Marnix
,
Philipp van, Herr von Saint-Aldegonde, niederländ. Schriftsteller u. Staatsmann, geb. 1538 zu Brüssel, [* 2] studierte in Genf [* 3] unter Calvin und Beza Theologie, an andern Hochschulen die Rechte und ging zur reformierten Kirche über. Seit 1560 in sein Vaterland zurückgekehrt, wirkte er eifrig für die Reformation und nahm thätigen Anteil an dem Aufstand der Niederlande [* 4] 1566. Er verfaßte die sogen. Kompromißakte von Breda, in welcher die niederländischen Edelleute Glaubens- und Kultusfreiheit wahrten und gegen die Einführung der Inquisition protestierten.
Bei Albas Ankunft 1567 floh er nach Deutschland [* 5] und trat in pfälzische Dienste, [* 6] wurde aber vom Prinzen Wilhelm von Oranien zurückgerufen, 1572 zur ersten Versammlung der Staaten von Holland als sein Vertreter nach Dordrecht [* 7] geschickt und zum Militärkommandanten mehrerer Plätze ernannt. Bei der Einnahme von Maaslandssluys 1573 geriet er in spanische Gefangenschaft, ward aber 1574 gegen Bossu ausgetauscht. Er vertrat hierauf die aufständischen Niederlande an den Höfen zu Paris [* 8] und London, [* 9] half die Universität Leiden [* 10] gründen, wohnte 1578 dem Reichstag in Worms [* 11] bei, wo er eine berühmte Rede hielt, hatte an der Utrechter Union hervorragenden Anteil und wurde 1583 Bürgermeister von Antwerpen. [* 12]
Da er diese Stadt nach 13monatlicher
Verteidigung gegen die
Spanier 1585 übergab und wegen seiner Leichtgläubigkeit
und Nachgiebigkeit gegen die
Spanier heftige
Angriffe erfuhr, zog er sich von den öffentlichen
Geschäften zurück; übernahm
aber 1590 wieder eine
Mission nach
Paris. Hierauf lebte er auf seinem
Landgut in
Zeeland und in
Leiden, wo
er an einer Übersetzung
der
Bibel
[* 13] arbeitete und starb. Marnix
wird als Mitbegründer jenes kräftigen Aufschwungs
in der holländischen Litteratur betrachtet, welchem die klassische
Periode der
Vondel,
Hooft u. a. folgte.
Unter seinen Werken ist besonders die
Satire
»De roomsche byen-korf« (1569) hervorzuheben, welche
Fischart seinem
»Römischen
Bienenkorb« zu
Grunde legte. Eine
Ausgabe seiner Werke, herausgegeben von
Lacroix und
Quinet, erschien zu
Brüssel 1855-59 in 7
Bänden. Seine religiösen und theologischen
Arbeiten, darunter eine gereimte Übersetzung der
Psalmen,
erschienen
Haag
[* 14] 1871-73, 2 Bde. Die
Schrift über Marnix
von
Alberdingk Thijm
(Köln
[* 15] 1882) ist ein ultramontanes
Pamphlet.
Vgl. Broes,
Fil. van Marnix
, heer van
Saint-Aldegonde (Amsterd. 1838-40, 2 Bde.);
Juste,
Vie de Marnix
(Haag 1858);
Frédéricq, Marnix
en zijne nederlandsche geschriften
(Gent
[* 16] 1882).