Goldleisten
,
zur Herstellung von
Goldrahmen
(Bilder- und Spiegelrahmen), Vorhangsgesimse u.s.w. verwendete, mit
Blattgold
vergoldete Holzleisten. Die Fabrikation der Goldleisten
umfaßt die Herstellung der Rohleisten, die Profilierung derselben,
das
Belegen mit gepreßten Verzierungen und das Vergolden. Als Material zu den Rohleisten dienen weiche Holzarten, am besten
das Lindenholz, weil sich dieses, seiner feinfaserigen
Struktur wegen, nicht leicht wirft; doch wird dasselbe
meist durch das wohlfeilere
Tannen- und Kiefernholz ersetzt.
Das Holz [* 3] muß möglichst gerade gewachsen, astfrei und trocken sein. Die Rohleisten werden entweder aus einem einzigen Streifen der Bohle angefertigt, oder es werden mehrere solche zu einer Leiste zusammengeleimt. Nachdem die Leisten durch Abrichten mittels des Hobels eine genau gleichmäßige Breite [* 4] erhalten haben, werden diejenigen, welche als in den Handel kommen sollen, zu Stäben von ganz gleicher Länge geschnitten, während bei denjenigen, welche zu verzierten Rahmen dienen sollen, mittels der Kreissäge oder des Hobels der Falz [* 5] zum Einsetzen des Glases, des Bildes und der Rückwand gestoßen wird. An der so weit vorgerichteten Rohleiste wird das Profilieren oder Kehlen vorgenommen, wobei in der Wahl der Profile das ausgebildete Schönheitsgefühl des Handwerkers in vollem Maße zur Geltung kommen kann. Das Profilieren geschieht entweder von Hand [* 6] mittels ¶
mehr
verschiedener Hobel von geeigneter Form, oder, wenn für den Massenbedarf gearbeitet wird, mittels der Kehlhobel- oder Fräsmaschine. [* 8] Die Anfertigung der in neuerer Zeit als Massenartikel vorkommenden geschweiften Rohleisten, die als Gardinengesimse verwendet werden, geschieht mittels der Fraismaschine. Man fertigt aufrecht und liegend geschweifte Gesimse und leimt dieselben aus mehrern Stücken zusammen. Dem Vergolden der Rohleisten geht das Grundieren voraus, das den Zweck hat, entweder den zu vergoldenden Gegenstand vor der Einwirkung der Atmosphäre zu schützen (Ölgrund) oder eine saubere Fläche herzustellen (Leimgrund).
Durch das Schleifen des Grundes mit Wasser und Bimsstein, Sandstein oder Schachtelhalm wird eine vollkommen glatte Oberfläche erzielt. Die Verzierungen der zu vergoldenden Rahmen wurden früher ausschließlich in Holz vom Bildhauer geschnitzt; jetzt werden derartige Verzierungen gewöhnlich aus einer plastischen, im wesentlichen aus Leim und Kreide [* 9] bestehenden Masse mit Hilfe von Formen hergestellt, deren Anfertigung einen speciellen Fabrikationszweig bildet.
Nachdem aus den grundierten Leisten der Rahmen hergestellt ist, werden auf denselben die entsprechenden Verzierungen aufgeleimt. Alle Stellen, welche Glanzvergoldung oder auch echte Mattvergoldung auf Leimgrund erhalten sollen, müssen zuvor polimentiert werden. Das Poliment, welches durch eine Leimlösung an der Grundierung haftet, besteht aus einem fein geschlämmten, mit Fett und Seife präparierten Thon, der einesteils in genäßtem Zustande das Blattgold anzieht, andernteils eine Unterlage bildet, auf welcher dasselbe, ohne abzublättern oder sich wegzuschaben, mittels des Achatsteins glänzend poliert werden kann.
Nachdem die Goldblättchen aufgelegt und vollständig getrocknet sind, werden dieselben mittels eines weichen, in verdünnten
Spiritus
[* 10] (Netze) getauchten Pinsels glatt gestrichen. Das Vergolden der unechten Goldleisten
geschieht mit Blattsilber
und Goldlack, indem durch ersteres der metallische Glanz, durch letzteres die goldähnliche Farbe erzielt wird. Die fertigen
Goldleisten
erhalten auf der Rückseite einen gelben Anstrich, wozu man eine gelbe Erde mit Kreide vermischt verwendet, und werden
sodann für den Versand in Papier verpackt.
Die verzierten Rahmen werden entweder mit echtem Golde oder mit Messing, sog. Metall, oder mit Silber vergoldet.
Die Glanzvergoldung der Rahmen erfolgt stets auf Leimgrund, die Mattvergoldung entweder auf Leim- oder auf Ölgrund. Der gute
Geschmack muß hierbei bestimmen, welche Teile der Verzierung und des Profils zu polieren sind; als Regel gilt, daß für Bilderrahmen
wenig, für Spiegelrahmen mehr Glanzvergoldung zur Anwendung kommt. In neuerer Zeit werden die Goldleisten
für
Bilderrahmen mehr und mehr durch die um 1850 von rhein. Fabriken in den Handel gebrachten, das Aussehen feiner polierter Hölzer
imitierenden sog. Politurleisten verdrängt.
Die Herstellung von Goldleisten
ist in Deutschland
[* 11] eine recht ansehnliche; die Rheinprovinz,
[* 12] Württemberg
[* 13] und Königreich
Sachsen,
[* 14] außerdem die größern Städte des Reichs leisten darin sehr Anerkennenswertes. Die Ausfuhr erstreckt sich auf nahezu
alle Länder der Erde, selbst bis nach Ostasien und Australien
[* 15] und wird – getrennte statist. Anschreibungen finden für diesen
Artikel der feinen Holzwaren nicht statt – im Durchschnitt der letzten Jahre zu etwa 6 Mill. M.,
die Einfuhr zu
0,7 Mill. M. anzunehmen sein.