Minérva
(Menerva), die italische Göttin des Verstandes, des Nachdenkens und der Erfindsamkeit, die Schutzpatronin aller Fertigkeiten und Künste, insbesondere der Spinnerinnen und Weberinnen, der Walker, [* 2] Färber, Schuster, Zimmerleute, Musikanten, Bildhauer, Maler, Ärzte, Schauspieler, Dichter, der Schullehrer und namentlich auch der Schulkinder. Ihre ältesten und wichtigsten Heiligtümer lagen in Rom [* 3] auf den Höhen der Stadt: auf dem Kapitel, wo sie von dem ihr mit Jupiter und Juno gemeinsamen großen Tempel [* 4] das Schiff [* 5] zur Rechten des höchsten Gottes innehatte, dem Aventin, wo sich das Versammlungslokal der Dichter und Schauspieler befand, und auf dem Cälius.
Ihr Hauptfest waren die
Quinquatrus (s. d.). Im
Lauf der Zeit trat die griechische Auffassung immer mehr in den
Vordergrund,
indem Minérva
mit
Pallas
Athene
[* 6] identifiziert wurde. So geschah es jedenfalls im Hinblick auf die
Sieg und
Beute verleihende
Athene,
wenn ihr
Pompejus von der
Beute seiner
Feldzüge im
Orient einen
Tempel errichtete, und
Augustus hatte die
beratende
Athene im
Auge,
[* 7] wenn er die von
Cäsar erbaute
Julische
Kurie mit einer der Minérva
geweihten Vorhalle versah. Auch bildlich
wurde die römische Minérva
ganz der griechischen
Göttin entsprechend dargestellt (s.
Athene).