Mandeville
(spr. mánndĕwill),
Sir John, oder Maundeville, der wahrscheinliche Verfasser eines Reisewerks, der, um 1300 zu
St.
Albans geboren, mediz. und mathem.
Studien trieb, aus abenteuerlicher Wanderlust 1327 sein Vaterland verließ, über
Frankreich
ins
Heilige Land zog und dem
Sultan von
Ägypten
[* 2] und angeblich auch dem Großchan von
Kathai
(China)
[* 3] diente.
Nach 34jähriger Wanderung kehrte er in die
Heimat zurück, beschrieb seine
Reisen und starb zu
Lüttich.
[* 4] Mandeville
ist
ein grober litterar. Fälscher, der nur in
Ägypten war, über alle andern
Länder aber die ihm voraufgegangenen Schriftsteller
ausschrieb. Seinen Zweck, eine anziehende Unterhaltungslektüre zu liefern, hat er so vollständig erreicht,
daß sein
Buch eine
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außer-544 ordentliche Verbreitung fand, hinter der selbst Polo zurückstehen mußte. Es ward schon im 15. Jahrh. häufig gedruckt in franz., lat., engl., ital., span., deutscher, holländ, und czech. Sprache. [* 6] In deutscher Sprache existieren von dem «Reisebuch des Joh. von Montevilla» zwei alte, wiederholt gedruckte Übersetzungen, die eine von Michelfelser (zuerst gedruckt 1481),
die andere von einem Domherrn von Metz, [* 7] Otto von Diemeringen. Das Original war französisch geschrieben. –
Vgl. Nicholson
und Yule in dem betreffenden Artikel in der «Encyclopædia Britannica», Bovenschen, Untersuchungen
über Johann von Mandeville
und die Quellen seiner Reisebeschreibung (in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde
[* 8] zu Berlin»,
[* 9] XXIII, 1888, S.177);
G. F. Warner, The buke of J. Maundeville (Roxburghe Club, 1889);
Vogels, Handschriftliche Untersuchungen über die engl. Version M.s (Krefeld [* 10] 1891).