ohne sie darum zu befragen, weshalb sie (pag. 98) gegen den Abt beim Papst Recht
suchten und jener durch große Strafen gezwungen wurde das Gebäude einzureißen und das Begräbnis der Adeligen frei zu lassen. Von diesen Vetter nahm Ulm auch in früheren Jahren manche in die Gemeinschaft der Bürger auf, und aus den Ehen mit ihnen wurden gewisse Familien der Ulmer, als mit Kriegsleuten verbunden, nicht wenig geadelt. Denn heute lebt in Ulm Herr Leonard Vetter, ein wackerer Kriegsmann, von dem schon 1) oben Erwähnung getan ist. Soviel von diesen.
Lieber.
Die Familie der Lieber
von unzweifelhaftem
Adel in der Stadt Ulm hatte ausgezeichnete Männer von alter
Tüchtigkeit, und noch heute bringt die edle Wurzel würdige Menschen hervor. Einst wurden sie, wie manche vermuten, die
Herren von Liebental genannt nach einer Burg, von der sie endlich durch die Gewalt des Krieges vertrieben, den Höfen von
Fürsten sich anschlossen und nicht mehr Liebentaler, sondern mit abgekürztem Namen bis heute Lieber
genannt zu werden begannen.
Denn so hebt das ungebildete Volk, die
Ausdrücke und Namen verstümmelnd, manchmal die ganze
Bedeutung auf, zuweilen nimmt
es aber nur einen Teil weg, wie bei dem Namen dieser adeligen Bürger, die von einem lieblichen Tal, geliebtes
Tal oder Liebental genannt, in dem sie eine feste Burg desselben Namens erbauten, die Herren von Liebental genannt wurden,
ein Name, der das Wesen samt der Eigenschaft bezeichnet, geliebtes oder liebliches Tal. Jetzt aber ist nur die Eigenschaftsbezeichnung
dieses Namens, nämlich «geliebtes» geblieben, daher werden sie Lieber
genannt.
Und vielleicht ist diese Verstümmlung absichtlich vorgenommen worden und von der Zeit an, da dieses
Tal mit der Burg aufhörte ihr
Besitz zu sein, wird «Tal» weggelassen. Oder vielleicht wurden sie
von alter Zeit her vor dem
Besitz des Tales Lieber
genannt, aber nachdem sie das Tal erhalten, teilten sie ihm ihren
Namen mit, und es wurde Liebertal
genannt, ein Name, den später das Volk auch der Familie beilegte. Falls sie aber diesen
Namen Lieber
von Uranfang an führten, wenn sie aus lateinischen Römern hervorgingen, so wurde vom Volke der Zusatz dieses
Buchstabens E gemacht; denn sie wurden liber genannt als liberi d. h. frei
von den Lasten des Volkes, aber die Deutschen fügten nach ihrer Sitte zu dem I noch das E und verwirrten die
Bedeutung, indem
sie eine andere einführten, die auch etwas Gutes (pag. 99) bedeutet, nämlich die Liebe wegen ihrer Rechtschaffenheit und
ihres friedlichen Verkehrs mit den Leuten.
Als aber diese Familie der Lieber
an den Höfen von Fürsten und Grafen sich verteilt hatte, schloß
sich einer von ihr, ein wackerer Kriegsmann, im Waffendienst dem Hofe der Herren von Helfastein an, und dieser wuchs, nachdem
er an Nachkommenschaft und Reichtum zugenommen, zu einer bedeutenden Familie heran. Einer von dieser
Familie war in früheren Jahren, als eine Tochter des Königs von Ungarn einem Grafen von Helfastein gegeben worden war,
Hofmeister und Küchenmeister bei der Hochzeit, was heute noch
alte Leute bezeugen, die dabei gewesen. Als aber neuestens
die Herren von Helfastein herunterzukommen anfingen, und da und dort ihre Dörfer, Burgen und Kastelle
verkauften und verpfändeten und die Lieber
für ihre Stellung reich waren, boten ihnen die Grafen die Herrschaft und Grafschaft
von
1) Cf. pag. 58 (40). ¶
Zum Duden
Nr. | Ergebnis | Lieber |
---|---|---|
1 | ****** | lie|ber <Adv.> [zu: →lieber]: 1. vorzugsweise: ich trinke l. Tee als Kaffee; ich würde ... |
2 | ****** | lie|ber <Adj.; Komp. von →gern> [mhd. lieber, ahd. lieber, liuber, →lieb]: mehr als ... |
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
12.1027 | Korrespondenzblatt zum zwölften B | Lieberund Lühmann | Geometrische Konstruktionsaufgaben | (Berlin, Simion) |
10.772 | Lieber | "Essay on subjects of penal law" | (Philad. 1838) | |
10.772 | Lieber | "Miscellaneous writings" | (Philad. 1881, 2 Bde.) | |
10.772 | Lieber | "The stranger in America" | (Lond. 1835) | |
10.772 | Lieber | "Letters to a gentleman in Germany" | (Philad. 1834) | |
10.772 | Lieber | "Encyclopaedia Americana" | (Philad. 1829-33, 13 Bde.) | |
10.772 | Lieber | "Essays on property and labour" | (New York 1842) | |
10.772 | Lieber | "Tagebuch meines Aufenthalts in Griechenland im Jahr 1822" | (Leipz. 1823) | |
56.102 | Encyklopädie | "Encyclopaedia Americana" | (von Franz Liebergeleitet, 14 Bde., Philad. 1839-47) | |
10.772 | Lieber | "Wein- und Wonnelieder" | unter dem Namen Arnold Franz (Berl. 1825) | |
10.772 | Lieber | "Reminiscences of an intercourse with Niebuhr the historian" | (1835; deutsch von Thibaut, Heidelb. 1837) | |
61.1033 | Moore | "Travels of an Irish gentleman in search of religion" | (2 Bde., ebd. 1833; deutsch von Lieber, 6. Aufl., Aschaffenb. 1852) | |
11.787 | Moore | Seine | "Travels of an Irish gentleman in search of religion" | (Lond. 1833, 2 Bde.; deutsch von Lieber, 6. Aufl., Aschaffenb. 1852) |
10.772 | Lieber | "On civil liberty and selfgovernment" | (Philad. 1853, 2 Bde.; neue Ausg. 1874; deutsch von Mittermaier, Heidelb. 1860) | |
8.666 | Holtzendorff | Nach dem Englischen bearbeitete er Perrys | "Franz Lieber.Aus den Denkwürdigkeiten eines Deutsch-Amerikaners" | (Stuttg. 1885) |
10.772 | Lieber | "Manual of political ethics" | (Bost. 1838-39, 2 Bde.; neue Ausg., Philad. 1875, 2 Bde.) | |
9.132 | Jägerschreie | "LieberWeidmann, sag mir an" u. dgl. anfangen, sind in Handschriften des 16. und 17. Jahrh. erhalten, reichen aber offenbar in ein höheres Alter zurück; sie sind zusammengestellt in Grimms "Altdeutschen Wäldern" | (Bd. 3) | |
37.259 | Unknown | Wir entnehmen diese hübsche Skizze den | "Blättern für Belehrung und Unterhaltung" | Beilage der Leipziger Neuesten Nachrichten, und tun das um so lieber, als damit die für unsere Leser überzeugendste Empfehlung des Weltunternehmens verbunden werden kann. D. R.] das zweite Frühstück kann abgetrennt werden und ist dann eine allerliebste |
37.11 | Etwas für Hausfrauen | "Laß nur, du kannst's doch nicht und bis ich dir's gezeigt hätte, habe ich es zweimal selber gemacht." Die Frau des Mittelstandes scheut sich, ihre Tochter gleichsam als "Magd" | in die Lehre zu schicken und sie einer tüchtigen Hausfrau zur Ausbildung zu überlassen. Da behilft man sich liebermit |
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