Kalkalpen
(Nœrdliche). So nennt man die lange, von Savoyen bis weit nach Vorarlberg hinein sich erstreckende
und SW.-NO. streichende Zone von gefalteten Sedimentgesteinen und Klippen, die den Aussenrand des Alpenkörpers gegen die
Zone der subalpinen Molasse hin bildet. Diese Kalkalpen
bestehen aus einer grossen Anzahl von meist nach N. übergelegten
Eocän-, Kreide- und Jurafalten, die weder unter sich noch gegen die krystallinen Zentralmassive scharf abgegrenzt werden
können.
Von diesen letzteren sind sie etwa durch eine Linie Martinach-Leuk-Grindelwald-Innertkirchen-Altorf-Ilanz-Klosters geschieden. Ihnen gehört eine stattliche Reihe der bekanntesten Gipfel unserer Alpen an, so z. B. Säntis, Churfirsten, Calanda, Glärnisch, Bürgenstock, Pilatus, Bauen, Brisen, Brienzer Rothorn;
Mürtschenstock, Faulen, Schächenthaler Windgälle;
Uri Rotstock, Titlis, Hochstollen, Faulhorn;
Altels, Wildstrubel, Wildhorn, Diablerets, Dent de Morcles, Dent du Midi, Tour Sallières. In inniger Verbindung mit den Zentralmassiven stehen Tödi, Windgällen, Eiger, Blümlisalp u. a. Klippen sind Mythen, Buochserhorn, Stanserhorn, Giswilerstöcke etc. Die westschweizerischen Geologen unterscheiden noch als besondere Region die sog. Romanischen Präalpen (Préalpes romandes), d. h. die Gebiete des Stockhorns und Chablais.
Die Zone der nördlichen Kalkalpen
bildet als Ganzes ein kompliziertes Netzwerk von Gebirgsketten und -stöcken, deren mannigfaltige Oberflächenformen durch
Faltung.
Brüche, Verwerfungen, Ueberschiebungen, Verwitterung und Erosion bedingt sind. Ueberblicken wir die Zentralmassive
und Kalkalpen
gleichzeitig, «so beobachten wir, wie die
Berge aus verschiedenem Gestein aufgebaut sind,
hier aus helleren Kalkgesteinen, dort aus dunkleren Urgesteinen. Die
Berge aus Kalkstein erheben sich in klotzigen, oft festungsartigen
Massen, oder in wildgezackten, an Türmen und Breschen reichen
Gräten, während im Urgestein die Pyramidenform vorherrscht
...» (Herm. Walser). Besonders charakteristisch für diese Sedimentberge ist der Umstand, dass
ihre verschiedenen
Platten oder Schichten verschieden leicht verwittern und daher terrassenförmige Gehänge entstehen, an
denen grüne Rasenbänder mit steilen, kahlen und grauen Felsbändern oft vielfach mit einander abwechseln. (Vergl. darüber
besonders:
Heim, Albert. Einiges über die Verwitterungsformen der
Berge. Zürich
1874).
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Aufgebaut sind die Kalkalpen
aus einer Reihe von schlingenförmig übereinandergeschobenen Falten, die ein horizontales Ausmass
von bis zu 10 km haben können und dann als grossartige tektonische Vorgänge sich enthüllen. Besonders hervorragende Beispiele,
hierfür sind in der O.-Schweiz das Gebiet des Rätikon und die sog. Glarner Doppelfalte, in der W.-Schweiz
die Falten der Dent de Morcles-Dent du Midi, Diablerets, des Wildhorns, Wildstrubels u. a. Vergl. den Art. Alpen und die verschiedenen
Einzelartikel.
Die krystallinen Zentralmassive der Alpen werden auch auf der S.-Seite, d. h. der Innenseite des Gebirges, von einer ähnlichen
Sedimentzone, den südlichen Kalkalpen
begleitet. Diese sind aber viel weniger mannigfach gefaltet, durch
die Eruptivmassen um Lugano gestört, durch Verwitterung stark reduziert und zum Teil unter die Poebene versenkt.