Marschner
,
Heinrich, Komponist, geb. zu Zittau, [* 2] verriet schon früh Spuren eines bedeutenden musikalischen Talents, bezog 1813 die Universität Leipzig, [* 3] um die Rechte zu studieren, widmete aber den größten Teil seiner Zeit der Musik und ward endlich durch den Kantor der Thomaskirche, Schicht, ganz für diese gewonnen. Er bildete sich zunächst zum Klaviervirtuosen aus, verlebte von 1817 ¶
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an mehrere Jahre in Wien, [* 5] hier namentlich mit Kompositionsstudien sich beschäftigend, und in Ungarn, [* 6] wo er seine ersten Opern komponierte. Eine derselben, »Heinrich IV. und Aubigné«, schickte er an K.
Marschner
v. Weber in Dresden,
[* 7] der sie 1819 mit Beifall zur
Aufführung brachte. 1822 ließ er sich selbst in Dresden nieder, wo Weber ihm im folgenden Jahr die Stelle
eines Musikdirektors an der Hofoper verschaffte. Nachdem er diese Stellung 1827 aufgegeben, ging er als Kapellmeister nach
Leipzig und folgte 1831 einem Ruf als Hofkapellmeister nach Hannover,
[* 8] in welcher Stellung er bis 1859 thätig war. Als Generalmusikdirektor
pensioniert, begab er sich 1860 nach Paris,
[* 9] um seine neueste und letzte Oper, »Hjarne«, dort zur Aufführung
zu bringen, was ihm indessen nicht gelang. Er starb in Hannover.
Marschners
Bedeutung liegt vorwiegend in seinen Opern, die ein echt deutsches Gepräge tragen und sich insbesondere eng an
die Webersche Romantik anschließen. Er erscheint auf diesem Gebiet ebenso glücklich in der Schilderung
bewegter Seelenzustände wie auch des Volkstümlichen und Humoristischen. Als seine Meisterwerke sind zu nennen: »Der Vampir«
(1828),
»Der Templer und die Jüdin« (nach W. Scotts »Ivanhoe«, 1829) und »Hans Heiling« (1833),
die letztere Oper ohne Zweifel
Marschners
abgerundetstes und selbständigstes Werk. Weitere Opern von ihm sind: »Der Kyffhäuserberg«,
»Adolf von Nassau«, »Austin«, »Das Schloß am Ätna«,
[* 10] »Der Holzdieb«, »Der
Bäbu«, »Des Falkners Braut« u. a. Außerdem schrieb Marschner
zahlreiche Lieder für eine und mehrere Stimmen (auch in den Opern tritt
seine ungemeine Begabung für charakteristische Liedform hervor), Chorgesänge, Quartette, Klavier- und Orchesterwerke.
Als Künstler wie als universell gebildeter Mensch allgemein geschätzt, hat Marschner
namentlich in Hannover, wo ihm neuerdings vor
dem Hoftheater ein Denkmal errichtet worden ist, eine große Zahl warmer Verehrer hinterlassen. - Seine erste Gattin, Marianne,
geborne Wohlbrück, geb. zu Hamburg,
[* 11] war früher als Sängerin in Darmstadt,
[* 12] später in Leipzig
angestellt, wo sie sich 1826 mit Marschner
verheiratete; sie starb 1834. Seine zweite, ihn überlebende Gattin, die Sängerin Therese
Janda, verheiratete sich später mit dem Komponisten Otto Bach (s. d., S. 212) und starb