Kalander
[* 1]
(Kalandermaschine, v. franz. calandre,
Rolle,
Mange,
Glättmaschine), eine der wichtigsten Appreturmaschinen,
mit welcher den
Geweben und
Papier Dichte,
Glätte und
Glanz erteilt werden. Die wirksamen
Bestandteile der Kalander
sind ein oder
mehrere
Paare
Walzen mit harter, möglichst glatter und glänzender Oberfläche,
durch welche man das getrocknete und wieder
angefeuchtete
Gewebe
[* 2] hindurchgehen läßt. Von je zwei zusammen arbeitenden
Walzen muß die eine aus nicht nachgiebigem, die
andre aus elastischem
Material bestehen, weil zwei gleich harte
Walzen niemals gleichmäßig auf alle Teile des
Gewebes wirken würden.
Als elastische Walzen benutzt man jetzt meist Papierwalzen, zu deren Herstellung man zahlreiche auf eine eiserne Achse geschobene Papier- oder Pappscheiben mittels Spindelpressen oder hydraulischer Pressen sehr stark zusammenpreßt und auf einer Drehbank [* 3] mit Stählen und Diamantsplittern sehr genau abdreht. Mit den Papierwalzen arbeiten als harte Walzen hohle gußeiserne, möglichst hochpolierte Hartgußwalzen (Glanz-, Hartwalzen) von 20-30 cm Durchmesser, während Papierwalzen etwa 30-40 cm stark sind.
Zur Erzielung eines höhern
Glanzes werden die hohlen
Walzen durch Einleiten von
Dampf
[* 4] oder durch Einlegen erhitzter massiver
Eisenwalzen (Glührollen) geheizt. Die Zahl der
Walzen eines Kalanders
wechselt von 2-10, und im letzten
Falle liegt eine heizbare Hartgußwalze zwischen zwei Papierwalzen, während die oberste und unterste
Walze nicht heizbare
Gußeisenwalzen sind. Die
Walzen werden übereinander in horizontaler
Lage in zwei Gußeisenständern so eingelagert, daß
sie sich der
Dicke des
Gewebes etc. entsprechend einstellen lassen (mit Ausnahme der untersten).
Der Walzendruck wird dadurch hervorgebracht, daß man die beiden Zapfen [* 5] der obersten Walze durch stark belastete Hebel [* 6] niederdrücken läßt. Dies Hebelsystem überträgt meist das Belastungsgewicht von 80-100 kg 30fach auf jeden Zapfen, und da nun die Berührungsfläche je zweier 1,2 m langer Walzen selbst bei größter Belastung kaum 60 qcm beträgt, so ist man mit Hinzurechnung des Eigengewichts der Hebel und der Walzen im stande, auf das Gewebe einen Druck von 120 Atmosphären auszuüben.
Durch Anwendung von Schraubenzugapparaten kann dieser
Druck sogar auf 300-400
Atmosphären gebracht werden. Der Schraubenzugapparat
führt aber, da er nicht nachgiebig ist, leicht zu
Bruch. Der Antrieb erfolgt bei zweiwelligen Kalandern
von der Transmissionswelle durch
Riemen direkt auf die Glanzwelle; bei drei- und fünfwelligen Kalandern
treibt man durch
Riemen zunächst eine Vorgelegswelle und übersetzt dann durch zwei
Räder auf die Glanzwelle, während alle andern
Walzen durch
Reibung
[* 7] mitgenommen werden. Den höchsten
Glanz erhält man mit den sogen.
Glanzkalandern, bei welchen die
Hartwalze eine größere
Geschwindigkeit als die Papierwalze besitzt und infolgedessen auf
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Dreiwelliger Kalander.]
¶
mehr
das Gewebe etc. eine plättende Wirkung ausübt (Friktionskalander
). Damit sich bei der Zuführung eines Gewebes keine Falten
bilden, legt man vor die Walzen viereckige Spannstäbe, zwischen welchen das Gewebe zickzackförmig durchgeht. Für steife,
gestärkte Ware wendet man auch Streckstäbe an, in welche von der Mitte aus nach beiden Seiten entgegengesetzte
Schraubengewinde eingeschnitten sind, die bei der Umdrehung den darübergleitenden Stoff immer nach auswärts und somit eben
streichen.
Zur Aufwickelung des durch die Walze gegangenen Gewebes befindet sich neben jedem Zapfen der obern Papierwalze ein drehbarer Winkelhebel, dessen einer Schenkel die Aufwickelwalze trägt, während der zweite Schenkel derart mit Gewichten belastet wird, daß die Aufwickelwalze beständig an die genannte Papierwalze angedrückt wird und mit ihr rotieren muß. Durch diese Anordnung wickelt die Aufwickelwalze gleich viel Gewebe auf, wenn auch ihr Durchmesser durch die beständig sich anhäufenden Lagen des Gewebes größer wird.
Zur Bedienung der Kalander
sind zwei Arbeiter notwendig, von denen der eine an der vordern, der andre an der
hintern Seite der Maschine
[* 9] thätig ist.
[* 8]
Fig. 1 zeigt einen dreiwelligen Kalander
ohne Friktion,
[* 8]
Fig. 2 den Schnitt durch die Walzen.
Dabei ist a Glanzwalze, bb' Papierwalzen, cc' Ständer auf dem Fundament dd, ee Belastungsgewichte für das in ff auf die
Zapfen der Oberwalze drückende Hebelsystem, g Welle, die von der Deckentransmission durch den Riemen h angetrieben wird, Fest-
und Leerscheibe trägt und die Bewegung durch die Räder ik auf a fortpflanzt. m
[* 8]
(Fig. 2) ist das Gewebe, n die Spannstäbe,
o die Ausbreitwalze, l die Aufwickelwalze.
Vgl. Meißner, Maschinen zur Appretur, Färberei und Bleicherei (Berl. 1872);
Grothe, Appretur der Gewebe (das. 1882).
[* 8] ^[Abb.: Fig. 2. Durchschnitt.]