Liebknecht
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Wilhelm, sozialdemokrat. Agitator, geb. zu Gießen, [* 2] studierte daselbst, in Berlin [* 3] und Marburg [* 4] Philologie und Philosophie, beteiligte sich 1848 am badischen Aufstand, saß vom September 1848 bis Mai 1849 in Haft, nahm an der neuen Erhebung für die Reichsverfassung in Baden [* 5] teil und flüchtete nach deren Unterdrückung erst nach der Schweiz, [* 6] dann nach England. 1862 kehrte er nach Deutschland [* 7] zurück und war als Journalist, zeitweilig auch an der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung«, thätig, ward aber 1865 wegen seiner sozialdemokratischen Agitationen aus Preußen [* 8] ausgewiesen und ging nach Leipzig, [* 9] wo er seit das »Demokratische Wochenblatt«, Organ der Volkspartei und des Verbandes deutscher Arbeitervereine, redigierte. 1872 wurde er wegen Hochverrats mit Bebel zusammen zu zwei Jahren Festung [* 10] verurteilt, die er auf Hubertusburg abbüßte. Während seiner Haft ward er 1874 im Wahlkreis Stollberg-Schneeberg im Königreich Sachsen [* 11] in den deutschen Reichstag gewählt, welchem er 1875-87 angehörte. 1879 wurde er auch in die sächsische Zweite Kammer gewählt. Mit Hasenclever redigierte er die Zeitung »Vorwärts« in Leipzig, das Zentralorgan der Sozialdemokratie Deutschlands. [* 12] ist ein fanatischer ¶
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Preußenhasser, er besonders hat der deutschen Sozialdemokratie den vaterlandsfeindlichen Charakter aufgeprägt. 1886 besuchte er Nordamerika, [* 14] worüber er Reisebriefe (»Ein Blick in die neue Welt«, Stuttg. 1887) veröffentlichte.