Gaster.
Bezirk des Kantons St. Gallen. Fläche: 14770 ha. Sitz der Verwaltungsbehörden ist Benken, Sitz der Gerichtsbehörden Schännis. Der Bezirk grenzt im SW. und S. an den schwyzerischen Bezirk March, den Kanton Glarus und Walensee, im O. und NO. an die Bezirke Sargans u. Ober Toggenburg, im N. an den Bezirk See und im W. wiederum an den schwyzerischen Bezirk March. Von Schloss Grinau greift die Grenze im W. u. SW. bis an den ehemaligen Linthlauf über den heutigen Linthkanal hinüber, folgt darauf diesem letzteren bis zu seiner Einmündung in den Walensee, zieht sich vom N.-Ufer des Walensees zwischen Bätlis und Quinten hinauf zum Leistkamm und Nägeliberg, steigt längs des Leistbaches bis gegen Starkenbach im Toggenburg ab, springt auf den Hädernberg über, geht n. der Amdener Höhe nach W., biegt ob Käsernalp nach NNW. um und folgt dieser Richtung über den Speer bis zum Regelstein, um von da längs dem Gigenbach und s. an Gauen und Uznach vorbei bei Grinau wieder zum Linthkanal zurückzukehren.
Der Bezirk umfasst die 6 Gemeinden Amden, Benken, Kaltbrunn, Rieden, Schännis und Weesen. Der in der Linthebene (420 m) gelegene Abschnitt des Bezirkes war vor dem Bau des Linthkanals ein zum grossen Teil versumpftes und ungesundes Gebiet, das seither zu einem fruchtbaren und gesunden Wiesen- und Obstbaumgelände umgewandelt worden ist. Der Bezirk hat 3607 ha Wald, 2840 ha Wies- und Weideland und 6 ha Reben, von denen das Wiesland in der Linthebene, Alpweiden und Waldungen dagegen in den gebirgigen Teilen vorwiegen. Sehr guter Wein gedeiht vornehmlich in dem klimatisch so sehr begünstigten warmen Winkel bei Wesen am Walensee.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Landwirtschaft (Wiesen-, Acker-, Obst- und Weinbau), Alpwirtschaft und Viehzucht. Pferdezucht in Kaltbrunn. Schöne braune Viehrasse. Beträchtlich ist die Käsefabrikation, wie auch die Ausfuhr von Obst. Der Bezirk zählt 7301 Ew. (wovon 297 Reformierte) in 1345 Häusern und 1698 Haushaltungen. Bei Kaltbrunn wird Braunkohle abgebaut. Webstühle und Stickmaschinen. Je eine Seidenweberei in Wesen, Ofenfabrik in Benken, Backsteinfabrik in Schännis. Elektrizitätswerk in Schännis. Fremdenindustrie (besonders am Walensee: Wesen und Amden). Grosse Märkte in Wesen, Kaltbrunn und Schännis. Schiffahrt auf dem Walensee. Die sehr bedeutenden Steinbrüche auf die Kreidekalke des Valangien und Neocom an der Amdenerstrasse über Wesen versorgen namentlich die Stadt Zürich mit Pflastersteinen.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 5315 | 5486 | 5663 |
Pferde | 150 | 134 | 165 |
Schweine | 1144 | 1666 | 1733 |
Schafe | 191 | 67 | 68 |
Ziegen | 1905 | 2075 | 1724 |
Bienenstöcke | 899 | 1301 | 1140 |
Den Bezirk durchziehen die Eisenbahnlinie
Rapperswil-Wesen-Sargans (an die sich in
Uznach vom
Toggenburg her die im Bau begriffene
Rickenbahn anschliessen wird, die in
Ziegelbrücke an die Linie
Zürich-Glarus-Linthal Anschluss hat und von der an der Station
Weesen die Linie
Weesen-Glarus abzweigt) und die
Strassen (von
Rapperswil und
Wattwil nach)
Uznach-Ziegelbrücke-Weesen und
Weesen-Amden.
Postwagen
Weesen-Amden und
Kaltbrunn-Benken. Das Gasterland
war zuerst der Reihe nach den
Grafen von
Churwalden, dem Bistum
Chur
und den
Klöstern
Pfäfers,
Schännis und
Einsiedeln untertan; es kam zu Ende des 9. Jahrhunderts an die
Grafen von
Lenzburg, 1172 an die
Grafen von
Kiburg, 1269 an die
Grafen von
Habsburg, 1406 an die
Grafen von
Toggenburg und 1436 neuerdings
an
das Haus Oesterreich.
Mit dessen Zustimmung schloss das Gaster
mit Schwyz
und Glarus
ein Burgrecht und wurde dann von Herzog Friedrich 1438 an diese
beiden Orte abgetreten, unter deren Hoheit es bis 1798 verblieben ist. Das 1529 zur Reformation übergetretene Volk des Gaster
musste nach der Schlacht bei
Kappel 1531 wieder zum alten Glauben zurückkehren. Die beiden Orte Schwyz
und Glarus
(hier aber nur die katholischen
Gemeinden)
ernannten abwechselnd alle zwei Jahre einen katholischen Vogt über das Gaster
, der seit dem 15. Jahrhundert
nur zur Abnahme der Eidesleistung jeweilen für einige Tage im Lande selbst amtlich zu weilen pflegte.
Die stimmberechtigten Bewohner des Gaster
versammelten sich alle zwei Jahre in
Schännis zur Landsgemeinde zur Erneuerung
des Untertaneneides und zur Wahl der Zivil- und richterlichen Beamten. Die Befugnisse des vom Landvogt
präsidierten Gerichtshofes erstreckten sich nicht auf das Gebiet von
Weesen, das sich einer eigenen Gerichtsbarkeit erfreute,
und nicht auf dasjenige von
Kaltbrunn, das in dieser Beziehung dem Stift
Einsiedeln unterstand. Dem Gaster
war auch noch die
die Gebiete von
Murg,
Terzen,
Quinten und
Quarten umfassende sog.
Landmark am
Walensee angegliedert, mit Ausnahme
allerdings der Kriminalgerichtsbarkeit, die hier der Vogt zu
Sargans ausübte.
Zur Zeit der Helvetischen Republik 1798 war das Gaster
ein Glied des Kantons
Linth, um dann durch die Mediationsakte von 1803 endgiltig
dem Kanton St. Gallen
zugeteilt zu werden, der es aber erst 1831 von seinem Bezirk
Uznach lostrennte und zum eigenen Bezirk
(das ehemalige historische Gasterland
exkl. die
Landmark am
Walensee umfassend) erhob. Der Name Gaster
ist vom latein. castrum,
castra (= befestigtes
Lager, Burg) herzuleiten; in einer Urkunde von 1230: a clivo qui Gastirer dicitur.