Glühen
,
Glut, wird die Erscheinung des Leuchtens genannt, die man an stark erhitzten festen und tropfbarflüssigen
Körpern bemerkt, und die eben eine Folge ihrer Erhitzung ist. Unterhalb der
Glühhitze senden die erwärmten
Körper nur dunkle, das sind ultrarote Wärmestrahlen aus. Bei gesteigerter Erhitzung wächst die
Stärke
[* 2] der Ausstrahlung,
die jedoch aus einem Gemisch von Wärmestrahlen der verschiedensten Brechbarkeit besteht. Draper erhitzte Kalk, Koks, Flußspat
[* 3] und verschiedene Metalle, und es ergab sich, daß alle diese Körper bei 525° C. dunkelrote
Strahlen
etwa bis zur Fraunhoferschen Linie B auszusenden anfingen (dunkles Rotglühen
).
Das
Spektrum eines hellrot glühenden
Platindrahts reichte bei 655° C. bis zur Fraunhoferschen Linie F im
Grün, bei 725°
C. (heller
Rotglut) bis zum beginnenden
Blau, bei 1170° C.
(Weißgelbglut) erstreckte es sich so weit
wie das
Spektrum des
Tageslichtes. Darüber hinaus (1200° C.) tritt reines
Weißglühen auf. Nach der bisherigen Erfahrung
nimmt man an, daß alle festen und tropfbarflüssigen Körper, wenn sie chemisch noch so verschieden sind, bei einer und
derselben höhern
Temperatur eine bestimmte Art farbiger
Strahlen auszusenden anfangen.
Neben diesen letztern treten aber auch noch andere Wärmestrahlen von der verschiedensten Brechbarkeit und darunter massenhaft überwiegend dunkle Wärmestrahlen auf, sodaß man sagen kann: der Beginn des Auftretens einer bestimmten Art farbig leuchtender Strahlen ist nur abhängig von der Temperatur und nicht auch von der chem. Beschaffenheit der Körper, dagegen ist die Menge und das Mischungsverhältnis von Wärmestrahlen verschiedenster Brechbarkeit je nach der Natur der ausstrahlenden Körper ein anderes.
Wenn die festen und tropfbaren Körper als Ganzes glühen
, so bleiben hierbei die
Moleküle chemisch unzerlegt und man kann
annehmen, daß die Gesamtwirkung des Glühen
das kontinuierliche
Spektrum sei. Dasselbe findet noch statt in
den gewöhnlichen Kohlenwasserstoffflammen unserer
Kerzen, Öl- und Gaslampen, in denen die glühenden
festen Kohlenteilchen
leuchten. (S. Flamme.)
[* 4] Bei höhern
Temperaturen tritt Dissociation ein, wobei die austretenden einfachen
Gase
[* 5] die Flamme charakteristisch
färben und, je nach ihrer materiellen Verschiedenheit, eigentümliche Linienspektra geben. (S.
Spektralanalyse.)
[* 6] Die
Elektrischen Lichterscheinungen
(s. d.) entspringen der Erhitzung der betreffenden Körper
durch den elektrischen
Strom. (Vgl.
Bogen,
[* 7] elektrischer,
Elektrisches Glühen,
[* 8]
Glühlicht,
[* 9] Gasglühlicht,
[* 10] Drummonds
Kalklicht.)