Leuckart
,
Rudolf, Zoolog, geb. zu Helmstädt, studierte seit 1842 in Göttingen [* 2] Medizin und Naturwissenschaft und ward noch während seiner Studienzeit von Rudolf Wagner mit der Fortsetzung von dessen Vorträgen über allgemeine Naturgeschichte und mit der Vollendung seines Lehrbuchs der Zootomie betraut. 1847 habilitierte er sich als Privatdozent für Zoologie und Physiologie in Göttingen, ward zugleich Assistent des physiologischen Instituts daselbst, ging aber 1850 als außerordentlicher Professor der Zoologie nach Gießen, [* 3] erhielt hier 1855 die ordentliche Professur und ward 1869 Professor der Zoologie und Zootomie in Leipzig. [* 4]
Leuckarts
wissenschaftliche
Arbeiten beziehen sich besonders auf die Erforschung des
Lebens, des
Baues und
Werdens, auf die
anatomisch-physiologische
Analyse der
Tiere und vor allen der niedern
Tiere. Er wies mit
Frey das Vorhandensein zweier wesentlich
verschiedener Organisationsstufen innerhalb der
Zoophyten nach und trennte dieselben in die beiden
Gruppen der
Cölenteraten
und
Echinodermen; auf
Grund seiner
Arbeiten über die Organisationsverhältnisse der
Siphonophoren gelangte er im Anschluß an
das zuerst von
Milne-Edwards ausgesprochene
Prinzip der
Arbeitsteilung zu der
Lehre
[* 5] vom
Polymorphismus, und
durch seine Untersuchungen über die
Mikropyle der Insekteneier (1855) und die Parthenogenesis der
Insekten
[* 6] (1858), die
Fortpflanzung
der Rinderläuse (1862) und der viviparen Fliegenlarven (1865) trug er wesentlich zur
Reform der
Lehre von der
Zeugung bei.
Die Lebensgeschichte der Eingeweidewürmer (besonders der Trichinen und Blasenwürmer) klärte er durch zahlreiche, zum Teil sehr mühevolle Experimente auf. Er schrieb: »Beiträge zur Kenntnis wirbelloser Tiere« (mit Frey, Braunschw. 1847);
»Über die Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse der wirbellosen Tiere« (das. 1848);
»Über den Polymorphismus der Individuen oder die Erscheinungen der Arbeitsteilung in der Natur« (Gieß. 1851);
»Zoologische Untersuchungen« (das. 1853-54, 3 Hefte);
»Vergleichende Anatomie und Physiologie« (mit Bergmann, Stuttg. 1852);
»Die Fortpflanzung und Entwickelung der Pupiparen« (Halle [* 7] 1857);
»Zur Kenntnis des Generationswechsels und der Parthenogenesis bei den Insekten« (Frankf. 1858);
»Untersuchungen über Trichina spiralis« (Leipz. 1860, 2. Aufl. 1866);
»Die Blasenbandwürmer und ihre Entwickelung« (Gieß. 1856);
»Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krankheiten« (Leipz. 1863-76, 2 Bde.; 2. Aufl. 1879 ff.).
Für das Handbuch der Ophthalmologie von Gräfe und Sämisch lieferte er eine eingehende Darstellung der vergleichenden Anatomie des Auges. Seit 1857 schreibt ¶
mehr
er »Berichte über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturgeschichte der niedern Tiere« (Berl. 1859 ff.),
auch gab er »Die Anatomie der Biene« [* 9] (Kassel [* 10] 1885, Wandtafel) und (mit Nitsche) »Zoologische Wandtafeln zum Gebrauch an Universitäten und Schulen« (Kassel 1877-87, Lief. 1-19) heraus.