Krebspest
,
eine in neuester Zeit in einem Teil von
Frankreich,
Deutschland
[* 3] und
Österreich
[* 4] aufgetretene
Seuche unter
den
Krebsen, welche ungemein rapid verläuft, die
Tiere zu
Tausenden innerhalb weniger
Tage hinwegrafft und den gesamten zentraleuropäischen
Krebsstand zu vernichten droht. Diese
Epidemie scheint zuerst in
Frankreich oder in
Elsaß-Lothringen
[* 5] aufgetreten zu sein und
hat sich von hier aus ziemlich rasch aber
Baden,
[* 6]
Württemberg,
[* 7]
Bayern,
[* 8]
Preußen
[* 9] und
Österreich verbreitet.
In
Deutschland sind, wie es scheint, nur
Ost- und
Westpreußen,
[* 10]
Pommern,
[* 11]
Posen,
[* 12]
Schlesien
[* 13] und
Sachsen
[* 14] verschont geblieben. In
Österreich
ist die
Pest noch unbekannt in
Vorarlberg,
Tirol,
[* 15]
Krain,
[* 16]
Schlesien,
Böhmen,
[* 17]
Mähren,
Galizien,
Ungarn,
[* 18]
Siebenbürgen,
Kroatien und
Dalmatien. An zahlreichen
Orten ist die Krebszucht nebst dem Krebshandel total vernichtet oder auf ein
Minimum reduziert, und die Verluste, welche der deutsche und österreichisch-ungarische Krebshandel bereits erlitten,
dürften sich wohl nach Hunderttausenden berechnen. Bei den erkrankten
Krebsen unterscheidet man einige allerdings rasch aufeinander
folgende, allmählich ineinander übergehende Stadien, und niemals tritt
Genesung ein. Bei unmittelbar nach dem
Tod vorgenommener
Sektion zeigte sich die Muskulatur schlaff und gelockert, oft in hochgradigem Zerfall begriffen;
als
Ursache der Krebspest
wurden die
¶
mehr
Branchiobdellen, welche den Krebsen äußerlich und teilweise bis zu 100 Stück aufsitzen, ein Leberegel (Distomum cirrigerum
α Baer) und dergleichen Schmarotzertiere angesehen, nach Leuckart und Rauber ist aber ein Pilz,
[* 20] Mycosis astacina, aus der Gruppe
der Saprolegniaceen, als Ursache zu betrachten. Wahrscheinlich dringt der Pilz durch die weichen Gelenkhäute zwischen
den Leibesringen und Gliedmaßenstücken ein und zerstört durch sein rasches Wachstum die Gewebe,
[* 21] namentlich die Muskulatur
des Krebses. Zur Verhütung der Krebspest
ist nur möglichste Reinhaltung der Gewässer von faulenden tierischen Substanzen zu empfehlen.
Vorteilhaft dürfte sich auch ein mäßiger Zusatz von Salz
[* 22] zu dem Wasser erweisen. Der Genuß pestkranker
Krebse, wenn dieselben frisch gefangen und gekocht werden, ist nicht nachteilig, vielmehr ist der Geschmack vorzüglich und
der Fettgehalt größer als bei ganz gesunden Krebsen.