Titel
Graff
,
1) Anton, Maler, geb. zu Winterthur, bildete sich bei J. ^[Johann] Ulrich Schellenberg in seiner Vaterstadt und ließ sich dann in Augsburg [* 2] nieder, wo er sich mit dem Kupferstecher Bause verband. Nach zeitweiligem Aufenthalt in München [* 3] und Regensburg [* 4] ward er nach Dresden [* 5] berufen, wo er 1766 zum Hofmaler ernannt wurde und starb. Nach einem von ihm selbst aufgesetzten Verzeichnis seiner Werke malte er 297 Porträte, [* 6] 943 Originalgemälde und 415 Kopien, wozu noch 322 Zeichnungen mit Silberstift, mehrere Landschaften alla prima in Öl und 3 radierte Blätter kommen.
Seine künstlerische Bedeutung liegt nicht in seinen Kompositionen historischen und allegorischen Inhalts, die vergessen sind, sondern in seinen Bildnissen. Er hatte das Glück, die erlauchtesten Geister seiner Zeit zu porträtieren, von denen er uns lebendige, charaktervoll aufgefaßte, von keinem Zeitgeschmack befangene und naturgetreue Abbilder hinterlassen hat, so daß man ihn mit Recht den »Porträtmaler unsrer Klassiker« nennt. Er malte unter andern: Lessing, Herder, Gellert, Hagedorn, Weiße, Schiller, Tiedge, Sulzer, Gluck.
Vgl.
Muther,
Anton Graff
(Leipz. 1881). -
Sein Sohn Karl Anton, Landschaftsmaler, geb. 1774 zu Dresden, Schüler von Zingg, bereiste die Schweiz [* 7] und Italien, [* 8] kehrte nach sechsjährigem Aufenthalt in Rom [* 9] nach Dresden zurück und starb In seinen Gemälden sind besonders die verschiedenen Wirkungen des Lichts gut wiedergegeben.
2)
Johann
Jakob, namhafter
Schauspieler, geb. zu
Georgenthal bei
Kolmar,
[* 10] studierte anfangs in
Straßburg
[* 11]
Theologie, wandte
sich dann der
Schauspielkunst zu und debütierte 1789 in
Köln
[* 12] als Cassio (im
»Othello«). Nachdem er in
der Bossaschen
Gesellschaft in zahlreichen
Städten Süddeutschlands gespielt hatte, erhielt er 1793
Engagement an der Hofbühne
in
Weimar,
[* 13] der er seitdem bis 1841 angehörte. Er starb in
Weimar. Graff
, auf dessen schauspielerische
Entwickelung
Goethe wie
Schiller großen Einfluß hatten, leistete in ernsten und würdevollen wie in heitern
Rollen
[* 14] Ausgezeichnetes und ist namentlich als erster Darsteller vieler klassischer
Rollen bemerkenswert. Hauptleistungen von ihm
waren:
Götz,
Alba,
[* 15] Odoardo, König
Philipp,
Wallenstein etc.
3) Eberhard Gottlieb, Sprachforscher, geb. zu Elbing [* 16] in Preußen, [* 17] studierte zu Königsberg, [* 18] kam 1810 als Regierungs- und Schulrat nach Marienwerder, [* 19] 1814 in gleicher Eigenschaft nach Arnsberg, [* 20] dann nach Koblenz. [* 21] Seit 1820 aus seinem bisherigen Wirkungskreis geschieden, wurde er 1824 Professor der deutschen Sprache [* 22] an der ¶
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Universität zu Königsberg und richtete nun seine Aufmerksamkeit vornehmlich auf die Erforschung der althochdeutschen Sprache und Litteratur, in deren Interesse er 1825-27 eine Reise nach Deutschland, [* 24] Frankreich, die Schweiz und Italien machte. Seit 1830 wieder in Berlin [* 25] lebend, starb er daselbst. Sein Hauptwerk ist der »Althochdeutsche Sprachschatz« (Berl. 1835-43, 6 Bde.),
zu dem Maßmann einen alphabetischen Index (das. 1846) lieferte. Außerdem gab Graff
heraus: »Diutiska, Denkmäler
deutscher Sprache und Litteratur aus alten Handschriften« (Stuttg. 1826-29, 3 Bde.);
»Otfrieds Evangelienharmonie« (Königsb. 1831);
»Deutsche [* 26] Interlinearversionen der Psalmen aus Handschriften des 12. u. 13. Jahrhunderts« (Quedlinb. 1838) u. a.
4) Karl, Architekt, geb. zu Grabow in Mecklenburg, [* 27] erhielt den ersten Unterricht im Baufach durch seinen Oheim, Hofbaurat Demmler in Schwerin, bildete sich dann weiter auf dem Polytechnikum zu Hannover [* 28] und der Bauakademie in Berlin und begab sich 1870 nach Wien, [* 29] wo er anfangs von van der Nüll bei dem Bau des neuen Opernhauses, sodann von Hasenauer bei der Ausführung der Bauten für die Weltausstellung beschäftigt wurde. Im J. 1874 wurde er nach Dresden berufen, wo er die Kunstgewerbeschule organisierte, als deren Direktor er gegenwärtig fungiert. Er ist auch als Schriftsteller auf dem Gebiet des Kunstgewerbes thätig und hat zahlreiche Entwürfe kunstgewerblichen Inhalts geliefert.