Titel
Kremer
,
1) Józef, poln. Philosoph und Ästhetiker, geb. 1806 zu Krakau, [* 3] besuchte die Universität daselbst, studierte dann in Berlin, [* 4] Heidelberg [* 5] und Paris, [* 6] eröffnete, nachdem er sich an dem polnischen Befreiungskrieg von 1830 bis 1831 beteiligt hatte, in Krakau eine Erziehungsanstalt und wurde 1847 zum Professor der Philosophie an der Krakauer Universität ernannt. ¶
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Er starb Seine wichtigern philosophischen Schriften sind: »System der Philosophie« (Krak. 1849-52, 2 Bde.);
»Briefe aus Krakau« (Wilna [* 8] 1843-55, 3 Bde., wovon der 1. Bd. die Grundsätze der Ästhetik, der 2. und 3. Bd. die Geschichte der künstlerischen Phantasie behandeln).
Außerdem schrieb er: »Italienische Reise« (Wilna 1861-64, 5 Bde.) und »Griechische
Altertümer« (Pos. 1868). Wie bei andern namhaftern philosophischen Schriftstellern der neuesten polnischen Litteraturperiode,
bildet auch für Kremer
das Hegelsche System den Ausgangspunkt.
2) Alfred von, namhafter Orientalist, geb. zu Wien, [* 9] studierte daselbst erst Philosophie, dann Rechtswissenschaft, trieb daneben auf eigne Hand [* 10] Neugriechisch, Arabisch, Hebräisch und Persisch und bereiste 1849-51 mit einem Stipendium der Akademie der Wissenschaften Syrien und Ägypten. [* 11] Nach seiner Rückkehr erhielt er die Professur des Vulgärarabischen am Wiener Polytechnikum, die er indessen schon im Mai 1852 wieder niederlegte, um als erster Dolmetsch des österreichischen Konsulats nach Ägypten zurückzukehren. Er wurde 1858 Vizekonsul, 1859 Konsul in Kairo, [* 12] erhielt dann 1862 das Konsulat in Galatz, 1870 das in Beirut und wurde 1872 zum Ministerialrat und Referenten für das Konsularwesen im Ministerium des Auswärtigen zu Wien ernannt sowie 1876 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften daselbst erwählt.
Nachdem er seit Mai 1876 als Mitglied der ägyptischen Staatsschuldenkommission wieder in Kairo verweilt
hatte, kehrte er im Frühjahr 1880 in das Wiener Ministerium des Äußern zurück und wurde einige Monate später zum österreichischen
Handelsminister ernannt, welche Stelle er bis Mitte Februar 1881 bekleidete. Kremers
Schriften sind meistenteils geographischer
und ethnographischer Natur, so namentlich die »Beiträge zur Geographie des nördlichen Syriens« (Wien 1852);
»Mittelsyrien und Damaskus« (das. 1853);
»Topographie von Damaskus« (das. 1855);
»Ägypten. Forschungen über Land und Volk« (Leipz. 1863);
»Über die südarabische Sage« (das. 1866);
»Geschichte der herrschenden Ideen des Islams« (das. 1868);
»Kulturgeschichtliche Streifzüge auf dem Gebiet des Islams« (das. 1873).
In weitern Kreisen machte ihn besonders seine geistreiche »Kulturgeschichte des Orients unter den Kalifen« (Wien 1875-77, 2 Bde.) bekannt. Außerdem veröffentlichte er die arabischen Texte einer »Beschreibung Afrikas aus dem 12. Jahrhundert« (Wien 1852),
Wakidys »Geschichte der Feldzüge Mohammeds« (Kalk. 1855),
die »Himjarische Kasideh« (Leipz. 1865) sowie eine deutsche Bearbeitung des »Diwans des Abu-Nuwas« (Wien 1855); »Beiträge zur arabischen Lexikographie« (das. 1883-84, 2 Hefte); »Über meine Sammlung orientalischer Handschriften« (das. 1885). Die slawisierende und klerikale Richtung in der innern Politik Österreichs bekämpfte er in der Schrift: »Die Nationalitätsidee und der Staat« (Wien 1885).