Goajira
(spr. -chira), die nördlichste
Halbinsel
Südamerikas, westlich vom
Golf von
Maracaibo, etwa 12,000 qkm (218
QM.) groß, von der
Sierra Nevada de
Santa Marta durch breite Grasebenen getrennt, im
NO. in der vulkanischen
Serra Macuira bis 858 m
ansteigend.
Flüsse,
[* 2] die beständig
Wasser haben, gibt es nicht. Bewohnt wird dieselbe von dem noch halbwilden
Indianervolk der Goajira
, deren Zahl auf 45,000 (nach
Simons nur 25,000) geschätzt wird. Sie treiben
Landbau und
Viehzucht
[* 3] (Rinder,
[* 4]
Pferde,
[* 5]
Ziegen) und sind gute
Reiter, mit
Bogen
[* 6] bewaffnet, im
Gebrauch der
Feuerwaffen wohlgeübt, aber bei gerechter Behandlung
nicht zu fürchten.
Katholische Missionäre sind neuerdings wieder unter ihnen thätig. Sie führen meist ein Nomadenleben, üben die Blutrache, erwerben ihre Weiber (die übrigens geachtet werden) durch Kauf und feiern Totenfeste durch Trinkgelage. Die Ausfuhr der stellenweise fruchtbaren Halbinsel besteht aus Farbholz, Dividivi, Perlen, Bau- und Tischlerholz, Häuten etc. Politisch teilen sich Kolumbien [* 7] und Venezuela in die Halbinsel, wobei 9348 qkm (169,7 QM.) mit (1883) 34,696 Einw. auf letzteres, 3000 qkm (54 QM.) mit (1880) 8390 »zivilisierten« Einwohnern auf ersteres kommen. Sinamanca, wo indianische Pfahlbauten, [* 8] und Soldado sind die beiden Hauptorte.
Vgl. Simons in den »Proceedings« der Londoner Geographischen Gesellschaft 1885.