mehr
erklärten ihn geradezu für einen
Narren.
Um so bereitwilliger fielen ihm bald Leute der untersten
Klassen zu. Mohammeds
Angriffe
auf den
Götzendienst in
Predigten und die Besorgnis, daß darunter der Besuch des Heiligtums zu
Mekka, mithin ihr
Einkommen,
leiden möge, brachten die Koreischiten nicht wenig gegen den neuen
Propheten auf. Jedoch gelang es dem
Propheten, einige
Pilger aus Jathrib vom
Stamm Chazradsch zu gewinnen, die seine
Lehre
[* 3] in ihrer
Heimat bekannt machten.
Auf dem »Huldigungshügel« Akaba schlossen 73 Gläubige aus Jathrib einen
Treubund mit Mohammed
, infolge dessen zuerst seine
Bekenner, dann auch und
Abu Bekr
Mekka verließen, zumal sie
von einem Mordanschlag der Koreischiten unterrichtet wurden. Dies die später auf den 16. Juli 622 angesetzte
Hedschra oder
Flucht,
von der an die
Moslems ihre
Ära beginnen. Jathrib erhielt in der
Folge den
Namen al
Medina, »die Stadt (nämlich des
Propheten)«.
Hier stand Mohammed
nun an der
Spitze einer kriegerischen
Gemeinde, und als Häuptling und göttlicher
Prophet
gebot er unbedingt über die kleine
Schar seiner ausgewanderten Landsleute (Muhadschirin) und die meisten Medinenser: die
sogen. »Hilfsgenossen« (Ansar).
Hier baute er auch seine erste
Moschee, die das zweite Heiligtum des
Islam ward (das erste ist die »heilige
Moschee« in
Mekka,
das dritte die »entfernteste
Moschee« in
Jerusalem).
[* 4] Um die
Juden
Medinas für sich zu gewinnen, näherte
er sich denselben vielfach, wurde aber später, als sie ihm dauernd den
Glauben verweigerten, ihr entschiedener und erbitterter
Feind.
Bald nach seiner Ankunft in
Medina verheiratete sich der 50jährige Mohammed
mit
Abu Bekrs Tochter
Aischa, und
fortan mehrte sich die Zahl seiner
Frauen alljährlich.
Sein
Charakter zeigte sich fortan in weniger günstigem
Licht
[* 5] als bisher unter Verfolgungen und Mühsalen. Vor allem war er
darauf bedacht, die Koreischiten zu züchtigen
und sie mit
Gewalt zur
Bekehrung zu zwingen; er fing damit an, ihren
Karawanen
aufzulauern und so die Wege nach
Syrien und nach Jamama im Innern
Arabiens unsicher zu machen. Auf einem
dieser Beutezüge, 624, kam es zu dem blutigen
Kampf bei
Bedr, in welchem die Mekkaner unterlagen und Mohammeds
Todfeind
Abu
Dschahl fiel;
Mohammed
hatte während des
Kampfes in seinem
Zelt gebetet und nach dem
Glauben der
Moslems eben
dadurch den
Sieg entschieden. Im Frühjahr 625 rückten die Mekkaner 3000 Mann stark gegen
Medina heran;
Mohammed
hatte ihnen kaum 1000 Mann
entgegenzustellen. So kam es, daß in dem sich am
Berg Ohod bei
Medina entspinnenden
Kampf der
Prophet die erste
Niederlage erlitt.
Mohammed
selbst war unter den Verwundeten. Im
Sommer 627 wurde
Medina sogar von den Mekkanern belagert;
doch
ward die
Gefahr von Mohammed
teils durch einen um seine Stadt gezogenen
Graben, teils durch geschickte, den Feind teilende Unterhandlungen
abgewandt.
Ein Zug
Mohammeds
gegen die mit den Mekkanern verbündeten jüdischen
Stämme endete mit der
Hinrichtung von 700
Juden.
Dies war die blutigste von vielen Thaten der Rachsucht, die der
Prophet sich mit der Zeit erlaubte. Im Äußerlichen hielt
er es wie früher. Den einzigen
Luxus, den Mohammed
mit der Vergrößerung seiner Macht trieb, war die Erweiterung seines
Harems;
sonst wohnte, aß und kleidete er sich wie jeder gewöhnliche Araber. 628 wagte er mit einer großen
Schar nach
Mekka zu wallfahren; die Koreischiten wehrten ihm zwar anfangs den
Eintritt in das heilige Gebiet, doch kam sodann
ein zehnjähriger
Waffenstillstand und im März 629 die erste Pilgerfahrt Mohammeds
nach
Mekka
zu stande.
Wie weit sich Mohammeds
Pläne jetzt schon erstreckten, ersieht man daraus, daß er um diese Zeit an die
nahen und fernen
Fürsten, selbst an den
Kaiser in
Konstantinopel,
[* 6] die
Aufforderung ergehen ließ, den
Islam anzunehmen. Als
Mekka
einen mit Mohammed
verbündeten
Stamm befehdet hatte, konnte der
Prophet bereits 10,000 Mann gegen jenes aufbieten. Hierdurch eingeschüchtert,
traten 630 die Mekkaner zum
Islam über, worauf Mohammed
sämtliche Götzenbilder in der
Kaaba zertrümmern ließ.
Ein glänzender
Feldzug gegen die Takifiten- und Hawazinstämme im Südosten
Mekkas schloß sich unmittelbar an, und seitdem
war der
Sieg von Mohammeds
Sache in
Arabien entschieden. Er selbst kehrte nach
Medina zurück und empfing hier
die
Gesandten der verschiedenen
Stämme, welche ihm ihre
Huldigung darbrachten. Im März 632 unternahm er eine große Pilgerfahrt
nach
Mekka, an der zum erstenmal kein
Heide teilnehmen durfte. Das letzte Unternehmen, welches ihn beschäftigte, war ein großer
Kriegszug gegen die
Byzantiner, dessen Erfolg er aber nicht mehr erleben sollte.
Seit Ende April von heftigen Fieberschauern mit Phantasien heimgesucht, starb er 7. Juni 632 mittags. Er ward an der Stelle begraben, wo er gestorben war; sie befindet sich jetzt innerhalb der erweiterten Moschee zu Medina.
Vgl.
Weil, Mohammed
der
Prophet, sein
Leben und seine
Lehre (Stuttg. 1843);
Irving, History of Mahomet (Lond. 1850, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1850);
Muir, The life of Mahomet (Lond. 1858-61, 4 Bde.; neue Ausg. in 1 Bd. 1877);
Derselbe, Mahomet and Islam (neue Ausg. 1887);
Sprenger, Das
Leben und die
Lehre des Mohammed
(Berl. 1861-65, 3 Bde.);
Nöldeke, Das Leben Muhammeds (Hannov. 1863);
Delaporte, Vie de Mahomet (Par. 1874);
Krehl, Das Leben und die Lehre des Muhammed (Leipz. 1884, Bd. 1).