Leinen
,
s. Leinwand.
Leinen
3 Wörter, 21 Zeichen
Leinen,
s. Leinwand.
(Leinen, Linnen, franz. Toile, engl. Linen, Linen cloth), im allgemeinen
jedes glatte Gewebe
[* 3] aus Flachs, Hanf oder Werg mit Ausnahme einiger feiner und leichter Gewebe, die mit besondern
Namen bezeichnet werden. Man unterscheidet nach dem Material Flachsleinwand (aus reinem Flachs), Hanfleinwand (aus reinem Hanf
oder mit hänfener Kette und Flachsgarneinschlag), Wergleinwand oder Hedeleinen
, halbflächsene Leinwand oder Halbhedeleinen, Halblaken
(mit Kette von Flachsgarn und Einschluß von Werggarn), halbbaumwollene Leinwand oder Halbleinen, irische oder irländische Leinwand (mit
Kette von Baumwollgarn und Einschuß von Flachsgarn oder umgekehrt).
Hanf gibt fast nur grobe, aber sehr feste und haltbare Leinwand; Wergleinwand ist minder fest und nur, wenn aus
gutem Maschinengarn hergestellt, von schönem Aussehen. Halbleinen ist dem reinen Flachsleinen
untergeordnet, selbst wenn
es dies in Schönheit des Ansehens erreicht oder übertrifft. Die gröbste ist das Segeltuch, dann folgen
Sack- und Packleinwand. Die Leinwandgattungen, welche zu Kleidungsstücken und Wäsche dienen, erscheinen in fast zahllosen
Sorten. Zu den stärkern gehört die Hausleinwand, welche aus Handgespinst meist in ländlichen Wirtschaften hergestellt wird.
Zu der fabrikmäßig erzeugten Leinwand dient dagegen Maschinengarn; aber auch dies wird noch
vielfach auf Handstühlen verwebt, weil es seiner geringen Geschmeidigkeit halber einen langsamern Gang
[* 4] der Stühle erfordert
und trotzdem leicht die Kante des Gewebes unsauber ausfällt. Meist verarbeitet man ungebleichtes Garn, nur zu der böhmischen
und schlesischen Weißgarnleinwand (Kreas, Lederleinwand) und zu dem westfälischen Löwentlinnen wird das Garn vorher gebleicht.
Die Benennungen der verschiedenen Sorten sind unsicher, und
¶
die von Ländern oder Städten abgeleiteten Namen zeigen nur Qualitätsunterschiede an, aber nicht die Herkunft. So wird »irländische« auf dem Kontinent, »Osnabrücker« in England, »Bielefelder« und »holländische« in Böhmen [* 6] und Schlesien [* 7] fabriziert. Irland besonders ahmt viele deutsche, französische und holländische Sorten nach und bringt sie zu niedrigerm Preis, als es die Fabrikanten der Originale vermögen, namentlich auf den amerikanischen Markt.
Von den deutschen Leinwandsorten stehen die westfälischen, sächsischen, schlesischen und böhmischen obenan, von erstern
wieder die Bielefelder (dichte, egale, sehr dauerhafte, zum Teil auch sehr feine Gewebe) und Osnabrücker (meist stärkere und
mittlere Sorten). Letztere gehen zum Teil nach Holland, werden dort gebleicht und appretiert und kommen dann
als holländische Leinen auf den Markt. Über die in Hannover
[* 8] den Leinen
handel überwachenden Leggen s. d. Zu den leichten Leinwandgattungen
gehören z. B. die schlesischen und böhmischen Schockleinen
, die sogen.
Futterleinen
, welche stark appretiert werden u. ungebleicht (Franzleinen) oder schwarz, grau etc. gefärbt
und moiriert (Moorleinen
) vorkommen; das Starr- oder Steifleinen
(Schetterleinen
), welches aus grobem Garn sehr locker gewebt
und mit Leim so stark appretiert wird, daß die Öffnungen des Gewebes dadurch ausgefüllt sind; die Glanzleinwand, ziemlich
fein, lose gewebt, verschieden gefärbt, stark appretiert und auf einer Glänzmaschine geglänzt.
Man fertigt auch farbig gestreifte, karierte und gegitterte Leinwand als Kleiderstoff und zu andern
Zwecken (Bettüberzügen), nimmt aber, wenn Farbestreifen in weiße Leinwand eingewebt werden sollen, zu erstern
sehr gewöhnlich Baumwollgarn, welches sich besser färbt als Leinen
garn. Die feinsten Leinengewebe, Batist, Schleier und Linon,
rechnet man gewöhnlich nicht zur Leinwand. Bezüglich des Unterschieds zwischen Handgespinst und
Maschinengespinst hat Karmarsch festgestellt, daß aus demselben Flachs, von derselben Feinheit, in gleicher Weise gebleicht
und gewebt und beim Gebrauch gleichmäßig in Anspruch genommen, in der Regel schneller zu Grunde geht, wenn dazu das Garn mit
der Hand,
[* 9] als wenn es mit der Maschine
[* 10] gesponnen war.
Diese Thatsache steht hauptsächlich mit der größern Gleichförmigkeit und Festigkeit [* 11] des Maschinengarns im Zusammenhang, während anderseits freilich feststeht, daß aus Handgarn namentlich beim Waschen glänzender und glatter bleibt als solche aus Maschinengarn und auch nicht so starker Appretur bedarf; ferner, daß der fabrikmäßig dargestellten Leinwand häufiger und leichter durch Mittel der Appretur ein Ansehen gegeben wird, welches sie viel besser erscheinen läßt, als sie in der That ist.
Zur Prüfung der ist zunächst die Appretur vollständig zu entfernen und dann mittels eines Vergrößerungsglases (Fadenzähler) die Zahl der Fäden in einem bestimmten Raum zu zählen und ihre Beschaffenheit festzustellen. Die Unterscheidung von Flachs und Baumwolle [* 12] gelingt sicher fast nur mit dem Mikroskop, [* 13] von chemischen Prüfungen ist besonders die mit konzentrierter Schwefelsäure [* 14] zu empfehlen. Man kocht das zu prüfende Stückchen Leinwand in Wasser und spült es gut aus, um die Appretur vollständig zu entfernen; dann trocknet man es gut und taucht es bei gewöhnlicher Zimmerwärme zur Hälfte in die Säure. Je nach der Stärke [* 15] des Gewebes zieht man es nach ½-2 Minuten heraus und bringt es sofort in viel reines Wasser.
Durch vorsichtiges Bewegen kann man die Schwefelsäure auswaschen, am besten aber legt man die Probe einige Augenblicke in
Sodalösung und wäscht
dann vollständig in Wasser aus. Nach dem Trocknen fehlen die Baumwollfäden, so
daß man dieselben ihrer Zahl nach bestimmen kann. Reines Baumwollgewebe wird sehr schnell von der Säure zerstört, aber auch
reines Leinen
gewebe wird allmählich angegriffen;
man bringe deshalb die Probe anfänglich nur kurze Zeit in die Säure und beobachte, ob die Einwirkung eine ganz gleichmäßige ist;
die Baumwollfäden werden jedenfalls früher dünn und durchsichtig
als die leinenen
Fäden;
durch abermaliges Eintauchen kann man dann die Baumwolle gänzlich zerstören, und nur, wenn durchaus alle Fäden zu gleicher Zeit zerfressen werden, war die Leinwand rein.
Für weiße Stoffe kann man die Anilinprobe
anwenden. Man löst 1 g Fuchsin in 96 g Brennspiritus und taucht in die Lösung ein Läppchen Stoff von 100 mm Länge und 50 mm
Breite,
[* 16] das an den Rändern ausgefasert ist. Wenn man das Läppchen sofort herausnimmt und in Salmiakgeist legt, verschwindet
die Farbe von den Baumwollfransen, während die Leinen
fasern gefärbt bleiben.
Die Handweberei ist im Deutschen Reich sehr allgemein verbreitet und größtenteils Hausindustrie; sie findet sich namentlich in der Lausitz, in Schlesien und Westfalen, [* 17] dann auch in Hannover, im Regierungsbezirk Kassel, [* 18] in Württemberg [* 19] und Oberhessen. Die sich mehr und mehr ausbreitende Maschinenweberei ist besonders in Bielefeld, [* 20] in den Regierungsbezirken Liegnitz, [* 21] Breslau, [* 22] Köln, [* 23] in Neustadt [* 24] (Regierungsbezirk Oppeln), [* 25] Sebnitz und Kolmar [* 26] vertreten. Das Deutsche Reich [* 27] besaß 1875 in 608 Groß- und 127,323 Kleinbetrieben, also in 127,931 Betrieben, 2018 Handwebstühle, 8378 (1883: 9558) Kraftstühle und 2710 Jacquardstühle, also 13,106 (1883 ca. 15,000) Webstühle [* 28] für die Erzeugung von Geweben aus Flachs, Hanf und Werg. In Österreich [* 29] findet sich Handweberei besonders in Böhmen, Mähren und Schlesien; man zählte an 60,000 gewerbsmäßig gehende Handstühle, von denen über die Hälfte auf den Reichenberger Handelskammerbezirk und 9000 auf Mähren entfallen; von den 1728 Kraftstühlen stehen die meisten in Schlesien.
Den größten Umfang hat die Maschinenweberei in Großbritannien, [* 30] wo 1885: 49,987 Kraftstühle, nämlich 24,300 in Irland, 21,626 in Schottland und 4061 in England, in Thätigkeit waren. Die Hauptsitze dieser Industrie sind die Grafschaften Forfar und Fife in Schottland, Antrim und Armagh in Irland und York in England. Frankreich besaß 1873: 60,522 Handstühle u. 13,938 (1883: 28,821) Maschinenstühle, wovon etwa die Hälfte auf die Norddepartements (Lille, [* 31] Valenciennes, Cambrai, Tourcoing und Merville) fällt.
Rußland hat kolossale Hausindustrie, welche aber vorzüglich nur ordinäre und mittlere Sorten produziert. Im Fabrikbetrieb waren 1871: 11,460 Handstühle und 1883: 3000 Maschinenstühle in Thätigkeit. In den Niederlanden zählt man 1200 Kraftstühle, die meisten in Nordbrabant; Belgien, [* 32] wo die Leinenindustrie an 350,000 Personen beschäftigt, produziert Leinenwaren besonders in den Provinzen Ost- u. Westflandern, Brabant, Hennegau u. Antwerpen. [* 33] Der Glanzpunkt liegt in den hochfeinen Leinen, in welchen Belgien alle Staaten übertrifft, und deren Fabrikation besonders in Courtrai blüht. In der Ausfuhr verschiedener Leinengewebe macht Belgien sogar Großbritannien Konkurrenz. Die 4755 Kraftstühle finden sich hauptsächlich in Brüssel. [* 34] In der Schweiz [* 35] beschränkt sich die Leinweberei auf den Kanton Bern. [* 36] Nähere Angaben finden sich in den statistischen Abschnitten der betreffenden Länderartikel. Der Handel mit Flachs-, Hanf- und Jutegeweben wertete in Tausenden Mark ¶
Länder | Einfuhr | Ausfuhr | ||
---|---|---|---|---|
1873 | 1883 | 1873 | 1883 | |
Deutschland | 21374 | 18533 | 16184 | 28914 |
Österreich-Ungarn | 7286 | 1279 | 30672 | 18289 |
Großbritannien | 4052 | 4000 | 174772 | 160000 |
Frankreich | 10400 | 6300 | 21680 | 17770 |
Italien | 7774 | 9000 | 1330 | 0800 |
Rußland | 18614 | - | 6294 | - |
Niederlande | 4214 | 2973 | 6036 | 6417 |
Belgien | 0746 | 0600 | 22052 | 17500 |
Nr. | Ergebnis | Leinwand |
---|---|---|
1 | ****** | Lein|wand, die [mhd. līnwāt = Leinengewebe, im Frühnhd. nach →Gewand umgebildet; vgl. mhd. līngewant = Leinenzeug, Leinengewand] ... |
2 | ****** | lein|wand <Adj.> [zu →Leinwand] (österr. ugs., bes. wiener.): großartig, toll: ein -er Kumpel; das, ... |
Anzahl Fundstellen auf 150 begrenzen.
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Kreas, s. Leinwand
Lederleinwand, s. Leinwand
Leinwand
Linnen, s. Leinwand
Schottische Leinwand, s. Gingan
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Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
3.312 | Bramsche | Regierungsbezirk Osnabrück | Kreis Bersenbrück, an der Haase und der Eisenbahn Oldenburg-Osnabrück, mit Baumwollspinnerei, Leinwand-, Baumwoll- und Wollwaren-, Maschinenfabrikation, Gasleitung, Handel mit Leinwand, Vieh und Fettwaren und | (1880) |
53.11 | Bindung | Leinwand-, Köper-, Atlas- | Kreppbindung | (s. Fadengebilde) |
3.18 | Bleichen | Kurrer | Das B. der Leinwand | (2. Aufl., Braunschw. 1854) |
51.980 | Ashford | Kirche mit Denkmälern | Leinwand- und Damastfabrikation, Werkstätten | (über 1200 Arbeiter) |
10.661 | Leinwand | Das Deutsche Reich besaß 1875 in 608 Groß- und 127,323 Kleinbetrieben | 127,931 Betrieben, 2018 Handwebstühle, 8378 | (1883: 9558) |
9.31 | Iseghem | Provinz Westflandern | Arrondissement Rousselaere, an der Mandel und an der Eisenbahn Brügge-Courtrai, hat Leinwand- und Spitzenfabrikation und | (1885) |
11.486 | Meppel | Provinz Drenthe | Knotenpunkt der Eisenbahnen Zütphen-Leeuwarden und M.-Groningen, mit beträchtlichem Handel | (besonders in Butter), Leinwand-, Segeltuch-, Kattun- und Tabaksfabriken, Färberei, Bleicherei, Schiffbau und (1883) |
15.238 | Starkenbach | Stadt im nördlichen Böhmen | Station der Österreichischen Nordwestbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit gräflich Harrachschem Schloß, Webschule, bedeutender Leinwand- und Batistmanufaktur, Bierbrauerei und | (1880) |
12.191 | Ninove | Provinz Ostflandern | Arrondissement Alost, an der Dender und der Eisenbahn Denderleeuw-Ath, hat Zwirn-, Spitzen-, Leinwand-, Kattun-, Hut- und Seifenfabrikation, eine höhere Knabenschule und | (1887) |
10.503 | Langenthal | Kanton Bern Bezirk Aarwangen | 448 m ü. M., an der Langeten | (Nebenfluß der Aare) und an der Eisenbahn Olten-Bern-Thun, mit Zichorienfabrik, Leinwand- u. Käsehandel und (1880) |
14.468 | Schildesche | Regierungsbezirk Minden | Landkreis Bielefeld, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Rettungshaus, bedeutende Leinen-, Seiden- und Wollweberei, Garnspinnerei, Fabrikation von Nähmaschinen etc., Leinwand- und Schinkenhandel und | (1885) |
12.361 | Olbersdorf | Kreishauptmannschaft Bautzen | Amtshauptmannschaft Zittau, südwestlich bei Zittau, hat bedeutende Leinenspinnerei, Jute-, Leinwand-, Kleiderstoff- und Tischzeugweberei, Bleicherei, Maschinenfabrikation und Eisengießerei, mechanische Spitzenklöppelei, Papier- und Pappefabrikation, Mühlenbau, Ziegelbrennerei und Thonröhrenfabr | (1885) |
16.658 | Wilthen | Kreis- und Amtshauptmannschaft Bautzen | Knotenpunkt der Linien Schandau-Bautzen und Bischofswerda-Zittau der Sächsischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, Fabrikation von Leinwand, Zwilch und Papier, Mahl- und Schneidemühlen, Ziegelbrennerei, Bierbrauerei, Obstkelterei und | (1885) |
7.750 | Grjäsowez | Gouvernement Wologda | 45 km südwestlich von der Stadt Wologda, an der Eisenbahn Jaroslaw-Wologda, von Sümpfen umgeben, hat 3 Kirchen, Strumpfwirkereien, Handel mit Leinwand, Talg und rohen Häuten nach St. Petersburg und Archangel und | (1881) |
7.650 | Grefrath | Regierungsbezirk Düsseldorf | Kreis Kempen, zwischen Niers und Nordkanal und an der Linie Kempen-Venloo der Preußischen Staatsbahn sowie der Eisenbahn Süchtelnvorst-G., hat eine katholische Pfarrkirche, Seiden- und Samtweberei, Leinwand- und Samtbandfabrikation, Seidenfärberei, Ölmühlen und | (1885) |
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