Jauche
(Adel, Odel, Pfuhl,
Gülle,
Hüll, Mistjauche
), die
Flüssigkeit, welche aus dem Stallmist abfließt oder aus demselben
bereitet wird, also der durch den Stallmist gesickerte
Urin der
Tiere, vermischt mit
Exkrementen, oder auch
der aus
Urin und festen
Exkrementen bereitete
Dünger (Pfuhl,
Gülle). Oft mischt sich der J. auch noch
Regen- und Schneewasser,
Wasch- und Küchenwasser u. dgl. bei. Am reinsten
wird der Pfuhl mittels der belgischen
Methode der Stallhaltung des Viehs gewonnen, wobei die
Tiere hinter
sich ein Lattengerüst haben.
Harn und
Exkremente werden in Rinnen geleitet und in auswärts angebrachte
Gruben
gespült, wo sie einem Gärungsprozeß, mit
und ohne Zuthaten von
Knochenmehl,
Ölkuchen,
Kalisalzen,
Ruß,
Asche, Kehricht, auch Moorerde, unterworfen bleiben und dann direkt
als flüssiger
Dünger auf das
Feld gebracht werden. Die wasserdichte und überdeckte Jauche
ngrube muß
mit der Dungstätte in
Verbindung stehen; hier zeigt die J. je nach der
Jahreszeit und Einrichtung der
Grube sehr verschiedene
Zusammensetzung.
Man fährt in einem zweispännigen Fuder J. nur 18-72 kg düngende Stoffe aus, der Rest ist Wasser. Die J. enthält im Mittel 1,5 pro Mille Stickstoff und 1 Proz. Asche; 0,0001 Phosphorsäure, aber 0,5 Proz. Kali. Manche Landwirte ziehen es vor, gar keine J. zu gewinnen, sondern diese immer wieder über den Mist zu spritzen und mit diesem auszufahren. Auf diese Weise wird die J. möglichst konzentriert, weil das Wasser an der Luft verdunstet; dasselbe ist der Fall, wenn die J. zur Kompostbereitung verwendet wird. J. dient in der Gärtnerei zur Bedüngung von Stoppelrüben und dergleichen Pflanzen, Obstbäumen und am meisten für Wiesen und Futterland überhaupt, und zwar entweder direkt während des Wachstums oder vor demselben im Herbst und Frühjahr.
Ausgefahren wird sie in besondern Jauche
fässern oder Jauchekarren mit Vorrichtung zur Verteilung, wie sie die
Wasserwagen
zur Straßenbesprengung haben. In
Belgien
[* 2] und Nordfrankreich finden sich auch
Wirtschaften, welche mittels eines Röhrensystems
die J. durch
Dampfpumpen aufs
Feld zur unterirdischen Düngung transportieren.
Praktischer hat
man in größern Rübenwirtschaften
die J., vermengt mit konzentrierten Dungmitteln und mit den Fabrikwässern, in hoch gelegene
Reservoirs
gepumpt und vermittelst natürlichen
Gefälles auf die zu düngenden
Felder geleitet und hier oberirdisch durch offene
Furchen
und Rinnen verteilt. - In der
Medizin heißt J.
(Ichor,
Sanies) schlechter dünner
Eiter oder dünne Inhaltsmasse von Brandherden
(Brandjauche
). Die J. ist übelriechend, entsteht durch faulige
Zersetzung von Gewebsflüssigkeiten,
Blut
oder
Eiter und enthält stets Fäulnisorganismen
(Spaltpilze). In die Säftemasse aufgenommen, verursacht solche J. die sogen.
Jauche
vergiftung
(Ichorrhämie) des
Bluts (s.
Septichämie).