Miécourt
,
deutsch Mieschdorf (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). 485 m. Gem. und Pfarrdorf, zu beiden Seiten der dem Doubs zufliessenden Allaine und 4 km ö. der Station Alle der Linie Pruntrut-Bonfol. Postbureau, Telephon; Postwagen nach Courgenay und Alle. Zollamt 1 km n. vom Dorf an der Strasse Pruntrut-Miécourt-Ferrette. 113 Häuser, 481 Ew., wovon 358 französischer Zunge und 310 Katholiken. Kirchgemeinde, zum Dekanat Ajoie gehörend. Landwirtschaft. Uhrenindustrie, Herstellung von Holzschuhen, Holzhandel; eine Schrauben- und Eisenkammfabrik. Die Gemeinde grenzt an den Ober Elsass; die Landesgrenze geht n. vom buchenbestandenen Mont de Miserez (657 m) durch.
Der Boden der Gemeinde ist zwar stellenweise etwas sumpfig, eignet sich aber doch gut zum Landbau, der hauptsächlich von eingewanderten Bauern aus dem alten Kantonsteil betrieben wird, während sich die Eingebornen lieber der Uhrenindustrie zuwenden. Immerhin kehren auch diese seit der Krise im Uhrenhandel allmählig wieder zum Anbau der Scholle zurück. Den allgemeinen Charakter des Bodens zeigt schon der Name Mieschdorf (von miesch = Moos oder Sumpfland) an. 1136: Miécurt;
1137: Maticuria;
1308: Miekort;
1361;
Migisdorf. Die Edeln von Miécourt
sassen in einer von der Alle umflossenen festen
Burg, deren letzte Ueberreste erst 1900 verschwunden sind.
Als erste des im 15. Jahrhundert erloschenen
Geschlechtes erscheinen 1173 Rudolf von Miécourt
und 1338 als Bürgermeister des Dorfes Othenard de Miécourt.
Schloss und
Grundbesitz der Edeln gingen dann an die
Bischöfe von Basel
über. Damals war Miécourt
als «Burgstatt» ein nicht
unbeträchtlicher
Ort. Grundherren in Miécourt
waren neben dem
Bischof auch noch die
Klöster
Bellelay und
Lützel, welch' letzteres viele Aecker besass, von denen es den Zehnten erhob.
Ihm stand auch der hiesige Kirchensatz zu. Ein Teil des Bodens (die sog. «Colonges de Valangin») gehörte seit dem 14. Jahrhundert ferner noch den Grafen von Valangin, die hier neben dem bischöflichen Amtmann noch einen eigenen Meier unterhielten. Dieses Amt verwaltete das Edelgeschlecht von Spechbach, das ebenfalls eine feste Burg mit heute noch gut erhaltenen Mauern, Türmen und Gräben bewohnte. Infolge der häufig vorkommenden Streitigkeiten zwischen den bischöflichen und den gräflichen Beamten schlug der Fürstbischof von Basel 1624 dem Grafen von Neuenburg-Valangin einen Landtausch vor, der 1625 wirklich stattfand.
Damit zahlte jener dem
Grafen 3000
Gulden und trat ihm seine Rechte auf
Lignières ab, wofür er die «Colonges de
Valangin» in
Miécourt
und dazu noch die
Lehen von Beurnevesin und Perruse erhielt. Von da an blieb das Bistum Basel
bis 1793 in
Miécourt
alleiniger Grundherr. 1637 plünderten und verbrannten die Schweden unter Bernhard von Weimar das Dorf Miécourt:
Kirche, Pfarrhaus und die Mehrzahl der Wohnhäuser wurden ein Raub der Flammen, während sich die Bewohner auf die umliegenden
Anhöhen geflüchtet hatten.
Nach diesem Unglück
konnte Miécourt
erst 1669 wieder zur eigenen Pfarrei erhoben werden; die Kirche
wurde 1769-1772 neu aufgebaut und am unter dem Namen der Nativité de la Vierge geweiht. Sie ist in geschmackvollem
Stil gehalten und birgt neben 4 Altären eine aus dem Kloster
Lützel stammende, wertvolle eichene
Kanzel mit Schnitzarbeit,
sowie eine in Augsburg verfertigte prachtvolle Monstranz aus dem 17. Jahrhundert. Berühmt waren einst
die in Miécourt
gefeierten Volksfeste mit ihren originellen Gesängen und Rundtänzen. In der Pfarrwohnung wird ein wertvolles
Manuskript mit alten Weihnachtsliedern aufbewahrt, die auch im Druck veröffentlicht worden sind. Der Pfarrer und Dekan Berthold
in Miécourt
vergabte 1776 sein ganzes Vermögen zur Einrichtung einer Mädchenschule in diesem Dorf.