Titel
Manutĭus
(ital. Manuzio, Manuzzi und Manucci),
Aldus, der ältere, geb. 1450 zu
Bassano, studierte in
Ferrara
[* 2] und in
Rom
[* 3] (daher sein Beiname
Romanus), wirkte dann als
Erzieher in fürstlichen
Häusern, erlernte in
Verona
[* 4] unter
Guarinis Leitung noch das
Griechische und legte 1488 zur
Hebung
[* 5] der humanistischen
Studien in
Venedig
[* 6] eine Druckerei an. Er selbst
machte sich durch mehrere gelehrte
Schriften über Gegenstände der hebräischen, griechischen und lateinischen Linguistik
und
Grammatik, die er in
Latein verfaßte, einen
Namen und unterhielt in seinem
Haus eine gelehrte
Gesellschaft,
welche die Textrevision der alten
Autoren besorgte, die bei ihm zum
Drucke gelangten. In 28 sogen.
Editiones principes erschienen
bei ihm die ersten
Drucke in griechischen
Lettern (die ersten 1494). Die in den damaligen
Offizinen noch gebräuchliche, aus
den mittelalterlichen
Handschriften stammende sogen. gotische oder
Mönchsschrift ersetzte er durch die
Antiqua- und die von ihm erfundene und auf seine Veranlassung geschnittene Kursivschrift. Seine unter dem
Namen
Aldinen geschätzten
Ausgaben zählen zu den schönsten
Produkten der
Buchdruckerkunst. Manutius
starb an den
Folgen eines auf ihn gemachten
Attentats.
Vgl. Schück, Aldus und seine Zeitgenossen (Berl. 1862);
Didot, Alde Manuce et l'Hellénisme à Venise (Par. 1875).
2) Paulus, Sohn des vorigen, geb. leitete den Druck der Kirchenväter in Rom, übernahm 1533 in Venedig die inzwischen von Andrea d'Asola geleitete Druckerei seines Vaters, zeichnete sich als Gelehrter aus und starb Besonders geschätzt ist seine Ausgabe des Cicero.
3) Aldus, der jüngere, Sohn des vorigen, geb. war im Lehrfach der alten Sprachen an mehreren Orten Italiens [* 7] und als Schriftsteller schon in frühster Jugend thätig, übernahm dann die väterliche Offizin in Venedig, die aber unter ihm, der mehr Gelehrter als Buchdrucker war, in Verfall geriet und bald einging, nachdem während eines Zeitraums von 100 Jahren über 900 meist vorzügliche Ausgaben griechischer, römischer und italienischer Klassiker aus ihren Pressen hervorgegangen waren. Er starb in Rom als Leiter der Typographia Vaticana.
Vgl. Renouard, Annales de l'imprimerie des Aldes (3. Aufl., Par. 1834).