Fliesen
,
[* 2] meist quadratische oder mehreckige, seltener runde Belegplatten für Fußböden und Mauerwerk von Stein (Marmor, Thonschiefer), gebranntem, glasiertem oder nicht glasiertem Thon, von Porzellan oder Glas, [* 3] einfarbig oder bunt, welche zu mehr oder minder einfachen Mustern zusammengestellt und in Mörtel gelegt verwendet werden. Die Sitte, Wände und Fußböden mit Marmorplatten zu bekleiden, tauchte schon im 6. Jahrh. n. Chr. in Rom [* 4] auf und erhielt sich das ganze Mittelalter hindurch.
Die
Platten wurden später mit figürlichen und ornamentalen
Darstellungen, mit
Wappen
[* 5] u. dgl. dekoriert, die anfangs schwarz
auf weiß durch Gravierung, dann farbig durch Einlagen bunten
Marmors hergestellt wurden. Ein glänzendes
Beispiel
dieses Plattenbelags findet sich im
Dom zu
Siena. Seit dem 13. Jahrh. kamen auch
Platten aus gebranntem
Thon auf, deren
Muster
teils aufgemalt, teils in eingepreßtem
Relief dargestellt waren. Die
Platten wurden auch emailliert und vergoldet. Am meisten
verbreitet war diese Plattenbekleidung unter den
Mauren in
Spanien,
[* 6] von wo sie auch nach
Holland kam, und
in
Italien
[* 7] während des 16. Jahrh. (Eine italienische Fliese s.
Tafel
»Ornamente
[* 8] III«,
[* 9] Fig. 10.) In
Holland wurden Fayencefliesen
mit blauer oder brauner
Malerei hergestellt.
Man nannte sie
Plamutzen. Neuerdings ist die Fabrikation von
Thon- und Porzellanfliesen
wieder sehr in Schwung gekommen. Hauptfabrikationsorte
sind
Stoke upon Trent
(Minton),
Mettlach (Villeroy und Boch) und
Karlsbad
(Knoll). S. auch
Azulejos.
Vgl. Amé, Les carrelages émaillés du moyen-âge et de la renaissance (Par. 1859);
Rotellini und Brenci, Raccolta di ornamenti tratti da terre cotte dipinte in Siena nel secolo XV e XVI (Siena 1873);
Meurer,
Italienische Majolikafliesen
aus
dem Ende des 15. und Anfang des 16.
Jahrhunderts (Berl. 1881);
Brenci und
Lessing, Majolikafliesen
aus
Siena 1500-1550 (das.
1884).
Die schwedischen Fliesen
bestehen aus grobem
Marmor, dem sogen. Fliesen
stein. Die besten Fliesen sind gegenwärtig die
Mettlacher, welche
auf einer nicht ganz homogenen Grundmasse eine starke
Schicht farbigen
Thons besitzen und zum Teil sehr
reiche
Muster zeigen. Soviel bekannt, werden sie unter sehr starkem hydraulischen
Druck geformt und dann gebrannt.