Magyaren
(spr. mádjaren), ein von F. Müller, O. Peschel u. a. zur ugrischen Familie des finnischen Zweigs der Uralier gerechneter Volksstamm, den aber Vambéry als zur türkisch-tatarischen Familie gehörig ansieht. Sie wohnten ursprünglich am Ural, wo noch jetzt ihre nächsten Verwandten, die Ostjaken und Wogulen, sitzen. Beim Einfall der Avaren zogen sie nach Süden, wurden von den Bulgaren unterworfen und gehorchten nach dem Sturz des Bulgarenreichs den Chasaren.
Nach der Zertrümmerung des Petschenegenreichs durch die
Chasaren und Ghuzen zogen die Magyaren
, von den
Petschenegen gedrängt,
aus und teilten sich in zwei
Horden, von denen die eine am
Kaspischen
Meer verschwand, während die andre in Atel-Kuzu (im südwestlichen
Rußland) sich niederließ. Durch die
Kriege mit den
Bulgaren als
Bundesgenossen der Oströmer gelangten
die Magyaren
in die untern Donauländer und nach
Pannonien, wo sie sich gegen Ende des 9. Jahrh. dauernd niederließen, nachdem
sie die
Slawen in die nördlichen
Gebirge vertrieben hatten.
Nun wurden
sie der
Schrecken
Europas, ihre Raubzüge reichten bis nach
Frankreich hinein. Mit der Zeit mit
Germanen
und
Slawen vermischt und zum
Christentum bekehrt, bildeten sie später ein
Bollwerk gegen die
Invasionen der
Türken. Indessen
haben sie sich bis auf den heutigen
Tag ihre nomadischen
Neigungen bewahrt; als Reitervolk ziehen sie die
Ebene dem
Gebirge,
die
Viehzucht
[* 3] dem
Ackerbau vor. Die Magyaren
bewohnen jetzt ausschließlich das heutige
Ungarn
[* 4] und
Siebenbürgen.
Was ihre Zahl anlangt, so ermittelte 1880 der
Zensus 6,206,872 magyarisch sprechende
Personen, von denen indes eine große
Anzahl nicht zum magyarischen Volksstamm gehört (weiteres s.
Ungarn). Daß die
Sprache
[* 5] der Magyaren
zur finnischen
Familie gehört,
suchte schon 1770 Saijnovics zu beweisen; die nahe
Verwandtschaft beider ist von Kennern unzweifelhaft
dargethan worden. Der
Name, welcher
»Söhne der
Erde« bedeuten soll, wird mit dem ähnlich klingenden der
Meschtscherjäken in
Verbindung gebracht, welch letztere heute auf dem europäischen Abhang des südlichen
Urals wohnen.
Vgl. Ujfalvy, Sur le berceau du people magyar (Par. 1874);
v. Löher, Die und andre Ungarn (Leipz. 1874);
Vambéry, Der Ursprung der
Magyaren
(das. 1882).