemperatur
beträgt in der Hauptstadt 4,47° C.
(Januar -10, Juli +19,2°). Die
Bevölkerung
[* 6] betrug 1883: 2,161,854
Seelen, 65 auf 1 qkm;
sie sind fast ausschließlich Großrussen und bekennen sich fast alle zur griechisch-katholischen
Kirche; 10 Proz. derselben
sollen
Raskolniken sein.Protestanten,
Römisch-Katholische,
Juden, Mohammedaner und Armenier machen zusammen
kaum 1 Proz. aus. Die Zahl der Eheschließungen war 1883: 15,467, der
Geburten 94,882, der Sterbefälle 80,832. Der
Ackerbau
deckt auch in den besten Erntejahren noch nicht einmal den
Bedarf der
¶
Die Pferdezucht
[* 14] (berühmt sind die Stutereien von Wojeikow, Tscherkassow, Golochwastow, Scheremetjew etc.) ist etwas zurückgegangen.
In industrieller Hinsicht nimmt Moskau den ersten Platz unter allen Gouvernements der Monarchie ein. Der Produktionswert
sämtlicher 653 Etablissements beträgt annähernd 196 Mill. Rubel. In erster Linie steht die Fabrikation in Baumwolle
[* 15] (1884
gab es 25 Spinnereien und 342 Webereien mit einer Produktion für 52 Mill. Rub.) und Wolle (32 Spinnereien, 48 Tuchfabriken und 169 Fabriken
für Wollen- und gemischte Gewebe,
[* 16] mit einer Jahresproduktion von 43 Mill. Rub.). In beiden Branchen werden
vorherrschend billige Stoffe verfertigt.
(russ. Moßkwa, franz. Moscou, engl. Moscow), die alte und erste
Hauptstadt des russischen Reichs und zweite kaiserliche Residenz, liegt im gleichnamigen Gouvernement, an der Moßkwa, in welche
hier die Jăūsa mündet, 142 m ü. M., unter 55° 45' nördl.
Br. und 37° 37' östl. L. v. Gr., bedeckt ein Areal von 71,42 qkm und besteht aus vier Hauptteilen: dem
Kreml und dem ehemals sogenannten Kitai Gorod (»Chinesenstadt«),
Bjelgorod (»weiße Stadt«) und Semljänoi Gorod (»Erdstadt«),
welchen sich nach allen Richtungen hin weit ausgedehnte, ehemalige Vorstädte anschließen. Der Kreml war und
ist auch jetzt
noch für Moskau, was das Kapitol für Rom
[* 20] war; in ihm gipfeln alle Reminiszenzen der Vergangenheit. Für den
rechtgläubigen Russenist er, wie Kiew,
[* 21] ein heiliger Wallfahrtsort, zu dessen Reliquien jährlich Tausende von Frommen aus dem
weiten Reich pilgern. Durch seine hohen, zinnengekrönten und turmgeschmückten Mauern führen fünf Thore (darunter das Erlöserthor,
»Spaskija Warota«, mit einem wunderthätigen Heiligenbild, vor dem auch
jeder Fremde das Haupt entblößen muß) ins Innere, welches von kirchlichen Bauten, Palästen, Staatsgebäuden
und großen Plätzen bedeckt ist.
Die bemerkenswertesten Gebäude sind: Der Usspenski Sabor (die Mariä-Himmelfahrtskathedrale), 1326 unter Johann Kalita aus
Holz
[* 22] erbaut, 1475-79 vom Baumeister Fioravante aus Bologna von neuem in Stein aufgeführt, halb in byzantinischem, halb in
tatarischem Stil. Sie birgt ebenso wie die folgenden Kirchen eine MengeReliquien, ist mit alten Fresken, mit von Edelsteinen
bedeckten Heiligenbildern, Mosaiken und verschiedenen Kostbarkeiten überfüllt und dient seit ihrem Bestehen als Krönungskirche
der russischen Zaren sowie als Grabstätte der Metropoliten von Moskau. Ihr gegenüber steht der Archangelski Sabor (Kathedrale
des ErzengelsMichael), 1333 errichtet, 1505 von dem Mailänder A. Novi umgebaut, mit den Gräbern der russischen Zaren von Johann
Kalita bis Johann Alexejewitsch (gest. 1696), dem BruderPeters d. Gr. Den höchsten Punkt des Kremls krönt der Blagowjeschtschenski
Sabor (Kathedrale der VerkündigungMaria), 1489 erbaut, nach einem Brand 1554 neugebaut, mit neun Kuppeln.
von dessen Spitze man eine prachtvolle
Aussicht über die Stadt genießt. Am Fuß des IwanWeliki steht die berühmte, 1731 gegossene, ca. 1960 metr.
Ztr. schwere Riesenglocke »Zar-Kolokol«. Insgesamt
gibt es in Moskau (die Klosterkirchen mit eingerechnet) 355 griechisch-katholische, 2 lutherische, 2 reformierte, 2 römisch-kath.
Kirchen, 3 armeno-gregorian. Kirchen und 3 der Altgläubigen, dazu eine Synagoge und eine Moschee. Unter ihnen nennen
wir nur die auf dem Roten Platz im Kitai Gorod stehende, durch ihre phantastisch-bizarre Bauart bekannte Kathedrale des heil.
Basilius (Wassili Blashenni), 1554 unter Iwan dem Schrecklichen erbaut.
Andre interessante Gebäude im Kreml sind: der 1487 erbaute alte Zarenpalast (Tremni Dworéz);
der Facettenpalast (Granowitaja
Palata), unter Johann III. erbaut, mit einem kolossalen Saal, dessen Gewölbebogen von einer in der Mitte
stehenden Säule ausgehen;
der durch architektonische Schönheit ausgezeichnete große kaiserliche Palast;
die 1851 vollendete
Orusheinaja Palata, welche unschätzbare Sammlungen von Kostbarkeiten (Kronen,
[* 23] Goldsachen, Waffen,
[* 24] Kunstwerke des Altertums,
Prunkwagen etc.) enthält (neben derselben steht die unter Feodor Iwanowitsch gegossene, 393 metr. Ztr.
schwere Riesenkanone »Zar Puschka«),
und das 1701-36 erbaute Arsenal, vor dessen Fronte die 1812 erbeuteten Geschützrohre (über
800) liegen;
ferner das Synodalgebäude, vom PatriarchenNikon gegründet, mit einer kostbaren Bibliothek und einer Sammlung
von Kirchengewändern und Silbergeräten. Im Kitai Gorod, an dem mit dem Denkmal von Minin und Posharski
(von Martos) geschmückten Roten Platz, befindet sich das Kaufhaus (Gostinnoi Dwor) mit über 1200 Verkaufsläden, wohl
¶
mehr
die größte beständige Warenniederlage Europas; im Bjelgorod das Exerzierhaus (151 m lang, 47 m breit). Erwähnenswert ist
auch der im gotischen Stil 1692-1695 erbaute Sucharewsche Turm
[* 26] mit dem Reservoir der über 15 km langen, aus den wasserreichen
Quellen beim Dorf Mytischtschi hergeleiteten städtischen Wasserleitung.
[* 27]
Moskau hat (1882) 753,469 Einw. (davon
94,5 Proz. Russen, 2,2 Deutsche;
[* 28] nach der Konfession 92 Proz. Griechisch-Orthodoxe, 2,5 Protestanten) und in seinen 17 Stadtteilen
25,000 Häuser (davon 52 Proz. aus Stein); die Zahl der Wohnungen beträgt ca. 50,000, wovon 10 Proz. im Keller liegen. Die ungünstigen
Wirkungen der Wohnungsverhältnisse äußern sich in der großen Sterblichkeitsziffer der Bevölkerung
(39:1000), welche die Geburtsziffer erheblich übersteigt.
[* 2] (Statistisches). Im J. 1888 wurden 4870 Eheschließungen, 33,157 Geburten (darunter 15,065 außerehelich) und
27,696 Todesfälle verzeichnet (36,7 pro Mille). Die hohe Sterblichkeit wird bedingt durch die starke Verbreitung von Infektionskrankheiten,
welche ihrerseits wieder eine Folge sind der sanitätswidrigen Zustände in vielen Häusern, in denen 52 Proz.
der Wohnungen keine Aborte haben und 10 Proz. der Wohnungen sich im Keller 1-2 m unter dem Niveau der Straße befinden.
Kaum die Hälfte aller Häuser ist von Stein, wobei 9/10 derselben nur ein oder zwei Stockwerke hoch sind, 1/20 drei und vier
Stockwerke und fünf Stockwerke in ganz Moskau nur 11 Häuser haben. Die Zahl der Familienhaushaltungen beträgt
nur 52,448 (63 Proz.), während 120,500 Personen (19,3 Proz.) in sogen. Kartells, in genossenschaftlicher Vereinigung, leben,
eine Erscheinung, der man sonst in keiner Großstadt begegnet; hauptsächlich sind es Fabrikarbeiter, Handwerker und Handlungsgehilfen.
Über 10 Proz. der Bevölkerung, 32,108 Frauen und 30,938 Männer, wohnen in Chambres garnies. Demselben
patriarchalischen Gebrauch, daß sämtliche Bedienstete beim Geschäftsinhaber wohnen und keinen eignen Haushalt haben, begegnet
man in den alten kaufmännischen Kreisen noch vielfach, und 12,6 Proz. der Bevölkerung gehören in diese Kategorie. Haushaltungen,
welche ausschließlich aus Familienmitgliedern bestehen, zählte man 15 Proz., während
in 45,9 Proz. aller WohnungenZimmer oder Schlafstellen in den Zimmern vermietet werden.
Durchschnittlich kommen 7,9 Personen auf die Wohnung, in den Arbeitervierteln jedoch 8,7 auf einZimmer.-
Tula, Twer, Wladimir, Wologda und Woronesch und hat 1060499 qkm mit 24523504 E., d. i. 23,1 auf 1 qkm. -
2) Generalgouvernement und Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußlands und zu Großrußland gehörig, grenzt im N. an
Twer, im NO. an Wladimir, im SO. an Rjasan, im S. an Tula und Kaluga, im W. an Smolensk und hat 33303,6 qkm
mit 2393629 E., d. i. 71,8 auf 1 qkm. Das Gouvernement bildet fast den
Mittelpunkt des sog. Moskauer Kohlenbeckens, das (1888) 20 Mill.
Pud Stein- und Braunkohle lieferte. Die Flüsse
[* 42] gehören zum Gebiet der Wolga, die selbst im N. die Grenze
berührt. Im SO. ist die Oka der Grenzfluß.
Die Mitte wird bewässert von der Moskwa (s. d.) und Kljasma. Wälder nehmen 40 Proz. der Oberfläche ein. Das Klima ist gesund.
Die Bevölkerung besteht vorwiegend aus Großrussen und bildet die Eparchie Moskau der russ.
Kirche. Die Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Industrie. Unter den industriellen Gouvernements Rußlands
nimmt Moskau den ersten Rang ein. Es hat (1892) 1962 Fabriken, davon sind 40 Tuchfabriken, 27 Wollwebereien, 309 Baumwollspinnereien
und -Webereien, 218 Seidenwebereien, 111 Färbereien, 29 Kattundruckereien, 4 Zuckerfabriken, 66 Gerbereien.
Außerdem werden fabriziert Metallwaren, Fayence, Chemikalien, Seife, Papier. Es giebt Steinbrüche (Marmor von Kolomna
oder Moskau), Mühlen,
[* 43] Branntweinbrennereien u. s. w. Sehr entwickelt ist auch die Hausindustrie, namentlich
die Weberei. Den Handel und Verkehr fördern schiffbare Flüsse und 676 km Eisenbahnen. Das Gouvernement, in seinem heutigen
Bestande seit 1802, zerfällt in 13 Kreise: Moskau, Bogorodsk, Bronnizy, Dmitrow, Klin, Kolomna, Moshajsk, Podolsk, Rusa, Serpuchow,
Swenigorod, Wereja und Wolokolamsk. - 3) Kreis
[* 44] im mittlern Teil des Gouvernements Moskau, im Gebiet der Moskwa
und Kljasma, hat 2700,1 qkm und (1893) 943939 E. - 4) Moskau, russ. Moskwa, frz.
Moscou, engl. Moscow, neben St. Petersburg die Hauptstadt des RussischenReichs und die Krönungsstadt der russ. Kaiser, unter
55° 45' nördl. Br., 37° 37' östl. L. von Greenwich, in 160-240 m Höhe, auf und zwischen sieben Hügeln
in der Mitte eines großen Bassins der Steinkohlenformation, an beiden Seiten der hier sehr gewundenen Moskwa und deren Zuflüssen
Jausa und Neglinnaja (letztere meist überwölbt). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +3,9°, die des Juli 18,9°,
des Januar -11,1° C., die Höhe der Niederschlage etwa 490 mm. (Hierzu ein Stadtplan.)
Größe und Bevölkerung. Moskau nimmt einen Flächenraum von 67 qkm ein. Die größte Ausdehnung von Nordost nach Südwest beträgt 14 km.
Moskau besteht, außer der innern Stadt, größtenteils aus ein- und zweistöckigen Häusern mit Hof,
[* 45] Garten
[* 46] und Wirtschaftsgebäuden, umgeben von einer Mauer oder Zaun. Der größere Teil der Stadt liegt links von der Moskwa, der kleinere
(das sog. Samostworjetschje) rechts; der letztere wird im N. von einem Ableitungskanal der Moskwa
durchschnitten. An mehrern Stellen der Stadt finden sich Teiche: die Prjesnenskije, Tschistyje, Patriarschije, der Chapilowsche,
Krasnyj u. a. Die Bevölkerung betrug 1812: 250000 (im Winter 400000), 1864: 364148, 1882: 753469, 1893: 861590
E.;
nur 26,2 Proz. sind in Moskau geboren.
Der Herkunft nach gehören 49,2 Proz. dem Bauernstande an, 28,3 den städtischen Ständen,
9,5 dem Militär, 1,7 der Geistlichkeit,
4,7 dem erblichen, 2,7 dem persönlichen Adel. 1,5 Proz. sind
Ausländer; 93,9 gehören der russ. orthodoxen Kirche an, 2,3 sind Evangelische, 1,2 Katholiken, 1 Proz. Israeliten; 0,6 kommen
auf andere Bekenntnisse (Raskol, armenisch-gregorianische Kirche, Mohammedanismus u. a.). Der Beschäftigung nach sind thätig
in Gewerbe und Industrie 43,3, in Handel, Transport- und Fuhrwesen 19,8, in häuslichem Dienst 15,8, in Militär-
und Civildienst 7,1 Proz. 10,1 Proz. haben keinen persönlichen Erwerb,
3,9 kommen auf Geistliche, Lehrer, Gelehrte, Künstler u. s. w. Hoch ist die Zahl der Analphabeten (52,2 Proz. der Gesamtbevölkerung).
In Garnison liegen das 1. bis 4., 7. und 12. Grenadier-, das 1. und 2. Infanterie-, das 3. Dragoner- und das 1. donische
Kosakenregiment sowie die 1. Grenadier-Artilleriebrigade.
Anlage, Brücken.
[* 47] Die meist krummen Straßen gehen radienartig vom Kreml aus und sind durch Querstraßen sowie links von der
Moskwa durch drei konzentrisch laufende Boulevards miteinander verbunden. Der Kreml (s. d.), der älteste Teil der Stadt, liegt
links und 43 m über der Moskwa auf dem Borowizkischen Hügel (s. Tafel: Russische Kunst
[* 48] II,
[* 41]
Fig. 8). Er
bildet ein unregelmäßiges Fünfeck
[* 49] von 2 km Umfang und ist mit einer 20 m hohen, mit Zinnen und 18 Türmen versehenen Mauer
(erbaut 1487) umgeben, durch die fünf Thore führen. Im Innern finden sich nur noch kirchliche Bauten, Paläste
und Staatsgebäude.
Nordöstlich am Kreml, von diesem durch den Roten Platz getrennt, liegt Kitajgorod (d. i. Chinesenstadt), jetzt Mittelpunkt
des Großhandels; es ist der zweitälteste Teil der Stadt, der 1534 mit einer Mauer mit sieben Thoren umgeben wurde. Um Kreml
und Kitajgorod entwickelte sich ein neuer Stadtteil, Bjelojgorod (d. i. Weiße Stadt), benannt nach der
weißen Mauer, an deren Stelle sich jetzt die Boulevards des zweiten Bogens befinden. Um die Weiße Stadt entstand Semljanojgorod
(d. i. Erdstadt), benannt nach einem Erdwall (jetzt der dritte Bogen,
[* 50] zumeist von der Sadowaja-[Garten-]Straße gebildet).
Die Ansiedelungen rechts von der Moskwa wurden als Samoskworjetschje (d. i. Stadtteil jenseit der Moskwa)
zur Stadt genommen. Daran schloß sich endlich noch ein Kranz von Vorstädten, und das Ganze wird jetzt von einem Wall umgeben,
durch den 18 Schläge (zastawy) führen. Die alte Einteilung wird durch die neue verdrängt, wonach in 17 Teile (tschasti) zerfällt.
Davon bilden Kreml und Kitajgorod den 1. Teil, die Gorodskaja Tschastj, auch einfach Gorod, d. i. City,
genannt; Bjelojgorod den 2. und 3. Teil (Twerskaja und Mjasnizkaja Tschastj); Semljanojgorod den 4. bis 9., das übrige den 10. bis 17. Teil.
Letztere acht Teile nehmen etwa drei Viertel des Flächenraums von Moskau ein, enthalten viele Fabriken,
Kasernen, die Bahnhöfe
[* 51] u. s. w. und werden vorzugsweise von der ärmern Bevölkerung bewohnt. Über die Moskwa führen 8 Brücken;
die älteste ist die sog. Kamennaja (Stein-)Brücke, westlich am Kreml, ursprünglich wirklich
von Stein, seit 1859 von Gußeisen. Über den Ableitungskanal 4, über die Jausa die Schloß-, die Lefortowsche Brücke
[* 52] u. a.
Straßen, Plätze, Denkmäler. Ausgangspunkte des Verkehrs nach allen Richtungen der Stadt bilden der Theater-, der Lubjanka-
und der
¶
mehr
Iljinkaplatz, alle drei an den nördl. Teil von Kitajgorod grenzend. Südlich von ihnen in der Iljinka (mit der Börse) und
Nikolskaja ist der Sitz des Großhandels. Die großen Detailgeschäfte sind in Bjelojgorod auf der Schmiedebrücke, der Twerskaja,
der Petrowka u. a., wo sich die Passagen Lubjanskaja, Popow, Solodownikow u. s. w.
finden. In neuerer Zeit ist auch an Stelle der frühern hölzernen Rjady (das sind Reihen) längs der
Nordostseite des Roten Platzes ein großer Prachtbau mit Passagen und Läden errichtet worden.
Auf dem Ochotnyj Rjad (d. i. Jägerreihe) ist der Markt für Gemüse, Geflügel, Wild; auf Zwjetnoj Boulevard der
Blumenmarkt, auf dem Bolotnajaplatz der Obstmarkt, auf dem Konnajaplatz der Pferdemarkt. Der Platz für
Volksfeste, das Dewitschje Pole (Jungfernfeld), ist durch die neue Universitätsklinik (1,6 km Front) verkleinert worden.
Die Twerskaja (2 km lang) führt durch die Iberische Pforte, den Roten Platz direkt zum Kreml. In ihrer nordwestl. Fortsetzung,
am Smolensker Bahnhof, ist die Triumphpforte, zur Erinnerung an 1812 erbaut.
Bemerkenswert auf dem Roten Platz ist noch
Lobnoje Mjesto (d. i. die Schädelstätte), eine runde Erhöhung mit Steingeländer, vor der ehemals die
Hinrichtungen stattfanden. Die bedeutendsten Parkanlagen sind: der Alexandergarten (am Kreml), der Zoologische Garten (im
NW.) und der Njeskutschnyjpark (im SW. an der Moskwa).
Kirchen, Klöster. Moskau hat 434 Kirchen, 82 Kapellen, 14 Mönchs-, 7 Nonnenklöster und 23 Friedhöfe. Unter den Kirchen sind 1 armenisch-gregorianische, 2 katholische
(St. Peter und Paul und die St. Ludwigskirche), 2 lutherische (Peter-Pauls- und Michaeliskirche), 1 englische
und 1 reformierte Kapelle. Die hauptsächlichsten (russ.-orthodoxen) Kirchen sind: die Uspenskij-Mariä-Himmelfahrt-)Kathedrale
(im Kreml), 1475-79 von Fioraventi aus Bologna erbaut, mit großer Kuppel (42 m) und vier kleinen;
in ihr werden die Kaiser
gekrönt und die Metropoliten geweiht;
Weltliche Bauten. Am bedeutendsten ist der Große Kremlpalast, 1838-49 nach den Plänen von Konstant Thon erbaut, 121 m lang
und 128 m tief, mit drei großen Paradesälen und 700 Zimmern. Mit ihm hängen zusammen: die Granowitaja Palata (Facettenpalast,
benannt nach der Form der Steine in der Façade), 1491 erbaut, oft erneuert, ein einziger Saal, früher
zum Empfang von Gesandtschaften, jetzt als Bankettsaal bei der Kaiserkrönung dienend;
die Schatzkammer (mit den Kronjuwelen, Sammlungen von Rüstungen, Waffen, Geräten u. a.);
der Potjeschnyj Dworez (d. i. Vergnügungspalast), früher Theater,
[* 54] jetzt Sitz der Moskauer Kommandantur.
Zur Granowitaja Palata führt die RoteTreppe,
[* 55] auf der sich die Kaiser dem Volke zu zeigen pflegen. Im Kreml sind ferner noch
der Kleine Kreml- oder Nikolaipalast, von Katharina II. erbaut, das Senatsgebäude (jetzt Sitz der Behörden), das Synodalgebäude
(mit der berühmten Synodal-, der frühern Patriarchenbibliothek; griech.
und altslaw. Schriften, zum Teil aus dem 7. bis 12. Jahrh.), die Kremlkaserne, vor der altertümliche Geschütze,
[* 56] so die Zar-Puschka
(d. i. Riesenkanone, 2400 Pud schwer) stehen, und das Arsenal.
Außerhalb des Kremls befinden sich: der Alexanderpalast am Njeskutschnyjpark, das Lefortowsche Schloß, benannt nach Lefort,
für den es von Peter d. Gr. erbaut wurde;
das Haus der BojarenRomanow (in Kitajgorod), 1869 in altem Stil
erneuert;
Museums, 1873-85 nach SherwoodsPlänen im ind. Stil erbaut,
der Sucharewturm (das Hauptreservoir der Moskauer Wasserleitung), die große Stadtreitbahn u. a.
Behörden, Verwaltung. Moskau ist Sitz eines Ober- und eines Bezirksgerichts, eines geistlichen Konsistoriums,
eines Comptoirs des heiligen Synod, der Konsulate verschiedener Staaten, darunter Generalkonsulate von Deutschland
[* 57] und Österreich-Ungarn,
[* 58] der Kommandos des Grenadierkorps und des 13. Armeekorps sowie verschiedener Divisionen und Brigaden derselben. In administrativer
Beziehung steht Moskau unter dem Generalgouverneur, in polizeilicher unter dem Oberpolizeimeister, der Stadtpräfekt
ist. Die Stadtvertretung (Duma; s. auch Gorod) besteht aus 180 Mitgliedern. 1893 betrugen die Einnahmen
8½, die Ausgaben 9 Mill. Rubel.
110 km westlich von Moskau, an der Eisenbahn Moskau-Brest und an der Straße von Smolensk nach Moskau, die hier von den Flüßchen Kolotscha
(Zufluß der Moskwa), Wojna und Stonez durchschnitten wird, mit etwa 128 E. und Post. - Zwischen B. und dem Orte Utiza lieferten die Russen unter Kutusow 7. 1812 Napoleon I. eine blutige Schlacht, gewöhnlich Schlacht an der Moskwa (s. d.)
Kreis Kolomna, an der Oka, mit einer Schiffswerfte, auf der alle zum Transport des Korns aus den getreidereichen Gegenden Mittel- und Südrußlands nach Moskau bestimmten Fahrzeuge
Gebiet der Oka, hat 2118,4 qkm, 108820 E., Weberei, Fabriken und Marmorbrüche. - 2) Kreisstadt im Kreis K., an der Mündung der Kolomenka in die Moskwa und an der Eisenbahn Moskau-Rjasan, hat
Klöster. M. hat 434 Kirchen, 82 Kapellen, 14 Mönchs-, 7 Nonnenklöster und 23 Friedhöfe. Unter den Kirchen sind 1 armenisch-gregorianische, 2 katholische
Benennung des ganzen mittlern Landstrichs von Großrußland, Großfürstensitze Rostow, Wladimir, Susdal und Moskau enthält, weshalb auch viele östliche Völkerschaften den russischen Monarchen den
77 km westsüdwestlich von Nishnij-Nowgorod, am rechten, hohen Ufer der Oka, und 13 km südlich von Gorbatowka, Station der Linie Moskau-Nishnij-Nowgorod der Großen Russ. Eisenbahn, hat
(in Petersburg und Moskau), 1 musikalisches Institut (in Warschau), 1 Hofsängerkapelle (in Petersburg), 27 Musik-, 3 Theater- und musikalisch-dramatische, 1 Opernschule, 1 kaiserl. Kunstakademie mit Kunstschule, 8 Zeichenschulen und Zeichenklassen, 1 elektrotechnisches Institut, 56 technische
Sergej Nikolajewitsch, Bruder von Fedor Nikolajewitsch G., geb. 1774, lebte seit 1799 als verabschiedeter Major in Moskau und starb 1847. Er gab 1808–21 den
"Russischen Boten"
heraus, der bis 1813 einen großen Einfluß im patriotischen Sinne gegen Napoleon ausübte.
Brücken. Die meist krummen Straßen gehen radienartig vom Kreml aus und sind durch Querstraßen sowie links von der Moskwa durch drei konzentrisch laufende Boulevards miteinander verbunden. Der Kreml
(s. d.), der älteste Teil der Stadt, liegt links und 43 m über der Moskwa auf dem Borowizkischen Hügel (s. Tafel: Russische Kunst II, Fig. 8)
56 Quellen wurden gefunden. Anzahl Quellen auf 30 begrenzen.