Kállay
,
Benjamin von, österreich. Staatsmann, geb. aus einem ungarischen Adelsgeschlecht, studierte die Rechte, lernte Russisch, Serbisch, Rumänisch und Türkisch und bereiste darauf Rußland, die europäische Türkei und Kleinasien. Nach seiner Rückkehr in die Heimat trat er in den diplomatischen Dienst der Monarchie und ward 1869 zum Generalkonsul in Belgrad [* 2] ernannt. Er bekleidete diesen Posten bis 1875 und hatte hier Gelegenheit, die Verhältnisse des Orients noch gründlicher kennen zu lernen.
Auch schrieb er in jener Zeit eine treffliche »Geschichte der
Serben« (1877; deutsch von
Schwicker,
Pest 1878, Bd. 1). Nach
seinem Rücktritt gehörte er mehrere Jahre dem ungarischen Abgeordnetenhaus als konservatives Mitglied an; er vertrat hier
schon 1876 eine energische austro-slawische Orientpolitik. Als
Andrássy das
Ministerium des
Auswärtigen 1879 niederlegte
und der des
Ungarischen nicht kundige
Haymerle sein Nachfolger wurde, ward Kállay
zum ersten Sektionschef des
Ministeriums des Äußern
ernannt, um dasselbe
vor der ungarischen
Delegation zu vertreten. Auch leitete Kállay
dasselbe interimistisch nach
Haymerles
Tod
(1881) bis zu
Kalnokys Ernennung. Nach
Szlávys Entlassung ward Kállay
zum Reichsfinanzminister ernannt
und widmete sich besonders und mit Erfolg der
Verwaltung der okkupierten
Provinzen
Bosnien
[* 3] und
Herzegowina.