Konsumtion
(lat., Konsum, »Verbrauch, Güterverzehrung«),
im allgemeinen jede Wertvernichtung oder Wertminderung. Viele Wertminderungen haben keinen wirtschaftlichen Nutzen im Gefolge, wie Zerstörungen durch Menschenhand (Krieg, Frevel, Unvorsichtigkeit) oder durch schädliche Einflüsse der Natur (Oxydation, Trockenheit, Brand, Überschwemmung, Pilze, [* 3] Insekten [* 4] etc.), welche oft auch beim Gebrauch von Gütern (z. B. beim Bewohnen von Häusern) von größerer Wirksamkeit sind als die Verwendung für menschliche Zwecke selbst.
Andre Güterverzehrungen sind mit Vorteilen verknüpft und zwar mit solchen negativer Art, wenn durch dieselben anderweiten
Schäden vorgebeugt oder diese
Schäden vermindert werden sollen (Vorkehrungen gegen Elementarschäden,
Frevel etc. in
Privat-,
Gemeinde-,
Staatswirtschaft). Oder es ist der Vorteil positiver Art, wenn die zu verbrauchenden
Güter,
wie
Rohstoffe, Hilfsstoffe,
Maschinen etc., zur Herstellung neuer, größerer
Werte (sogen. produktive Konsumtion
, produktive
Ausgaben
in der
Staatswirtschaft), oder wenn sie zur Befriedigung von Bedürfnissen dienen (Konsumtion
im engern
Sinn, als
Gegensatz zur
Produktion).
Nicht mit jeder Wertminderung ist eine Formveränderung verknüpft. Dieselbe kann auch
Folge einer Änderung
der Bedürfnisse oder auch davon sein, daß andre
Bedingungen weiterer Brauchbarkeit aufgehoben werden (Veraltung von Druckschriften,
aus der
Mode gekommene Gegenstände,
Kalender nach
Ablauf
[* 5] des
Jahrs etc.). In diesem
Fall spricht
Roscher von einer Meinungskonsumtion.
Ist auch heute die Konsumtion
im allgemeinen nicht durch
Gesetze beschränkt, so ist sie doch nicht rein willkürlich,
lediglich von individueller
Laune abhängig.
Die
Einnahmen des größten Teils der
Gesellschaft sind verhältnismäßig gering. Ein sehr großer Prozentsatz derselben (bei
untern
Klassen 90, 95 Proz. und mehr) dient dazu, den ersten Anforderungen des
Lebens zu genügen
(Nahrung,
Wohnung,
Kleidung), und zwar ist man an die billigsten
Güter gebunden, welche meist
Produkte regelmäßiger stetiger Massenerzeugung,
also Gegenstände der Massenkonsumtion
, sind. Auf höher entwickelten Wirtschaftsstufen macht sich übrigens auch im Gebiet
der Massenproduktion und der landwirtschaftlichen Erzeugung größere Mannigfaltigkeit geltend. So bleibt denn für die
Individualität
noch ein Spielraum in der Zusammenstellung der für den Lebensbedarf erforderlichen
Güter wie auch in der
hauswirtschaftlichen Verwendung derselben. Zu der genannten
Ursache gleichmäßiger Konsumtion
tritt noch der Einfluß von
Sitte und
Herkommen, die Macht der
Gewohnheit und der
Mode hinzu, welche auch bei größern
Einnahmen zu Konsumtionen
zwingen, die ohne
gesellschaftlichen
Druck unterblieben wären.
Mit steigender
Kultur wird eine vollständigere Ausnutzung vorhandener
Güter nicht allein durch Verbesserungen in der
Technik,
sondern auch durch Gebrauchsvereinigung (Benutzung vielnütziger
Güter, wie
Bibliotheken, Verkehrsanstalten etc., durch viele)
und Gebrauchsteilung (Spezialisierung des
Gebrauchs verschiedener Teile eines Gegenstandes oder verschiedener
Arten einer Gütergattung)
ermöglicht. Wirtschaftlich ist die Konsumtion
, wenn sie zu sittlich nachhaltiger Befriedigung
führt und eine echt wirtschaftliche Kräftigung ermöglicht.
Grundbedingung einer gedeihlichen Konsumtion
ist freie
Wahl
(Reiz der Verbote) bei tüchtiger intellektueller und moralischer
Bildung,
welche die so schwierige richtige
Anpassung an die wirtschaftliche
Lage und eine dieser wie dem
Bedürfnis am besten entsprechende
verständige Auswahl der
Artikel je nach dem
Grad ihrer Entbehrlichkeit sowie endlich eine angemessene
quantitative und zeitliche
Ordnung ermöglicht. Die unwirtschaftliche Konsumtion
nennt man
Verschwendung. Dieselbe ist absolut vorhanden,
wenn der zu erreichende
Zweck an und für sich verfehlt ist (geistige, körperliche Schädigung; unsinnige, raffinierte Genüsse),
oder wenn er aus Mangel an wirtschaftlichem
Verfahren nicht ganz erzielt wird.
Relativ verschwenderisch ist derjenige Verbrauch, welcher nicht im angemessenen Verhältnis zur Aufwandsfähigkeit steht, sei es, daß er ohne Not dieselbe mindert, wichtige Zwecke andern hintansetzt oder eine falsche zeitliche Ordnung in der Verzehrung vornimmt, sowie derjenige, bei welchem der Zweck in andrer Weise billiger, besser und vollkommener hätte erreicht werden können. Hiernach kann eine an einem Ort, zu einer Zeit und für eine Person Verschwendung sein, während sie es unter andern Umständen nicht ist.
In der
Medizin bezeichnet Konsumtion
s. v. w.
Abmagerung,
Abzehrung,
Schwindsucht.