Kapelle
zu
Notre Dame des Neiges, an die sich zahlreiche interessante Volksüberlieferungen knüpfen und zu der die Bewohner des
Thales trotz des vom
Bischof von
Sitten und der
Walliser Regierung erlassenen Verbotes alljährlich einmal zu wallfahren pflegten.
Ferret ist das günstigste Zentrum für eine ganze Reihe von Hochgebirgstouren.
Verbindet
Martinach über das schweizerische
Val Ferret
mit dem italienischen
Val Ferret und Courmayeur (Martinach-Passhöhe 9, Passhöhe-Courmayeur 4 Stunden; Courmayeur-Passhöhe
5½,
Passhöhe-Martinach 8 Stunden).
Als kürzester und bequemster Weg
vom
Rhonethal nach Courmayeur von Touristen oft begangen, noch mehr aber von Schmugglern benutzt.
Der
Pass als Uebergang von
jeher bekannt. Es bestand s. Z. der
Plan, hier für eine direkte Bahnlinie
Martinach-Courmayeur den Berg in einem
Tunnel zu
unterfahren.
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oder Ferrex(ColduPetit), auch Col duChantonnet oder Col dela Léchère (nach der Alpweide dieses Namens)
geheissen (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
2493 m. Passübergang, zwischen den letzten Ausläufern der vom Mont Dolent und der Tête de Ferret absteigenden
Pointes des Grépillons, vom Col du Grand Ferret durch die Tête de Ferret getrennt. Beschwerlich, wenig
angenehm und mit beschränkter Aussicht; wird deswegen von Touristen weit weniger begangen als der Col du Grand Ferret, obwohl
er einen um eine Stunde kürzeren Uebergang gestattet als dieser. Der von Runsen zerfressene italienische Hang Les Grépillons
geheissen. Pass in die bis nach Charrat im Rhonethal zu erkennende Kontaktzone zwischen dem krystallinen
Massiv des Mont Blanc (Porphyr und Protogin) und den angrenzenden sedimentären Gebilden (Trias und Jura) eingeschnitten.
oder Ferrex(Tête de) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
2711 m. Rasenbewachsener Gipfel, zwischen den beiden Cols de
Ferret und von jedem aus in 20 Minuten zu erreichen. Keine bemerkenswerte Aussicht.
oder Ferrex(Val) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
Der Name auf der Dufourkarte in der Form Ferrex, auf der ältern Ausgabe des betr.
Siegfriedblattes Ferret geschrieben. Diesem letztern folgend hat dann die alpine Litteratur beinahe allgemein
die Form Ferret adoptiert. In der neuen Ausgabe kehrt die Siegfriedkarte wieder zur Orthographie Ferrex zurück.
Thal; 14,5 km lang. Steigt längs dem Fuss des schweizerischen Anteils am Mont Blanc Massiv, von woher ihm der grösste Teil
seiner Wasser zufliesst, von SSW.-NNO. ab und bildet gleichsam die Fortsetzung der Furche, die durch das
nach SSW. auf Courmayeur zu absteigende italienische Val Ferret markiert ist. Mündet unterhalb Som la Proz auf die Vallée d'Entremont
aus. Die mittlere Breite, zwischen dem Bec Rond und dem gegen das Thal vorgeschobenen Ausläufer der Clochers de Planereuse,
beträgt 4,5 km. Das Val Ferret beginnt mit den zwei Furchen, die vom kleinen Glacier des Angroniettes
und vom Col du Ban d'Arrey absteigen; nach deren Vereinigung münden auf das Thal in regelmässiger Folge eine Reihe von kleinen
linksseitigen Nebenarmen, das Val de la Peulaz, Val de Merdenson und die Combe des Fonds, aus.
Von diesem obersten Thalabschnitt gehen mehrere Fusswege aus, die ihn über ebensoviele Pässe mit den benachbarten Thalschaften
in Verbindung setzen: vom Plan la Chaud (2040 m) zweigt der über die Seen und den Col de Fenêtre zum Grossen St. Bernhard hinauf
führende Zickzackweg, von den Hütten von Ferret (1707 m; mit Kapelle und Gasthof) der Weg über den Col du Grand Ferret
und von dem 1 km tiefer gelegenen Le Clou (1629 m) endlich der Weg
nach Courmayeur über den Col du Petit Ferret oder Col du
Chantonnet und ein zweiter über die Crête des Échessettes zur Combe de Lâ leitender Weg ab. Von der Vereinigung
mit der Combe des Fonds an biegt das Thal aus der bisherigen NW.-Richtung nach NNO. ab. Hier, bei den Hütten von La Folly,
liegt der oberste ebene Thalboden des Val Ferret, den die vom grossen Glacier de La Neuva herkommenden
Wildbäche mit ihren Schuttmassen aufzufüllen streben und den im W. ein mächtiger Kranz von Eis- u. Felsmassen überragt,
aus welchen sich der wilde GrandDarreï (3523 m), der Petit Darreï (3516 m), der Tour Noir (3844 m), die AiguillesRouges und
der Mont Dolent (3833 m) als besonders grossartige Bastionen emporheben.
Thalauswärts reihen sich von dieser Stelle an zahlreiche fette Alpweiden auf, längs welcher zwischen Weidegründen und
Waldpartien die weissschäumende Dranse de Ferret hinbraust: es sind die Maiensässe von La Fouly, L'Amône, La Seiloz, Praillon
und Branche, über denen rechts die rasen- u. waldbestandene Grenzkette gegen die Combe de Lâ mit ihren
verhältnismässig bescheidenen Felstürmchen (Bec Rond, 2564 m; Tour de Bavon, 2478 m) aufsteigt. Einen grossen Gegensatz
zu diesen mit Hütten übersäten und zeitweise vom Glockengetön der Heerden belebten Alpweidenhängen der rechten Thalseite
bildet die gegenüber aufstrebende Thalmauer mit ihrem Gewirr von bizarr geformten Spitzen, ihren verwitterten und bis
ins Unendliche zerschnittenen oder mit grünem und weissem Eis gepanzerten Gräten und ihren zuweilen von oben bis unten durch
die Runse eines schäumenden Wildbaches (reuse) zerfressenen Felswänden.
Wir können hier nur die bekanntesten dieser Gipfel aufzählen, so die Six Neirs, den Trouss Bouc, die Pointe dePlanereuse und
Clochers de Planereuse, den Châtelet und Croz Magnin, die Breya. Ueber und hinter diesen den Thalboden u.
-fluss mit ihren Vorsprüngen und Schuttkegeln nach rechts abdrängenden Massen folgt ein noch höheres, 2000 m und mehr
über der Thalsohle aufsteigendes Hochgebirgsgebiet, das mit der Cime du Portalet und den Aiguilles Dorées, du Chardonnet
und d'Argentière abschliesst.
Von Praz de Fort (1153 m), der obersten ständig bewohnten Siedelung des Thales an, wo die dem Saleinazgletscher entfliessende
Reuse de Saleinaz ins Hauptthal ausmündet, ändert zu beiden Ufern der Dranse sich dessen Charakter vollständig: Roggen- und
Kartoffelfelder und Baumgärten treten an die Stelle der Alpweiden und umrahmen die WeilerLes Arlaches,
Ville d'Issert und Som la Proz, denen bald der unterhalb der Vereinigung des Val Ferret mit seinem Zwillingsthal, der obern
Vallée d'Entremont, gelegene FleckenOrsières folgt. Zwischen Ville d'Issert und Som la Proz mündet ins Val Ferret noch der
von links aus der Combe d'Orny kommende und von der Strasse überbrückte Wildbach aus.
¶
mehr
Durch das Val Ferret sind die zahlreichen Protoginblöcke herabtransportiert worden, die bei Sembrancher die Dranse d'Entremont
aufdämmen und sich bis zu den Schluchten verfolgen lassen, durch welche der Strom vor der Vereinigung mit der Dranse de Bagnes
seinen Weg findet. Seit 1861 hat man am Saleinazgletscher während 20 Jahren Eis gebrochen; nachdem dieser
Betrieb dann auf die Dauer von weitern 15 Jahren eingestellt war, hat man ihn wiederum für einige Jahre aufgenommen, aber 1900 neuerdings
aufgegeben.
Die vor Jahren mit der Errichtung der Gasthöfe in Ferret und Le Clou inaugurierte Fremdenindustrie hat durch die Eröffnung
eines Hotels in Praz de Fort neuen Impuls erhalten. Zahlreiche erratische Blöcke, deren grösster ca. 2700 m3
misst. Blei und Eisen am Amône, alkalische Quellen auf dem Plan La Chaud. An der Fortsetzung bis zum Weiler Ferret der heute
bis etwas oberhalb Praz de Fort vollendeten Fahrstrasse wird gearbeitet. Die der Gemeinde Orsières zugeteilten
Bewohner des Thales betreiben hauptsächlich Alpwirtschaft, Korn-, Roggen- und Kartoffelbau. Ein Teil der Jungmannschaft pflegt
nach Paris auszuwandern, um dort als Haus- und Stallknechte, Kutscher, Omnibusangestellte und Farbwaarenfabrikanten Verdienst
zu finden. Vergl. Kurz, L. und E. Colomb. La partie suisse de la Chaîne duMont Blanc. Neuchâtel 1900. - Correvon,
H. LeValFerrex suisse (im Jahrbuch S. A. C. 37, 1901-1902). Bern
1902.
Der Ingenieur de Vautheleret hat 1884 das Projekt ausgearbeitet, die Schweiz mit Italien durch eine das Val Ferret bis zum
Fuss des Col Ferret ansteigende und diesen in einem in 1621 m Meereshöhe liegenden und 9,5 km langen
Tunnel unterfahrende Eisenbahn zu verbinden. Dieser 1893 vom Ingenieur Ritter gegenüber dem Simplondurchstich warm verteidigte
Plan, der das Alpenthal Ferret zu einer grossen internationalen Verkehrsader umgestaltet hätte, ist aber der technischen
Schwierigkeiten des Bahnbaues wegen bald in Vergessenheit gekommen.
Das Val Ferret ist ziemlich genau auf der Grenze zwischen den jurassischen Kalksedimenten am SO.-Hang
des Mont Blanc Massives und den ö. davon folgenden, ebenfalls jurassischen Glanzschiefern eingeschnitten. Diese in ihrer
Facies so stark verschiedenen zwei Jurazonen werden von einander getrennt durch einen schmalen Streifen von Trias (Rauchwacke
und Gips), die an den Thalseiten oft zu Tage ansteht (Som la Proz, Ville d'Issert). Die Thalsohle selbst
ist beinahe überall mit Moränenmaterial überführt und wird von Le Grand Ferret bis Praz de Fort durch die Schuttkegel zahlreicher
Wildbäche in eine ganze Reihe von Stufen aufgedämmt.
Die Flora des Val Ferret zeigt grosse Analogie mit denen des Val de Bagnes und der Vallée d'Entremont.
Es lassen sich nur etwa 4-5 hier wachsende Arten nennen, die im übrigen Abschnitt des Einzugsgebietes der Dranse selten sind
oder ganz fehlen: die in der Kette zwischen Ferret und Entremont ziemlich verbreiteten Saxifraga aizoides und S. diapensioides,
die am Col Ferret sich findende Draba Zahlbruckneri und der dem übrigen Dransegebiet zu fehlen scheinende
Erinus alpinus.
Kreis Aosta, an der Dora Baltea, unfern der Vereinigung des Val Ferret und der Allee blanche, zwischen herrlichen Wiesen und Baumgruppen, 1218 m ü. M. an der Südseite des Montblanc gelegen, hat Mineralquellen
(Eisenquellen, Säuerlinge u. Schwefelquellen) und (1881)
5 Quellen wurden gefunden. Anzahl Quellen auf 30 begrenzen.