Großglockner
,
der höchste Berg in den Ostalpen und der Hauptpunkt in dem großartigen Gebirgszug ¶
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der Hohen Tauern, liegt auf der Grenze von Tirol,
[* 3] Kärnten und Salzburg,
[* 4] bildet den pyramidenförmigen Gipfel eines mächtigen
Gebirgsstocks und ist 3797 m hoch. Der Gipfel besteht aus zwei durch eine schmale Schlucht getrennten Spitzen, von denen sich
die höhere, der eigentliche Großglockner
, von der niedrigern Spitze (Kleinglockner) aus als ein schlankes, etwas
nach N. geneigtes, scharf zugespitztes Horn darstellt; auf seinem unebenen felsigen Rücken, welcher ein 2 m hohes eisernes Kreuz
trägt, können höchstens sechs Personen sichere Ruheplätze finden.
Der Berg besteht aus Thonschiefer, der häufig in Glimmerschiefer übergeht, der Gipfel aus dunkelgrünem Chloritschiefer. Unter den Gletschern des Bergs ist ganz besonders der großartige Pasterzengletscher, welcher eine Länge von über 10 km bei einer Breite [* 5] von 1200-1400 m hat, und dem die Möll nach SO. entfließt, hervorzuheben. Vom Kern des Gebirgsstocks, welcher außer dem an Hochgipfeln noch die Glocknerwand (3730 m), Romariswandkopf (3522 m), Johannisberg (3475 m), Eiskögele (3439 m) u. a. umfaßt, laufen nördlich in das Salzachthal lange, eisgepanzerte Äste mit bedeutenden Hörnern und Spitzen: das Kitzsteinhorn (3220 m) und das Wiesbachhorn (3578 m), aus;
nach S. ist die Schobergruppe (Petzek 3275 m) vorgeschoben.
Die
Gruppe wird westlich durch das breite Tauernthal von Windischmatrei mit dem Velber Tauern (2540 m), östlich
durch das Möll- und Rauristhal mit dem Heiligenbluter Tauern (2616 m) begrenzt. Der Großglockner
erscheint zum erstenmal als »Glöckner-Mons«
auf Holzwurms Karte in Merians Topographien (1640 ff.); die erste Besteigung desselben fand 1799 durch den Kardinal Fürsten Salm-Reifferscheidt-Krautheim,
Bischof von Gurk, statt, der jedoch nur auf den Kleinglockner, die niedrigere Spitze des Gipfels, gelangte.
Die höhere Spitze wurde zum erstenmal von einer Expedition, 1802 vom Generalvikar Hohenwarth und in demselben Jahr von Schuttes erstiegen, der ein vierbändiges Werk: »Reise auf den Glockner« (Wien [* 6] 1804), darüber veröffentlichte. Seit der Zeit wurde die Besteigung sehr häufig von dem kärntnischen Dorf Heiligenblut an der Möll aus unternommen, unter andern 1855 von Franz Keil, dem man die schönen Reliefkarten des Glocknergebiets zu verdanken hat. Der Weg führt in etwa 14 Stunden über das neue Touristenhaus auf der Elisabethruhe zur Franz Josephs-Höhe, über die obere Pasterze zur Hofmannshütte und auf den Gipfel.
Neuerlich wird der Berg von Kals aus über die Stüdlhütte noch leichter und bequemer in 8 Stunden erstiegen. Die Aussicht
vom Großglockner
gehört zu den großartigsten der Alpen.
[* 7] Ein prachtvolles Panorama vom Großglockner
, vom Maler Pernhart, befindet sich im Museum
zu Klagenfurt;
[* 8] ein Relief des Großglockn
ergebiets (1:25,000) fertigte Slawkowsky (Wien 1886).
Vgl. Sonklar, Die Gebirgsgruppe der Hohen Tauern (Wien 1866);
Hofmann und Stüdl, Wanderungen in der Glocknergruppe (Münch. 1875);