Guggisberg
(Kt. Bern,
Amtsbez. Schwarzenburg).
Ausgedehnte Zivil- und Kirchgemeinde, im
SW.-Winkel des
Berner
Mittellandes, über dem rechten
Ufer der hier auf der Grenze zwischen Bern
und Freiburg
in tiefem
Tobel fliessenden
Sense. Die Gemeinde reicht vom Bürgerwald
bei
Schwarzenburg bis hinauf zum
Kamm der Stockhornkette und wird vom Bergzug der
Egg in zwei von einander stark verschiedene
Teile geschieden: einen mit Aeckern und
Wiesen bestandenen nördlichen und einen wenig ergibigen, schwach besiedelten und
meist nur Alpweiden tragenden südlichen Abschnitt. An den Hängen der
Egg grosse Gemeindewaldungen. Die
Mehrzahl der Häusergruppen und zerstreut gelegenen Bauernhöfe steht in einer
Höhe von über 1000 m. Mittelpunkt der Gemeinde
ist der nur 12
Häuser und 89 Ew. zählende
Weiler Guggisberg.
Hier steht auf aussichtsreicher Anhöhe in 1118 m die
Pfarrkirche, 18 km osö. der Station
Thurnen der Gürbethalbahn
(Bern-Wattenwil-Thun).
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Schwarzenburg. Ueber dem Weiler das Guggershorn mit schöner Aussicht. Die Gemeinde umfasst mehr als 300 zerstreute Bauernhöfe, von denen die meisten als Einzelsiedelungen mitten im dazugehörigen Land stehen. Seltener finden wir dann auch kleine Gruppen von Höfen, wie z. B. Wahlenhaus, Hirschmatt, Laubbach, Plötsch, Kalchstätten, Kriesbaumen, Schwendi, Riffenmatt, Riedstätten etc. Gemeinde als Ganzes 476 Häuser, 2809 reform. Ew. Seit 1888 hat die Zahl der Einwohner nur um 7 Personen zugenommen.
Starke Auswanderung nach Amerika. Ackerbau und Viehzucht; wichtig ist hier besonders noch der Anbau von Weizen.
Die verhältnismässig beträchtliche Zahl der ortsansässigen Armen rührt davon her, dass die
Berner Regierung früher die
Armen des ganzen Kantons hier zur Urbarmachung des
Bodens anzusiedeln pflegte. Der
Weiler Guggisberg
hat sich seit einigen
Jahren zur Sommerfrische entwickelt. Die Bewohner dieses Landstrichs bilden ein für sich abgeschlossenes kleines Bauernvolk,
das stark am Althergebrachten hängt, eine eigene Mundart spricht und sich früher auch noch durch seine
originelle
Tracht (vergl. Art. Bern,
Kanton) von den übrigen
Berner Bauern unterschied.
Die historisch nicht gestützte Ueberlieferung will dieses Völkchen von den alten Sachsen abstammen lassen. Guggisberg
ist
wohl eher in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters von nicht sehr weit herkommenden und von den altansässigen
Berner Bauern nicht so stark verschiedenen Kolonisten besiedelt worden. Eine Kirche stand hier als
Mons Guchani schon 1148 und
war dem Kloster
Rüeggisberg zu Eigen. 1076:
Mons Gucha; 1148: Cucansberg; französisch Mont Cuchin. Heimat von zahlreichen
durch eigene Kraft emporgekommenen Männern, besonders Astronomen und Mechanikern, wie von Christian
Beyeler (1774-1824), des Schuhmachers, Dichters und Musikers Christian Zbinden († 1821) und des talentvollen Goldschmids
und Uhrenmachers Johannes Heilgenstein, der 1833 nach Amerika auswanderte. Vergl. Jenzer. Heimatkunde des Amtes
Schwarzenburg.
Bern
1869.