Kephalonia
(Kephallenia, ital. Cefalonia), nächst
Korfu
[* 3] die größte und wichtigste der
Ionischen Inseln mit (1879)
68,321 Einw., liegt dem
Golf von
Paträ gegenüber, nur durch eine schmale
Meerenge von
Ithaka getrennt, südlich von
Levkas und
nördlich von
Zante, umfaßt 664 qkm (12,06 QMeilen) und bildet mit einigen anliegenden
Inseln (darunter
Ithaka) einen griechischen
Nomos von 815 qkm (14,43 QMeilen) Flächeninhalt und mit (1879)
80,957 Einw. Kephalonia
wird von
NW. nach SO. von dem
Gebirge Elatovuni durchzogen, dessen höchster
Punkt, der antike
Ainos, 1620 m
Höhe erreicht.
Die
Lage und
Höhe des
Gebirges verleiht dem
Klima
[* 4] trotz der
Milde, die es im allgemeinen charakterisiert,
viele rauhe Wetterstriche; besonders fallen im
Herbst häufige und starke Regengüsse. Von den vielen
Busen und
Baien der
Insel
sind die von
Argostoli (16 km lang),
Samos und
Assos die größten.
Flüsse
[* 5] hat Kephalonia
nicht, doch mehrere gute
Quellen. Der
Boden ist sehr fruchtbar; die vegetabilische
Erde hat einen warmen
Kalkstein
(Hippuriten- oder
Rudistenkalk) zur Unterlage,
so daß sie jedes Jahr eine doppelte Fruchternte abwirft.
Der Fleiß der Bewohner hat jedes brauchbare Fleckchen der Insel angebaut und die Abhänge durch Terrassen verbessert. Man gewinnt viel Öl und Wein, weniger Getreide; [* 6] Hauptprodukt aber für den lebhaften Export sind die Korinthen (1885: 9,4 Mill. kg), welche besonders auf der Halbinsel von Lixuri gedeihen und zumeist nach den Niederlanden und Großbritannien [* 7] gehen. Außerdem wächst Mastix, Aloe und auch Manna. Ziegen- und Schafherden sind in ziemlicher Anzahl vorhanden.
Der Schiffsverkehr belief sich 1885 auf 571 einlaufende
Schiffe
[* 8] mit 201,926
Ton. und 568 auslaufende mit 201,381
Ton. Die Einwohner
sind (bis auf 246
Ausländer) Griechen, vortreffliche Seeleute und
Krieger.
Finden sie keinen genügenden
Erwerb, so gehen sie
zur Erntezeit nach
Morea, von wo sie statt des
Lohns gewöhnlich
Getreide und andre Lebensmittel heimbringen.
Die
Frauen bestellen das
Feld, verfertigen Töpfe und Ölkrüge sowie Baumwollwaren und
Teppiche aus rauhen
Ziegenhaaren. Kephalonia
ist
Sitz eines deutschen
Konsuls.
Hauptstadt der Insel ist Argostoli (s. d.) am gleichnamigen Meerbusen. An demselben liegt Lixuri (s. d.) und an der Nordostküste die alte Festung [* 9] Assos. Aus der Glanzzeit der Insel im Altertum ist, wenige Mauertrümmer ausgenommen (wie von dem berühmten Altar [* 10] des Zeus [* 11] Ainesios auf dem Elatovuni und von den vier unten genannten Städten), nichts auf uns gekommen. In mythischer Zeit erscheint als von Lehnsfürsten unter des Odysseus Oberhoheit beherrscht, später als Tetrapolis, d. h. unter vier selbständige Städte geteilt: im O. Pronnos und das herrliche Same (heute Ruinen Sami), von wo aus die Taphier einst Schiffahrt und Seeräuberei trieben und üppige Jünglinge in dem Palast des Odysseus zur Freiwerberei erschienen;
im W. Kranioi, dessen Ringmauer sich östlich von Argostoli erhalten hat, und Pale, wahrscheinlich eine korinthische Gründung, beim heutigen Lixuri. S. Karte »Griechenland«. [* 12]
Das jetzige Kephalonia
hieß in ältester Zeit
Same oder
Samos, später Kephallenia, die Einwohner Kephallener. Die bedeutendsten
Städte
im
Altertum waren
Pale, Kranioi,
Same und Pronoi. Zu einer bedeutenden
Rolle erhob sich in der alten Geschichte nie. Im 5. Jahrh.
v. Chr. schloß es sich dem Athenischen Seebund, im 3. Jahrh. dem
Ätolischen
Bund an. M.
Fulvius unterwarf Kephalonia
189 den
Römern, die es mit der römischen
Provinz
Epirus vereinigten. Bei der
Teilung
des römischen
Reichs kam Kephalonia
zum oströmischen
Reich, befreite sich aber und stellte sich unter den
Fürsten von
Achaia. An
die
Venezianer kam Kephalonia
1224 durch Gajo, den damaligen
Herrn der
Insel, als
Geschenk. 1479 eroberten es die
Türken und verpflanzten
die Einwohner nach
Konstantinopel.
[* 13]
Der
Venezianer
Antonio befreite zwar Kephalonia
von seinen Peinigern, aber die
Venezianer bestraften den
Friedensbruch, indem sie jenen
bekriegten und den
Türken die
Insel zurückgaben. Am nahm eine spanisch-venezianische
Flotte
als die
Insel 1571 einer neuen
Plünderung seitens der
Türken erlag, wurde 1595 die
Festung
Assos als Zufluchtsort für die Einwohner
gebaut. Zerstörende
Erderschütterungen trafen die
Insel 1766 und 1767. Als 1797
Venedig
[* 14] unter österreichische Herrschaft
kam, wurde Kephalonia
zuerst von den
Franzosen, dann von den
Russen erobert. 1807 ward es der
Ionischen Republik
einverleibt, 1809 von den Engländern besetzt und 1815 mit der
Ionischen Republik dem britischen
Schutz überlassen, 1863 aber
mit dem
Königreich
Griechenland vereinigt.
Vgl. Unger, Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise nach Griechenland (Wien [* 15] 1852);
Wiebel, Die
Insel Kephalonia
und die Meermühlen von
Argostoli (Hamb. 1873).