Kinsky
,
altes böhm. Herrengeschlecht von Wchinic, dessen gesicherte Stammreihe sich
bis in den Anfang des 16. Jahrh. verfolgen läßt, wo
Johann Dlask von Wchinic auf Oparno als Stammvater der Kinsky
erscheint,
welche sich im 16. und 17. Jahrh. zur utraquistischen und
reformierten
Kirche bekannten und an den ständischen
Kämpfen hervorragenden
Anteil nahmen. Die Grafenwürde erhielt zuerst im J. 1628 auf Verwendung
Wallensteins
Wilhelm Kinsky
, Sohn
Johanns, Gemahl der
Elisabeth
Terzka, Oberst und
Vertrauter des
Friedländers, welcher zu
Eger
[* 2] ermordet wurde, nachdem
er den
Verdacht des
Verrats vorzugsweise dadurch auf sich gelenkt hatte, daß er
Wallensteins
Verhandlungen
mit dem französischen
Gesandten
Feuquières führte. (Vgl. Schebek, Kinsky
und
Feuquières, Berl. 1882.) Der größte Teil der
Kinsky
schen
Güter fiel dem
Fiskus anheim und kam den
Aldringer,
Gordon und
Gallus zu gute, nur der
Neffe des letztgenannten,
Johann
Oktavian, geb. 1612, Sohn des 1572 gebornen, 1626 gestorbenen
Wenzel III. Kinsky
(der durch sein bewegtes
Leben und charakterloses politisches
Agitieren übel berufen war. 1622 aber wieder rehabilitiert wurde), behielt
Chlumetz und
Böhmisch-Kamnitz und trat zum katholischen
Glauben über.
Die beiden jetzt noch lebenden Linien des Geschlechts stammen von Wenzel Norbert Oktavian, gest. 1719, Hofkanzler, dann Oberstkanzler von Böhmen, [* 3] dessen älterer Sohn, Franz Ferdinand, geb. 1678, gest. 1741, als Staatsmann wirkte und Begründer der gräflichen Linie wurde, und dessen jüngerer Sohn, Stephan Wilhelm, gest. 1749, die fürstliche Würde erlangte. Die letztere vererbte auf die Nachkommen von dessen Bruder Philipp Joseph, geb. 1700, gest. 1749, seit 1738 oberster Kanzler Böhmens, von Maria Theresia mit ihrem ganzen Vertrauen beehrt, aber ein starrsinniger Autonomist.
Der namhafteste Sprößling des gräflichen
Geschlechts ist
Franz
Joseph,
Graf von Kinsky
, geb. 1739, österreichischer
Feldzeugmeister.
Er begann seine Laufbahn als
Rat bei dem böhmischen Appellationsgericht, trat dann aber seit 1759 in
Kriegsdienste und nahm
an den letzten
Feldzügen des Siebenjährigen
Kriegs teil. Er wurde hervorragender Mitbegründer der österreichischen
Militärschule und insbesondere
Direktor der
Neustädter
Militärakademie, wo ihm 1829 von
Schülern ein Denkmal gesetzt wurde.
Im J. 1788 war er während des türkischen
Feldzugs dem
Erzherzog, nachmaligem
Kaiser Franz II., an die Seite gestellt, machte
die
Kriege von 1792 an als
Feldzeugmeister mit; starb Er schrieb eine ansehnliche Anzahl militärwissenschaftlicher
Werke (2. Aufl.,
Wien
[* 4] 1806-25, 6 Bde.). An der
Spitze des gräflichen
Zweigs steht gegenwärtig Oktavian, geb. 1813, erbliches
Mitglied des österreichischen
Herrenhauses, an derjenigen der fürstlichen
Linie
Ferdinand
Bonaventura, geb. 1834, gleichfalls
erbliches Mitglied des
Reichsrats.
Vgl. Folkmann, Die gefürstete
Linie des uralten und edlen
Geschlechts
Kinsky
(Prag
[* 5] 1861).