Koloß
(lat. colossus),
Bildsäule von mehr als Lebensgröße. Im
Altertum beherrschte der
Sinn für kolossale
Verhältnisse
die
Kunst durchaus; in
Ägypten
[* 2] und
Assyrien schufen
Architektur und Bildhauerei mit Vorliebe in den mächtigsten
Dimensionen, und auch die
griechische Kunst proklamierte den
Grundsatz, daß nur das
Große schön sei
(Aristoteles). Besonders
für Tempelbilder von
Göttern und
Heroen, die man sich in übermenschlicher
Größe vorstellte, war Koloss
alität
Bedingung.
Die Zahl der litterarisch bekannten Koloss
albilder aus griechischer Zeit ist außerordentlich groß.
Der höchste Koloß
war die Erzstatue des
Sonnengottes (Koloß
von
Rhodos) von
Chares in
Rhodos (s. d.), welche 70
Ellen hoch war. Nach
ihm kam das eherne Zeusbild des
Lysippos (49
Ellen hoch) in
Tarent. Berühmt war auch desselben
Meisters Koloß
des
Herakles,
[* 3] ebenfalls
in
Tarent, vor allem aber der
Zeus
[* 4] des
Phidias in
Olympia und dessen
Athene
[* 5] Parthenos in
Athen.
[* 6] Einen 30
Ellen
hohen Apollonkoloß
brachte
Lucullus aus
Apollonia in
Pontus nach
Rom.
[* 7]
Seine eigne Koloss
alstatue, von Zenodoros gefertigt, stellte
Nero vor seinem
Palast auf, während Vespasian sie nach der
Via
sacra, neben das
Kolosseum, versetzte,
Commodus der
Statue den
Kopf abnehmen und seinen eignen dafür aufsetzen
ließ. In der
Plastik des
Mittelalters fast gar nicht vorkommend, wurden solche Koloss
alstatuen erst wieder in der Renaissancezeit
und namentlich in der
Kunst der Neuzeit geschaffen, z. B. die
Statue des Carlo
Borromeo in
Arona von 1697
(Erz und
Kupfer),
[* 8] die
Bavaria bei
München
[* 9]
(Bronze),
[* 10] das
Hermannsdenkmal
[* 11] bei
Detmold
[* 12] (getriebenes
Kupfer: s.
Bandel), die Freiheitsstatue in
New York,
Schillings
Germania
[* 13] (s. d.) des
Nationaldenkmals auf dem
Niederwald etc.
Vgl. Lesbazeilles, Les colosses anciens et modernes (Par. 1876).