Kerguelenland
(spr. kerghlen-), unbewohnte Insel im Südindischen Ozean, unter 48° 30'-49° 44' südl. Br. und 68° 46'-70° 33' östl. L. v. Gr., umfaßt etwa 3414 qkm (62 QM.), wird von zahlreichen Inseln (130) und Klippen [* 2] (160) umgeben, hat zahlreiche, tief ins Land einschneidende Buchten (Christmas Harbour mit dem merkwürdigen Arched Rock, Cumberland-, White-, Rhodes-, Whalo-, Hillsboroughbai, Royal Sound u. a.), die vortrefflichen Ankergrund darbieten, und ist durchweg gebirgig.
Die größten
Erhebungen, vulkanische
Berge, liegen im S., wo der
Mount
Roß, mit ewigem
Schnee
[* 3] bedeckt, bis zu 1865 m sich erhebt.
Zahlreiche
Gletscher steigen von den
Bergen
[* 4] in die Schluchten und
Thäler herab und überdecken das basaltische
oder porphyrische
Gestein, aus welchem Kerguelenland
größtenteils besteht. Auffallend ist das Vorkommen von fossilem
Holz
[* 5] und jüngern
Kohlen in 1,5 m starken
Lagen.
Bäume fehlen; die größte
Pflanze ist der eßbare, nur hier allein vorkommende Kerguelenkohl
(Pringlea antiscorbutica), eine riesige
Krucifere. Im ganzen kennt man 1500 verschiedene
Arten, von denen 2
Phanerogamen
und 20
Kryptogamen einheimisch sind. Landtiere besitzt Kerguelenland
nicht; die Meeresfauna ist trotz der großen Abnahme
der
Wale
[* 6] und
Robben
[* 7] (früher waren hier 200 Fahrzeuge beschäftigt, jetzt kaum ein halbes
Dutzend) noch immer sehr bedeutend,
und
Scharen von Seevögeln beleben die
Küsten. Die Meeresfauna zeigt
Verwandtschaft mit der von
Tasmania
und der
Magelhaensstraße.
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mehr
Geflügelte Insekten [* 9] fehlen, daher vollzieht sich die Befruchtung der [* 10] Kruciferen [* 11] durch den Wind. Das Klima [* 12] ist ein höchst rauhes und nebeliges, da noch innerhalb der Zone des südlichen Treibeises liegt. Entdeckt wurde die Insel 1772 von dem französischen Seefahrer Kerguelen-Trémarec (s. d.); Rosnevet nahm sie 1774 für Frankreich in Besitz. 1776 nahm Cook einen Teil derselben auf und nannte sie Desolationland; nähere Erforschungen stellten 1799 Rhodes und namentlich 1840 der jüngere Roß an, bei welchem sich der Botaniker Hooker befand. Erst 1874 wurde von der englischen Fregatte Challenger das südliche Kap (Kap Challenger) umsegelt. In demselben Jahr machten die deutschen Schiffe [* 13] Arcona und Gazelle hier Beobachtungen; das letztere brachte die deutsche Expedition zur Beobachtung des Venusdurchgangs zum Betsy Cove an der Nordküste, während eine englische und eine amerikanische sich im Royal Sound stationierten.