Massenausw
anderung,
s. Auswanderung. ^[= das vorübergehende oder dauernde Verlassen des Heimatstaates zum Zwecke der Wohnsitznahme in ...]
Massenauswanderung
3 Wörter, 37 Zeichen
Massenauswanderung,
s. Auswanderung. ^[= das vorübergehende oder dauernde Verlassen des Heimatstaates zum Zwecke der Wohnsitznahme in ...]
das offene und gesetzliche wie auch das heimliche Verlassen des Landes, welchem man durch Geburt oder festen Wohnsitz angehört, in der Absicht, unter völligem Aufgeben des bisherigen Vaterlandes und der staatsbürgerlichen und heimatlichen Rechte sich in einem neuen Vaterland anzusiedeln. Hiernach unterscheidet sich die Auswanderung vom länger dauernden Reisen dadurch, daß bei ihr, sei es infolge förmlicher Entlassung aus dem Staatsverband, oder sei es wegen über eine bestimmte Zeitdauer hinaus fortgesetzten ununterbrochenen Aufenthalts im Ausland, die seitherige Staatsangehörigkeit verlorengeht. So wird die deutsche Staatsangehörigkeit durch einen zehnjährigen Aufenthalt in der Fremde eingebüßt.
Hiergegen kann man sich jedoch schützen dadurch, daß man sich bei einem Reichskonsulat immatrikulieren läßt. Die genannte Frist von zehn Jahren kann durch Staatsvertrag auf fünf Jahre herabgesetzt werden, wenn die Staatsangehörigkeit inzwischen im fremden Land erworben wurde (sogen. Bancroft-Verträge, genannt nach dem frühern nordamerikanischen Gesandten Bancroft in Berlin, [* 4] der zuerst einen solchen Vertrag mit dem Norddeutschen Bund abgeschlossen hatte).
Die Auswanderer beabsichtigen, sich im neuen Heim eine dauernde Existenz zu gründen. Hierdurch unterscheiden sie sich von den Emigranten, unter welchen politische Flüchtlinge verstanden werden, die im Ausland eine vorläufige Zufluchtsstätte suchen. In der angegebenen Begrenzung wäre die Auswanderung aus Kolonialstaaten nach deren Besitzungen eine Auswanderung im eigentlichen Sinne nicht zu nennen, vielmehr eine Kolonisation; dennoch schließen wir auch diese Art von in unsre Betrachtung ein, weil nur ein Zusammenfassen aller Richtungen einen klaren Einblick in das Getriebe [* 5] einer überall regsamen Völkerbewegung geben kann.
In älterer Zeit, in welcher die Einzelwanderung durch Hemmnisse rechtlicher Art und durch mangelnde Verkehrsentwickelung (Schwierigkeit des Reisens, Unkenntnis fremder Länder) erschwert war, kamen Auswanderungen mehr in der Form von Massenwanderungen vor. Das Mutterland gab einen Teil seiner Bewohner zur Gründung von Kolonien ab, besiegte Völker wurden von den Siegern nach einer andern Gegend verpflanzt (Juden), ein Volk wurde durch ein andres aus seinen Wohnsitzen verdrängt, oder es wanderte, um anderwärts ein besseres Heim zu finden (Völkerwanderung, eine derselben ähnliche Erscheinung weist die moderne Zeit im »Trekken« der Boers in Südafrika [* 6] wie in der Wanderung der Mormonen von Nauvoo nach Utah auf).
Beispiele erzwungener Auswanderung aus späterer Zeit sind die Verjagung der Mauren aus Spanien, [* 7] der französischen Protestanten unter Ludwig XIV., der Salzburger unter Erzbischof Firmian. In der neuern Zeit ist der Besuch fremder Länder durch Erweiterung der persönlichen Freiheitsrechte (Aufhebung der Hörigkeit, Gewährung freien Reiserechts, Wegfall einer großen Zahl polizeilicher Reiseerschwerungen) sowie durch eine großartige Verkehrsentwickelung außerordentlich erleichtert, und es trägt infolgedessen die moderne Auswanderung fast ausschließlich den Charakter der freiwilligen Einzelwanderung.
Die Motive, welche zum Aufgeben der Heimat veranlassen, können sehr verschiedene sein: religiöse, politische, ökonomische. Während die beiden ersten in früherer Zeit mächtige Triebfedern waren, ist in der Jetztzeit fast ausschließlich der Wunsch nach Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse maßgebend. Die Stärke [* 8] der Auswanderung wird hiernach zunächst bedingt durch die Schwierigkeit, sich in der Heimat eine befriedigende Existenz zu schaffen. So kann eine länger dauernde Notlage ganze Scharen von Auswanderern über die Grenze treiben.
Hatte doch Irland nach 1840 in kurzer Zeit über 30 Proz. seiner Bevölkerung [* 9] durch Auswanderung verloren. Allerdings ist die Dichtigkeit der Bevölkerung nicht ausschließlicher Maßstab [* 10] für die Schwierigkeit des Erwerbs, der unter Umständen durch Zunahme der Bevölkerung geradezu erleichtert werden kann. Auch in dünn bevölkerten Ländern kann infolge von Unfruchtbarkeit des Bodens, unzureichender Entwickelung von Industrie, Handel und Verkehr oder auch von besondern Rechtsgestaltungen (Bildung von Fideikommissen und Latifundien) die Ernährung eine sehr schwierige sein, wie denn in Deutschland [* 11] die Auswanderung aus Mecklenburg [* 12] und Pommern [* 13] eine stärkere ist als aus der Rheinprovinz. [* 14] Dann hängt die Auswanderung ab von den Aussichten, welche sich außerhalb des Heimatslandes bieten. Einen Beleg dafür gibt die Geschichte der wirtschaftlichen Zustände Nordamerikas in den letzten Jahren. Ganz in dem Maß, wie sich dieselben mehr oder wenig günstig gestalteten, ¶
ist die Ziffer der Einwanderer aus Europa [* 16] gestiegen oder gefallen. Von großem Einfluß auf die Auswanderung ist die ganze geschichtliche Entwickelung eines Volks. So zeichnet sich die kinderreiche germanische Rasse durch einen traditionellen Wandertrieb aus, während der größte Teil der Slawen zwar zum Wandern innerhalb der Grenzen [* 17] des eignen Landes geneigt genug ist, zum Auswandern sich aber nur schwer entschließt. Von den romanischen Völkern sind die seßhaftesten die Franzosen, während der Italiener wieder leichter sein Vaterland verläßt.
Die deutsche Auswanderung nach Osten, d. h. nach Rußland, Ungarn [* 18] und Siebenbürgen, wurde angeregt durch die Herrscher jener Länder, welche menschenleere Gebiete zu bevölkern und ihre halbbarbarischen Unterthanen durch deutsche Kultur auf eine höhere Stufe zu heben gedachten. Die deutsche Auswanderung nach Westen, namentlich nach Nordamerika, [* 19] wurde ursprünglich veranlaßt durch politische und religiöse Bedrückung, durch Kriegs- und Hungersnot. Die große Hungersnot 1816-17 hob die bisher auf wenige Tausende beschränkte Auswanderung plötzlich auf 20,000 Seelen.
Dann sank letztere wieder, bis die Reaktionsperiode der 30er Jahre eine neue Steigerung brachte, die 1847 ihren Kulminationspunkt erreichte. Einen plötzlichen Sprung machte die Auswanderung abermals 1852, gelangte 1854 zu einer früher nicht annähernd dagewesenen Ziffer (127,694), um dann wieder rasch zu sinken, bis sie infolge des amerikanischen Bürgerkriegs 1861 auf die niedrigste Stufe (30,939) herabging. Die Beendigung dieses Kriegs ließ die Auswanderung schnell steigen, einen noch mächtigern Anstoß gab der Krieg von 1866, während der von 1870 bis 1871 ein schnelles Nachlassen zur Folge hatte. Kaum aber war der Krieg beendet, so hob sich die Auswanderung wiederum, bis sie 1872 das Maximum von 125,650 erreichte. Die auch Amerika [* 20] heimsuchenden Krisen hemmten den Auswanderungsstrom von neuem, bis der wunderbare wirtschaftliche Aufschwung der Union 1880 denselben zu einer alles früher Dagewesene überbietenden Mächtigkeit anschwellte (s. unten).
Die britische Auswanderung hat ihren Grund zwar zum Teil in ähnlichen Verhältnissen gehabt, zuerst in religiöser Unterdrückung, Hungersnot (1846); vornehmlich aber ist sie gefördert worden durch den britischen Kolonialbesitz [* 21] und durch die mit Nordamerika bestehende Stammesverwandtschaft. Seit 1863 sank die britische Auswanderung nur einmal (1877) unter 100,000. Nicht absolute Bevölkerungsdichtigkeit, wohl aber das Unvermögen einer sich schneller als andre mehrenden Volkszahl, unterstützt durch große Vertrautheit mit dem Meer, veranlaßt die skandinavischen Völker zur Übersiedelung nach überseeischen Ländern.
Und wenn die Schweiz [* 22] und Italien [* 23] jährlich verhältnismäßig hohe Kontingente zur Auswandererziffer liefern, so ist der Grund bei den einen wohl in dem höher entwickelten Unternehmungsgeist, bei den andern in einer gewissen Beengtheit und dadurch geschaffenen mißlichen Lage zu suchen. Österreich-Ungarn [* 24] hat noch weite Striche innerhalb seiner Grenzen zu bevölkern, noch mehr Rußland, bei welchem die Auswanderung sogar durch die Einwanderung übertroffen wird, während Frankreichs geringe Bevölkerungszunahme fast vollständig Raum findet in der durch stetige Kapitalbildung erweiterten und verbesserten Werkstatt des Volkslebens. Diese günstigen Bedingungen haben dem industriereichen Belgien [* 25] sogar schon seit Jahren eine beträchtliche Zuwanderung verschafft. Der beschränkte Raum der Heimat sendet alljährlich Scharen chinesischer Auswanderer nach allen Richtungen ins Ausland, wo diese mäßigen und arbeitsamen Menschen in erfolgreiche, ja bedrohliche Konkurrenz mit europäischer Arbeit treten.
Wie die beiden Faktoren: Volksvermehrung und die Möglichkeit, den Anforderungen zu genügen, welche eine steigende Bevölkerung an das Leben stellt, die Auswanderung beeinflussen, mag nachstehende Tabelle zeigen:
Staaten | Geburtenüberschuß | Auswanderung | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Beobachtungsperiode | Zahl der Jahre | Mittl. Bevölkerungsziffer der Periode | Wirkliche Zahl für alle Jahre der Periode | Jährlich auf 1000 Einw. | Beobachtungsperiode | Zahl der Jahre | Wirkliche Zahl für alle Jahre der Periode | Jährlich auf 1000 Einw. | |
Großbritannien u. Irl. | 1872-82 | 11 | 33627000 | 4773946 | 13.89 | 1872-82 | 11 | 2142458 | 6.90 |
Deutschland | 1872-82 | 11 | 43767000 | 5927458 | 12.63 | 1872-82 | 11 | 923655 | 1.93 |
Italien | 1872-81 | 10 | 27630000 | 2020789 | 7.31 | 1876-82 | 7 | 255852 | 1.14 |
Schweden | 1871-81 | 11 | 4367000 | 587901 | 13.48 | 1871-81 | 11 | 148493 | 2.94 |
Norwegen | 1871-81 | 11 | 1833300 | 279225 | 14.23 | 1872-82 | 11 | 126914 | 6.35 |
Österreich | 1870-80 | 11 | 21270000 | 1818001 | 7.77 | 1870-80 | 11 | 77605 | 0.33 |
Dänemark | 1871-80 | 10 | 1877000 | 224300 | 11.95 | 1872-82 | 11 | 54258 | 2.56 |
Schweiz | 1871-80 | 10 | 2757000 | 201618 | 7.31 | 1872-82 | 11 | 53714 | 1.73 |
Frankreich | 1873-81 | 8 | 36887000 | 952488 | 3.23 | 1872-77 | 6 | 31692 | 0.13 |
Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß die relative Stärke der deutschen Auswanderung vielfach überschätzt wird. Namentlich wird dies klar, wenn wir die drei Teile des britischen Königreichs gesondert betrachten. Denn in der Periode 1871-82 nimmt Deutschland unter sieben Staaten erst den sechsten Platz ein. Es stellt sich nämlich für jene Zeit die mittlere Zahl der Auswanderer, auf 1000 der mittlern Bevölkerung berechnet, bei Irland auf 1101, Norwegen [* 26] 635, Schottland 531, England 438, Dänemark [* 27] 256, Deutschland 193 und Schweiz 173. Deutschland stellt sich ferner für 1871-81 zu Schweden wie 170:294, für 1872-81 zu Portugal wie 169:318.
Daß die den Staaten, zu denen sie sich wendet, in der Regel einen Vorteil bringt, ist leichtverständlich. Zur Auswanderung entschließen sich vorwiegend jüngere und kräftigere Elemente. So war in den 70er Jahren das Verhältnis des männlichen Geschlechts zum weiblichen bei den Auswanderern = 126:100, bei der Reichsbevölkerung nur 103:100, und es kamen von je 1000 Auswanderern der Jahre 1880 und 1881:
solche von | bei den Auswanderern | bei der ganzen Bevölkerung |
---|---|---|
0-20 Jahren | 427 | 443 |
20-40 Jahren | 472 | 293 |
40 Jahren und mehr | 101 | 264 |
In der neuern Zeit wandern mehr ganze Familien aus als früher. Infolgedessen ist der Prozentanteil des weiblichen Geschlechts und der Kinder gestiegen. Dann kommen die Auswanderer auch nicht ganz mittellos in das fremde Land. Kapp berechnet, daß die Vereinigten Staaten [* 28] allein von Deutschland ¶
in 50 Jahren 500 Mill. Thlr. bar und 1751 Mill. Thlr. an Kapitalwert gewonnen haben, und daß Europa täglich rund 1 Mill. Doll. durch seine Auswanderer an die Union abgibt. Nach andern Schätzungen hat Deutschland in diesem Jahrhundert durch seine Auswanderer an Vermögen und fahrender Habe 1½, in dem an die Auswanderer aufgewendeten Erziehungskapital 2, zusammen also 3½ Milliarden Mk. eingebüßt. Diese Summen beruhen wohl aus allzu hohen Schätzungen. Denselben stehen die Summen gegenüber, welche durch Einwanderung gewonnen werden.
Das Erziehungskapital ist freilich verloren, oder es hätten die Eltern der Auswanderer ohne den Erziehungsaufwand ein bequemeres Leben führen können. Nachdem nun aber einmal die Kinder erzeugt und erzogen sind, fragt es sich nur, ob ihre Kräfte anderweit hätten wirtschaftlich verwandt werden können. Ist dies nicht der Fall, wären sogar die Auswanderer der Gesellschaft zur Last gefallen, so ist der durch die Auswanderung entstehende Verlust an Erziehungskapital nicht weiter zu beklagen.
Wird zwar die augenblickliche Bevölkerungszahl durch die Auswanderung gemindert, so wird oft, und zwar gerade bei den wanderlustigsten Nationen, die entstandene Lücke rasch wieder ausgefüllt. Einen positiven Gewinn kann die Auswanderung dem Mutterland dadurch bringen, daß sie die Grundlage einer dauernden Handelsverbindung bildet. Dies wird insbesondere dann leicht der Fall sein, wenn die Auswanderer sich Ländern zuwenden, in welchen eine verwandte Nationalität mit gleicher Sprache, [* 30] Sitte und Kultur vorherrscht, oder wenn sie auch nur unter fremden Völkern durch festes, selbstbewußtes Auftreten und wachsende Zahl ihrer Nationalität mehr und mehr Geltung zu verschaffen wissen. Dies haben insbesondere die Briten verstanden und dadurch ihre Weltmachtstellung über alle Meere ausgebreitet, während leider die Deutschen in der Regel nach kürzerm oder längerm Verweilen in den sie umgebenden fremden Nationalitäten gänzlich aufgegangen sind.
Die Auswanderungspolitik des Staates trägt heute einen wesentlich andern Charakter als noch vor 100 Jahren. Standen der Auswanderung im Mittelalter vielfach Rechte Dritter im Weg (Hörigkeit), so suchte man sie später, insbesondere in der Blütezeit des Merkantilsystems, durch Verbot und Abgaben (Gabella emigrationis) zu beschränken, um dem Land eine größere Volkszahl zu erhalten. Vielfach wurde die heimliche Auswanderung, insbesondere aber das Anwerben und Verleiten zur Auswanderung, mit strengen Strafen, selbst mit »Leibes- und Lebensstrafen«, bedroht (vgl. Bevölkerung).
Heute dagegen ist die in den Kulturländern ganz freigegeben, sofern nicht durch dieselbe die gegen den Staat zu erfüllenden Pflichten (Militärpflicht) verletzt werden. Der Grundsatz der Auswanderungsfreiheit ist im deutschen Bundes- (jetzt Reichs-) Gesetz vom ausdrücklich anerkannt. Der von einem Lande des Reichs in das andre (gewöhnlich Überwanderung genannt) werden überhaupt keine Schwierigkeiten in den Weg gestellt. Auch die Entlassung aus dem Reichsverband darf in Friedenszeiten niemand versagt werden, der seinen Pflichten als Angehöriger des Militär- oder des Beamtenstandes genügt hat.
Aktiven Militärpersonen ist die Entlassung unbedingt zu versagen, andern kann dieselbe nur unter gewissen Voraussetzungen erteilt werden. Heimliche Auswanderung solcher Personen bedrohen die § 140 u. 360, Abs. 3 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Strafe. Ebenso ist die geschäftsmäßige Verleitung zum Auswandern durch Vorspiegelung falscher Thatsachen und durch Täuschung strafbar (§ 144). Die heutige Auswanderungspolitik ist mehr darauf gerichtet, im Interesse der Auswanderer selbst geeignete Maßregeln zu ergreifen durch gesetzliche Bestimmungen über die Thätigkeit von Auswanderungsagenten, Anstellung von Beamten zur Beaufsichtigung des Auswanderungswesens an Seeplätzen, Schutz der Ausgewanderten in fremden Ländern etc. Dazu tritt noch in der neuern Zeit das Bestreben, den Auswandererstrom dahin zu leiten, wo er dem Mutterland ersprießliche Dienste [* 31] leisten könne (vgl. Kolonien).
In den Bereich der Staatsthätigkeit gehört auch die Führung einer geordneten Auswanderungsstatistik, wie sie auf Grund der Listen von Auswandererschiffen, dann auf Grund ausgestellter Pässe und Entlassungsurkunden aufgestellt werden kann. Allerdings muß, da Reisende und Auswanderer nicht immer streng zu scheiden sind, auf volle Genauigkeit verzichtet werden, wie denn auch die in Nordamerika geführten Listen mit den europäischen keineswegs immer übereinstimmen.
Preußen [* 32] nahm schon 1847 die Auswanderungsangelegenheit in die Hand, [* 33] dann 1848 die deutsche Nationalversammlung, 1850 die deutsche Union, wodurch ein besonderes Auswanderungs- und Kolonisationsamt eingesetzt werden sollte. Mit der Union scheiterte auch dieser Plan. Jetzt beschäftigt sich die Regierung des Deutschen Reichs insoweit mit der Auswanderung, daß sie einen Reichskommissar bestellt, dem die Überwachung der deutschen Auswandererschiffe zum Zweck der Erfüllung der vorgeschriebenen Regulative unterstellt ist.
Auf den Gewerbebetrieb der Auswanderungsunternehmer und -Agenten finden die Bestimmungen der deutschen Gewerbeordnung keine Anwendung. Die für denselben erforderliche gesetzliche Regelung bleibt der Landesgesetzgebung überlassen, welche dann auch an der meist schon früher eingeführten Konzessionspflicht festgehalten hat. Die private Thätigkeit hat sich der Auswanderungsfrage in vielen Ländern zugewandt. Von den seit 1843 gegründeten Gesellschaften sind zu nennen: der Auswanderungsverein in Düsseldorf [* 34] (1843), dann (1848) Vereine zu Dresden [* 35] u. Leipzig, [* 36] der Nationalverein für deutsche Auswanderung zu Frankfurt [* 37] a. M. mit Zweigvereinen in Darmstadt, [* 38] Reutlingen, [* 39] Karlsruhe, [* 40] Limburg, [* 41] Wiesbaden, [* 42] der Verein zur Zentralstation deutscher Auswanderung und Kolonisation zu Berlin (1849), der Verein zur geistlichen Fürsorge für die deutschen Auswanderer in den westlichen Staaten der Union (1852). Bestimmte Gebiete faßten ins Auge: [* 43] der Deutsche [* 44] Adelsverein für Texas (1844), der Preußische Verein für die Mosquitoküste, der Bülowsche für Zentralamerika, [* 45] der Stuttgarter für Chile, [* 46] ein Verein für Westaustralien, der Kolonisationsverein für Südbrasilien (1849) in Hamburg, [* 47] der von allen jenen allein noch besteht. In neuester Zeit haben der Zentralverein für Handelsgeographie, der Westdeutsche Verein, der Münchener Verein sich mit der Auswanderungsfrage wenigstens insoweit beschäftigt, als sie die deutsche in geeignete Gebiete zu lenken strebten. Auch in den Häfen, in welchen sie landen, finden die Auswanderer vielfach Schutz und Beihilfe durch gemeinnützige Vereine. In New York besteht zum Schutz derselben eine eigne offizielle Einwanderungskommission, welcher auch die Vorsitzenden der deutschen und der irländischen Gesellschaft angehören.
Deutschland hat schon seit den frühsten Zeiten Auswandererzüge über seine Grenzen nach Osten und Südosten entsandt. So wurden die östlichsten ¶
Nr. | Ergebnis | Auswanderung |
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1 | ****** | Aus|wan|de|rung, die; -, -en <Pl. selten>: das Auswandern; Emigration. |
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Auswanderung
Kolonisationsgesellschaften, s. Auswanderung
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Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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52.189 | Auswanderung | Kolonisation | Wappäus | (Lpz. 1846) |
2.164 | Auswanderung | F. Kapp | Über A. | (das. 1871) |
2.164 | Auswanderung | v. Bülow | A. und Kolonisation | (Berl. 1849) |
2.164 | Auswanderung | Ratzel | Die chinesischem | (Bresl. 1876) |
52.189 | Auswanderung | Ratzel | Die chinesische A. | (Bresl 1876) |
53.445 | Brasilien | Lehmann | Die deutsche Auswanderung | (Berl. 1861) |
10.289 | Kuli | Ratzel | Die chinesische Auswanderung | (Berl. 1876) |
54.222 | Chinesenfrage | Ratzel | Die chines. Auswanderung | (Bresl. 1875) |
2.164 | Auswanderung | Gäbler | Deutsche A. und Kolonisation | (das. 1850) |
52.189 | Auswanderung | Scalabrini | L'emigrazione italiana in America | (Piacenza 1888) |
52.189 | Auswanderung | . | Reise durch Nordbrasilien i. J. 1859 | (2 Bde., ebd. 1860) |
52.189 | Auswanderung | Lammers | Die deutsche A. unter Bundesschutz | (ebd. 1869) |
52.189 | Auswanderung | Fabri | Bedarf Deutschland der Kolonien? | (Gotha 1879) |
52.189 | Auswanderung | Hübbe-Schleiden | Überseeische Politik | (2 Tle., Hamb. 1881-83) |
2.164 | Auswanderung | Sturz | Die Krisis der deutschen A. | (Berl. 1862) |
2.164 | Auswanderung | Lammers | Die deutsche A. unter Bundesschutz | (Berl. 1869) |
2.164 | Auswanderung | Duval | Histoire de l'émigration européenne, asiatique et africaine | (Par. 1862) |
52.189 | Auswanderung | Fr. Kapp | Geschichte der deutschen Einwanderung in Amerika, Bd. 1 | (Lpz. 1868): |
52.189 | Auswanderung | Becker | Unsere Verluste durch Wanderung | (ebd., 11. Jahrg., 1887) |
2.164 | Auswanderung | Wappäus | Die deutsche A. und Kolonisation | (Leipz. 1846 u. 1848) |
52.189 | Auswanderung | Heyder | Beiträge zur Frage der A. und Kolonisation | (Langensalza 1894) |
52.189 | Auswanderung | . | Die preuß. A. und Einwanderung seit dem J. 1844 | (Düsseld. 1879) |
9.959 | Kolonien | Roscher | K., Kolonialpolitik und Auswanderung | (3. Aufl. mit Jannasch, Leipz. 1885) |
52.189 | Auswanderung | Avé-Lallemant | Reise durch Südbrasilien i. | J.1858(_{2} Bde., ebd. 1859) |
2.164 | Auswanderung | Roscher, Kolonien | Kolonialpolitik und A. | (3. Aufl., mit Jannasch, Leipz. 1885) |
51.862 | Argentinische Republik | Latzina | Die A. R. als Ziel der europ. Auswanderung | (ebd. 1883) |
52.189 | Auswanderung | J. Duval | Histoire de l'èmigration européenne, asiatique et africaine au XIXe siècle | (ebd. 1862) |
52.189 | Auswanderung | Leroy-Beaulieu | De la colonisation chez les peuples modernes | (ebd. 1874; 3. Aufl. 1886) |
52.189 | Auswanderung | F. Latzina | Die Argentinische Republik als Ziel der europ. A. | (Buenos-Aires 1883) |
2.164 | Auswanderung | Bödiker | Die preußische A. und Einwanderung seit dem Jahr 1844 | (Düsseld. 1879) |
52.189 | Auswanderung | Bokemeyer | Das Auswanderungswesen in der Schweiz, in Belgien, England und Deutschland nach offiziellem Schriftenmaterial | (Berl. 1892) |
13.594 | Ratzel | "Die chinesische Auswanderung" | (Bresl. 1876) | |
16.457 | Weber | "Algerien und die Auswanderung dahin" | (das. 1854) | |
52.189 | Auswanderung | von Philippovich, Artikel A. im | "Handwörterbuch der Staatswissenschaften" | Bd. 1 (Jena 1890) |
52.189 | Auswanderung | Schippel | Das moderne Elend und die moderne Übervölkerung | (Lpz. 1883) |
17.471 | Hernsheim | "Kolonien, Kolonialpolitik und Auswanderung" | (mit Roscher, Leipz. 1885) | |
16.385 | Wappäus | "Deutsche Auswanderung und Kolonisation" | (Leipz. 1846 u. 1848, 2 Tle.) | |
2.159 | Auswanderung | "Leibes- und Lebensstrafen" | bedroht (vgl. Bevölkerung). dann (1848) | |
52.189 | Auswanderung | Statistik des Deutschen Reichs | Monats- und Vierteljahrshefte | (Berl. 1894 und früher) |
52.189 | Auswanderung | Legoyt | L'Èmigration européenne, son importance, ses causes, ses effects | (Par. 1861) |
2.164 | Auswanderung | J. ^[Julius] Fröbel | Die deutsche A. und ihre national- und kulturhistorische Bedeutung | (das. 1858) |
63.969 | Roemer | "Texas mit besonderer Rücksicht auf die deutsche Auswanderung " | (Bonn 1849) | |
53.445 | Brasilien | "Instituto historico-geografico Brasileiro" | herausgegeben wird. Über die Auswanderung nach B. vergleiche: | |
52.189 | Auswanderung | Sturz | Die Krisis der deutschen A. und ihre Benutzung für jetzt und immer | (Berl. 1862) |
52.189 | Auswanderung | . | Natur- und Kulturstudien über Südamerika und seine Bewohner, mit besonderer Berücksichtigung der Kolonisationsfrage | (Dresd. 1868) |
13.923 | Römer | "Texas, mit besonderer Rücksicht auf deutsche Auswanderung und die physikalischen Verhältnisse des Landes" | (Bonn 1849) | |
52.189 | Auswanderung | Berichte | Auftrage des Vereins für Socialpolitik herausgegeben | (Bd. 52 der Schriften des Vereins, Lpz. 1892) |
52.189 | Auswanderung | E. von Weber | Die Erweiterung des deutschen Wirtschaftsgebiets und die Grundlegung zu überseeischen deutschen Staaten | (Lpz. 1879) |
52.189 | Auswanderung | Smith | The influence of immigration on the United States of America | (im "Bulletin de L'Institut international de statistique", Bd. 3, Jahrg. 1888) |
62.807 | Padua | Die Universität | 1222 als Generalstudium durch Auswanderung von Scholaren aus Bologna entstanden, geriet durch die Tyrannei Ezzelinos | (1237–59) |
52.189 | Auswanderung | W. Schultz | Studien über agrarische und physikal. Verhältnisse in Südbrasilien im Hinblick auf die Kolonisation und die freie Einwanderung | (Lpz. 1865) |
13.960 | Roscher | "Kolonien, Kolonialpolitik und Auswanderung" | (2. Aufl., das. 1856; 3. Aufl. mit Beiträgen von Jannasch, das. 1885) | |
55.125 | Deutschland | 11532 über Antwerpen | 1918 über Rotterdam und Amsterdam. Am meisten beteiligt war bei der Auswanderung das Alter von 21 bis 30 Jahren, nämlich mit 24678 | (14979 männl., 9699 weibl.) |
52.189 | Auswanderung | Bödiker | Die A. und die Einwanderung des preuß. Staates | (in der "Zeitschrift des Preußischen Statistischen Bureaus", ebd. 1873) |
52.189 | Auswanderung | Roscher, Kolonien | Kolonialpolitik und A. | (ebd. 1848; 3. Aufl. 1885 mit der Abhandlung von R. Jannasch, "Deutsche A. und deutsche Ackerbaukolonisation") |
10.432 | Lammers | "Elberfelder Zeitung" und besorgte 1866-83 die Redaktion des "Bremer Handelsblatts" | Durch Vorträge und zahlreiche Broschüren (über Freihandel, Auswanderung, Moorrauch, Armenwesen, Trunksucht, Sonntagsfeier etc.) | |
17.206 | Daae | "Normänds Üdvandringer til Holland og England" | ("Die Auswanderung der Norweger nach Holland und England", 1880) | |
60.511 | Kolonien | Roscher | K., Kolonialpolitik und Auswanderung | (2. Aufl., Lpz. und Heidelb. 1856; 3. Aufl. von Roscher und Jannasch, Lpz. 1885) |
52.189 | Auswanderung | Herzog | Was fließt den Vereinigten Staaten von Amerika durch die Einwanderung zu, und was verliert Deutschland durch überseeische A.? | (im "Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich" hg. von Schmoller, 9. Jahrg., Lpz. 1885) |
42.222 | FUSIO | Pfarrdorf | Abschnitt des Val Lavizzara, am SO.-Fuss des Pizzo di Rodi und 44 km nnw. Locarno. Postablage, Telegraph; Postwagen Locarno-Fusio. 41 Häuser, 161 kathol. Ew. Viehzucht. Bereitung von Fettkäse. Durch beständige Auswanderung nach Amerika und in die Städte des Kantons Tessin nimmt die Anza | (2443 m) |
45.540 | SIGIRINO | Besteht aus Osignano | Vianco und einem Teil von Taverne Superiore; zusammen 56 Häuser, 236 kathol. Ew. Pfarrei. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Temporäre Auswanderung der Männer als Maurer, Maler und Gipser in die übrigen Kantone. Hauptort des Kreises Taverne. Die Gemeinde liegt am Eingang ins Val Cusello, dessen | (1690-1775) |
42.310 | GHIRONE | Pfarrweiler | Val Blenio und am linken Ufer des Brenno, 29 km n. der Station Biasca der Gotthardbahn. 23 Häuser, 81 kathol. Ew. Alpwirtschaft. Periodische Auswanderung nach Frankreich. Hier münden von N. her das Val Camadra und von O. her das Val Luzzone aus, die beide den Uebergang über die Greina un | (2360 m) |
7.302 | Gewerkvereine | Geschenk bei Arbeitslosigkeit | 10 Schill. wöchentlich während 14 Wochen, 7 Schill. für jede der folgenden 10 Wochen, 6 Schill. für jede der darauf folgenden 10 Wochen; b) bei Krankheit, 10 Schill. wöchentlich in den ersten 26 Wochen, 5 Schill. nachher, solange die Krankheit dauert; c) bei Auswanderung, unter gewissen |
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