(spr. schorá, deutsch
Jurten), eine der Hügelmassen der schweizer.
Hochebene (928 m), bildet ein nach N. allmählich
abgedachtes
Plateau, während der Südrand in steilen
Hängen zum
Genfer See abfällt.
Diese
Halden sind bis hoch hinauf mit
Weinbergen bepflanzt und bilden das Uferland La Vaux.
Das Thälchen von Jorat liegt zwischen
der ersten Jurakette (Seekette) und dem Spitzberg oder Mont Sujet und leitet vom Vallon d'Orvin zum Plateau
von Diesse (Tessenberg) hinauf. Es bildet eine Portlandmulde, die auch noch Neocom (Hauterivien und Valangien), sowie etwas
Tertiär (bei der Tuilerie) enthält.
Man belegt zuweilen auch noch die n. von Le Chânet de la Neuveville gelegenen Waldungen
mit dem Namen Jorat.
Der WaldSorNeuchâtel hat seinen Namen wahrscheinlich von einem ehemaligen römischen
Wachtturm erhalten, der auf einer künstlich eingeebneten Anhöhe s. über den Höfen Charjut-Jorat und La Vauchée (sw. Orvin)
stand.
Wird im O. von dem derselben Kette angehörenden Mont Moron durch den Col du Fuet
getrennt, und senkt sich nach W. ganz allmählig zur Hochfläche der Freiberge ab.
Der Jorat bildet ein regelmässig gebautes
Gewölbe aus Jurakalk, das durch die Erosion bis zum Dogger hinunter geöffnet worden ist. Er besteht
somit aus zwei seitlichen Rauracien-Längskämmen, die stellenweise durch die Erosion etwas zerschnitten sind, und dem Doggerrücken
in der Mitte.
Dazwischen sind zwei lange, zum Teil vertorfte Oxfordcomben eingesenkt, die sich an ihren Enden im Halbkreis
mit einander vereinigen.
Man hat früher die Oxfordmergel dieser Isoklinalthälchen abgebaut (Sous laSagne, bei Les Reussilles) und zur Verbesserung der Ackerkrume verwendet.
Sie führen Fossilien und enthalten eine interessante
Fauna von pyritischen Ammoniten (Cardioceras Lamberti etc.).
Auf dem Sennberg Rière Jorat hat man eisenschüssigen Dogger
der Callovienstufe mit Peltoceras athleta und Reineckia anceps gefunden.
Der Kern des Gewölbes besteht
aus dem sog. Forest Marble.
deutsch Jurten (Kt. Waadt
und Freiburg).
Berglandschaft im tertiären Mittelland der Waadt;
wird begrenzt im S. durch die Höhen über dem
Genfersee von Lausanne bis Vevey, im W. von den Thälern der Venoge und Thielle und im O. vom Thal der Broye
und dem Tobel der Veveyse. Die N.-Grenze ist unbestimmt und wird am einfachsten mit der Kantonsgrenze zwischen der Waadt
und Freiburg
zusammengelegt
werden können, da für die Hügellandschaft auf Freiburger Boden der Name Jorat nicht mehr gebräuchlich ist. Geographisch
freilich dürfte man das angrenzende Freiburger Gebiet mit französisch sprechender Bevölkerung wohl
auch noch als FreiburgerJorat bezeichnen, doch ist diese wellige Gegend zwischen der Broye und dem Neuenburgersee allgemein
als Bergland von Vully (Wistenlach) bekannt.
Razoumowski lässt den Jorat im N. bis in die Nähe von Murten und im W. bis La Sarraz reichen, schliesst also den Vully und
das Gebiet von Morges noch mit ein, was wir dem heutigen Sprachgebrauch entsprechend für unsere Darstellung ablehnen. In
früheren Zeiten gliederte sich der Jorat in drei politisch von einander getrennte Abteilungen, nämlich in den südlichen
Jorat (Jorat méridional), der die heutigen Bezirke Lausanne undLavaux umfasst, in den Jorat d'Échallens im
W. (zwischen Froideville und Montpreveyres), Eigentum der Herren von Échallens, und in den Jorat l'Evêque im O., der dem Bistum
Lausanne gehörte. Diese drei Teile stiessen an der sog. Borne (Grenzstein) des Trois Jorat zusammen, die heute noch die Gebiete
der Bezirke Lausanne, Échallens und Oron von einander scheidet.
Orographie und Hydrographie.
Der Jorat bildet ein stark gewelltes Hügelland, dessen mittlere Höhe 600-700 m beträgt und das sich als Ganzes von SW.
nach NO. abdacht. Alle seine zum Genfersee gehenden Flüsse haben mit Ausnahme der Veveyse und Venoge, die schon an seinen Aussengrenzen
liegen, nur kurze Lauflängen. Die Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein folgt von Châtel Saint Denis
an bis Puidoux dem Kamm des Mont Vuarat und Mont Pèlerin und zieht von da über Savigny¶
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und Le Châlet à Gobet bis Morrens, um dann in beinahe gerader Linie längs dem Kamm des Mormont oder Mauremont bis zu seinem
O.-Ende zu streichen. Den Rand des Jorat bilden im NW., SW. und SO. stark geböschte Hänge, eigentliche Steilabfälle, über
die nur kleine Wildbäche rasch zu Thal eilen. Nahe den Quellen dieser kleinen Wasseradern entspringen
auch die bedeutenderen der den Jorat nach N. entwässernden Flüsse: der Talent, die Mentue, Broye und Glâne, deren Lauf im Allgemeinen
gegen NO. gerichtet ist. Es entspricht diese Anordnung der hydrographischen Verhältnisse durchaus dem orographischen Aufbau
des Jorat, dessen einzelne Höhenzüge ebenfalls von SW. nach NO. hintereinander folgen und sowohl den
Falten des Juragebirges wie den benachbarten Alpenketten parallel streichen.
Das Mittelstück des Berglandes, zwischen Sainte Catherine und Servion, bildet den sog. Grand Jorat. Von diesem Gürtel von
Höhenzügen an senkt sich der Jorat nach und nach gegen NO., langsamer immerhin, als die ihn durchfurchenden
Flussadern. Diese Erosionsrinnen steigen von 800 m bis 450 m (Payerne) ab, wo die Broye die am Murtensee (435 m) endigende Alluvionsebene
erreicht. Rechts und links von diesem Hauptthal halten sich der Jorat und Vully stellenweise noch auf 700 und 800 m, zeigen
aber doch die allgemeine Tendenz, gegen NW., d. h. von den Alpen gegen den Neuenburgersee langsam abzuflachen.
Landschaftlich zeigt
uns der Jorat ein ganz charakteristisches Bild. Die staffel- oder reihenförmig hinter einander angeordneten
einzelnen Höhenzüge und Längsfurchen erinnern uns an ebensoviele Wellenberge u. Wellenthäler. Die Kämme u. N.- u. NW.-Hänge
der Höhen sind gewöhnlich mit dunkeln Tannenwäldern, seltener mit Buchen und Eichen oder mit Mischwald
bestanden und bieten dem Auge einen angenehmen Gegensatz zu den dem Anbau gewonnenen Thalböden, S.- und SO.-Hängen und
den Hochflächen im W. und NW. Hier finden wir abwechselnd Aecker, Kunstwiesen und Baumgärten, zwischen denen zahlreiche
Bauernhöfe zerstreut liegen. Längs der Verkehrszüge und in der Sohle der Erosionsthäler reihen sich
die Dörfer auf, deren Aeusseres schon von dem allgemeinen Wohlstand ihrer Bewohner zeugt.
Geologie.
Der ganze Jorat besteht ausschliesslich aus tertiären Gesteinen (Oligocän und Miocän), die teilweise mit Moränenmaterial
und fluvioglazialen Kiesen überführt worden sind. Da und dort findet man auch noch etwa eine kleine
Alluvionsebene oder ein Torfmoor. Ueberall aber besteht der Untergrund nur aus tertiären Schichten. In diesen unterscheidet
man von oben nach unten:
1) Marine Molasse, bestehend aus dicken Sandsteinbänken; entweder als Muschelsandstein mit zahlreichen Haifischzähnen
oder als weicher und feinkörniger Sandstein auftretend. Aus dieser marinen Molasse bestehen die Höhen
von Mont über Lausanne und der grösste Teil des Grand Jorat bis zum Murtensee hin.
2) Graue Süsswassermolasse (Langhien), bestehend aus einem dem erstgenannten sehr ähnlichen Sandstein; bildet die Höhen
zwischen Lausanne und den Monts de Lavaux bis zum Tobel des Chandelard. Hier tritt 3) die aquitanische Stufe
der Molasse auf, die sich in zwei Horizonte gliedert: a. einen obern, bestehend aus mergeligen Sandsteinen mit Neritina und
Helix und aus mergelig-kalkigen und kalkigen Schichten, mit eingelagerten Flözen von Braunkohlen, und b. einen untern mit
harten, grau oder rötlich gefärbten Sandsteinen und
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roten, oft auch graugrünen Mergeln; es ist dies die sog. rote Molasse, die um Gourze und bei Vevey ansteht. Mit der Annäherung
an die Alpen gehen alle diese Stufen mit teilweiser Ausnahme der roten Molasse in Nagelfluh über, die in dicken Bänken mit
Mergeln wechsellagert. Alle diese Gesteine sind Verwitterungs- und Erosionsprodukte, die im Miocän von
den zuerst in einen grossen Süsswassersee und später in einen tertiären Meerbusen mündenden Alpenflüssen herabgeschwemmt
und abgelagert worden sind.
Die Lagerungsverhältnisse der Schichten sind im Jorat sehr verwickelte. Um Lausanne liegen sie nahezu wagrecht, während
sie über Lutry plötzlich alpeneinwärts nach O. fallen und dazu noch durch eine Verwerfung gestört
sind. Hier befinden wir uns auf der Antiklinallinie der subalpinen Molasse, die von Ouchy bis La Claye aux Moines zieht. Bis
zur Veveyse hin folgen dann noch eine Reihe von Lagerungsstörungen, die abwechselnd die rote Molasse und die kohlenführende
Molasse zu Tage anstehen lassen.
Diese Verhältnisse erläutert das beigegebene geologische Querprofil. Im W., wo die Schichten wagrecht liegen, bilden die
Höhenzüge abgerundete Rücken, während ö. der Antiklinallinie, wo die oft noch gefalteten Schichten im allgemeinen gegen
SO. einfallen, schmale Kämme in grosser Anzahl hinter einander folgen. Die vorspringenden Rippen entsprechen hier den harten
und widerstandsfähigen Schichten und die dazwischen eingesenkten kleinen Erosionsthälchen den leicht
zerstörbaren weichen Mergellagern. Im Gebiet der horizontalen Molasse w. der Antiklinallinie werden die durch die Flüsse
(Talent, Mentue, untere Broye) ausgewaschenen Thäler von nahezu senkrechten Steilwänden begleitet.
Der Molasseboden ist an sich wenig fruchtbar. Wenn der Jorat trotzdem ein fruchtbares Land genannt werden
darf, so verdankt er dies dem Glazialschutt, der besonders als toniges Grundmoränenmaterial grosse Teile der Landschaft,
namentlich aber die Senken überdeckt. Erosion und Ueberführung mit glazialen Geschieben haben zusammen die heutigen Oberflächenformen
des Jorat geschaffen. Stellenweise findet man auch noch Seitenmoränen aus der Zeit des Rückzuges des
eiszeitlichen Rhonegletschers, so z. B. diejenigen, die den Lac de Bret und die Sumpfebene von Le Vernay bei Chexbres aufgedämmt
haben.
Aehnliche Seitenmoränen liegen in verschiedenen Höhenlagen am Hang von Lavaux. Sie bestehen gewöhnlich aus Kiesen, weniger
aus Blöcken. Ziemlich häufig sind ferner die erratitischen Blöcke, die sowohl vereinzelt als in Gruppen
auftreten. Bei Les Cases (über Belmont) sieht man eine ziemlich mächtige Lage von fluvioglazialen Schottern, die entweder
zwischen zwei Grundmoränenschichten eingelagert oder auch der Molasse direkt aufgekleistert sind. Diesen Schottern entspringen
ziemlich ergibige Quellen, die für die Wasserversorgung der Stadt Lausanne gefasst worden sind.
Aehnliche Kiese finden sich noch bei Mézières und Moudon, und alle werden stark abgebaut. Wo der Grundmoränenboden
nahezu eben oder wannenförmig eingesenkt oder auch durch Wallmoränen abgesperrt ist, bilden sich im stagnierenden Wasser
Torfmoore, wie solche z. B. zu beiden Seiten der Höhen von Gourze, bei Le Vernay und in vielen Thälchen des Freiburger Jorat
vorhanden sind. Ausgedehnte Entwässerungsarbeiten haben aber bereits die Mehrzahl dieser Sumpfböden trocken gelegt und
dem Anbau zurückgewonnen.
Viele der ziemlich tief eingeschnittenen Thalfurchen haben keinen sichtbaren Wasserlauf und sind vollständig trocken, da
alles Wasser durch einen unterirdischen Sammelkanal abfliesst. Das so trocken gelegte Land hat die Fähigkeit, viel Wasser
aufzusaugen, was wiederum dazu beiträgt, die Hochwassergefahr der Joratflüsse abzuschwächen. Der marine
Sandstein und die graue Molasse werden in zahlreichen Steinbrüchen (Crissier, Le Mont, Servion etc.) abgebaut. Neben den schon
genannten Quellen von Les Cases müssen noch diejenigen von Sainte Catherine und Pierre Ozeire erwähnt werden, die dem Molassesandstein
entspringen und ebenfalls nach Lausanne geführt werden.
Klima, Anbau, Erwerbsverhältnisse.
Seiner Höhenlage entsprechend hat der Jorat ein ziemlich rauhes Klima. Er gestattet den NO.-Winden ungehinderten Zutritt
und hat namentlich sehr strenge Winter. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt in Form von Regenwasser und Schnee 100-105
cm. Das jährliche Regenmittel ergibt für Lausanne 102,5 cm (1874-1893), für Échallens 103,6 cm (1884-1891),
für Moudon 102,8 cm (1883-1891). Nach den meteorologischen Beobachtungen zu Lausanne (1874-1893) hält sich hier das jährliche
Temperaturmittel auf 9° C.
Wie wir schon bemerkt haben, ist der Jorat in seinen höhern Teilen hauptsächlich mit Wald bestanden, während in den Thälern
und auf den Plateaus Aecker und zwar besonders Kornfelder vorherrschen. Hauptbeschäftigung und vornehmste
Erwerbsquelle der Bewohner sind Landwirtschaft und Ackerbau, deren Produkte nach den an der Grenze der Landschaft liegenden
Städten ihren Absatz finden. Im untern Abschnitt der SO.- und O.-Hänge (Bezirke Vevey, Lavaux und Lausanne) finden sich Weinberge,
die mit zu den bedeutendsten des Kantons Waadt
zählen.
Kleinere Rebenparzellen sieht man auch noch hie und da im W. und NW. (Bezirke Orbe und Yverdon). Tabak wird im N., besonders
um Payerne und bis nach Lucens hin gebaut. Die Industrie ist im Jorat, abgesehen von einigen Ziegeleien und Mühlen, nur schwach
vertreten. Immerhin bestehen einige bedeutende Fabrikbetriebe: Fabriken zur Herstellung von kondensierter
Milch und Kindermehl in Bercher und Payerne, die ein zahlreiches Personal beschäftigen und die Milch aus einem grossen Teil
der Landschaft aufkaufen;
Schon zur Römerzeit querten den Jorat mehrere wichtige Strassen, wie die ZügeVevey-Moudon-Aventicum (Avenches), Aventicum-Eburodunum
(Yverdon) und, im W., Cheseaux-Eburodunum. Bis zum 12. Jahrhundert bleibt dann die Geschichte der Landschaft dunkel. Nun wurde
ein grosser Teil Eigentum des Bistums Lausanne; es entstanden gleich zu Anfang des Jahrhunderts die
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15 km lang, ganz dem Mont Jorat angehörend; entspringt auf einer kleinen Ebene ca. 1 km nö. des Chalet à Gobet
(860 m), fliesst zunächst nach O., dann nach NNO. und endlich neuerdings nach O., geht links an den Dörfern Les Cullayes, Vucherens und Syens, rechts an Montpreveyres, Hermenches und Rossenges vorbei und mündet bei Bressonnaz, 2 km s. Moudon (530 m)
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