(lat.
Simile), figürlicher Gedankenausdruck, zufolge dessen eine
Vorstellung durch Vorführung
einer andern veranschaulicht, also ein
Bild (das Hauptbild) in einem Gegenbild vorgestellt wird. Handelt es sich dabei nur
um eine kurze Andeutung, um die Versinnlichung eines
Begriffs durch Hinweis auf etwas
Wirkliches, das ihm ähnlich ist (z. B.
edel wie
Gold,
[* 2] klug wie die
Schlangen),
[* 3] so nennt man dies Vergleichung. Das eigentliche Gleichnis malt dagegen
vollständig aus, es stellt nicht den einzelnen sinnlichen
Begriff neben den einzelnen unsinnlichen, sondern das Sinnliche
neben das
Sinnliche,
Bild neben
Bild, ja eine ganze
in sich abgeschlossene Reihenfolge von
Anschauungen neben die andre.
Der
Gebrauch solcher Gleichnisse ist eine Eigentümlichkeit der
EpenHomers und Vergils, aber auch in den
serbischen Heldenliedern und in modernen
Heldengedichten finden sie sich häufig.
Dasjenige, worin bei der Vergleichung Hauptbild
und Gegenbild zusammentreffen, heißt der Vergleichungspunkt
(tertium comparationis), und da
Bild und Gegenbild immer nur ähnlich,
nie völlig gleich sind, so sagt man wohl, jedes Gleichnis hinke
(»omne simile claudicat«). Von der
Metapher (s. d.)
unterscheidet sich das Gleichnis dadurch, daß in jener das Hauptbild in dem Gegenbild ganz aufgeht, während beim
Gleichnis beide nebeneinander bestehen und das Gegenbild nur zur Hervorhebung des Hauptbildes dient. Eine
Metapher ist es z. B.,
wenn man das jugendliche
Alter schlechtweg den
»Frühling desLebens« nennt, ein Gleichnis dagegen, wenn man sagt:
»das jugendliche
Alter ist in der
Reihe der
Lebensalter das, was der
Frühling in der
Reihe der
Jahreszeiten
[* 4] ist«.