Titel
Erdmann
,
1)
Otto
Linné, Chemiker, geb. zu
Dresden,
[* 2] widmete sich der
Pharmazie, dann der
Medizin und den
Naturwissenschaften auf der medizinisch-chirurgischen
Akademie zu
Dresden und in
Leipzig,
[* 3] wandte sich bald der
Chemie ausschließlich zu und habilitierte sich 1825 an der
Universität für dieses Lehrfach. Als 1826 die Anwendung des
Nickels
zur Fabrikation des
Neusilbers bekannt wurde, widmete sich Erdmann
ein Jahr lang diesem Industriezweig in einer
Fabrik am
Harz, kehrte aber 1830 nach
Leipzig in seine
Stellung als
Privatdozent zurück. Im J. 1827 wurde er außerordentlicher
und 1830 ordentlicher
Professor der technischen
Chemie daselbst; 1842 errichtete er ein
chemisches Laboratorium in
Leipzig, welches
das
Muster mehrerer ähnlicher Anstalten geworden ist. Er starb in
Leipzig. Von eignen
Arbeiten Erdmanns
sind vorzüglich
die Untersuchungen über das
Nickel (Leipz. 1827), den
Indigo
[* 4] und einige andre
Farbstoffe sowie die von ihm mit
Marchand ausgeführten
Arbeiten über die
Atomgewichte der einfachen
Körper zu erwähnen. Diese und andre
Arbeiten Erdmanns
finden
sich in dem von ihm herausgegebenen
»Journal für technische und ökonomische
Chemie« (Leipz. 1828-33) und in
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dem teils von ihm allein, teils im Verein mit Schweigger-Seidel und Marchand geleiteten »Journal für praktische Chemie« (das. 1834 ff.). Er schrieb auch: »Lehrbuch der Chemie« (Leipz. 1828, 4. Aufl. 1851);
»Grundriß der Warenkunde« (das. 1833; 11. Aufl. von König, 1885) und »Über das Studium der Chemie« (das. 1861).
2) Johann Eduard, Philosoph, geb. zu Wolmar in Livland, [* 6] studierte zu Dorpat [* 7] und Berlin, [* 8] wo ihn namentlich Hegel fesselte, Theologie, ward 1829 Geistlicher in seiner Vaterstadt, wandte sich aber schon 1832 nach Berlin, wo er sich nach Vollendung seines Werkes »Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der Geschichte der neuern Philosophie« (Leipz. 1834-51, 3 Bde.) 1834 bei der philosophischen Fakultät habilitierte, wurde 1836 als außerordentlicher Professor der Philosophie nach Halle [* 9] berufen und hier 1839 zum ordentlichen Professor der Philosophie ernannt. Seinen Schriften: »Natur und Schöpfung« (Leipz. 1840) und »Leib und Seele« (Halle 1837, 2. Aufl. 1849) folgten: »Grundriß der Psychologie« (Leipz. 1840, 5. Aufl. 1873);
»Grundriß der Logik und Metaphysik« (das. 1841, 4. Aufl. 1864);
ferner »Vermischte Aufsätze« (das. 1847) und »Über einige der vorgeschlagenen Universitätsreformen« (das. 1848);
»Vorlesungen über den Staat« (Halle 1851);
»Psychologische Briefe« (Leipz. 1851, 6. Aufl. 1882),
worin er die Psychologie mit Glück zu belehrender Unterhaltung darzustellen suchte;
»Glaube und Wissenschaft« (Halle 1856);
»Vorlesungen über akademisches Leben und Studium« (Leipz. 1858) und der »Grundriß der Geschichte der Philosophie« (Berl. 1865-67, 2 Bde.; 3. Aufl. 1877),
worin er das Mittelalter sehr ausführlich und, obgleich selbst der »letzte Mohikaner« der Hegelschen Schule, deren Selbstauflösungsprozeß sehr unparteiisch darstellt.
Seine oft sehr geistreichen, größtenteils in Berlin und Halle vor einem größern Kreis [* 10] gehaltenen Vorträge sind unter dem Titel: »Ernste Spiele« (Berl. 1855, 3. Aufl. 1875) gesammelt erschienen.
3) Ludwig, Maler, geb. 1820 zu Bödecke (Regierungsbezirk Minden), [* 11] studierte auf der Akademie in Düsseldorf [* 12] und widmete sich der Genremalerei. Von seinen meist humoristischen und gemütvollen Bildern sind hervorzuheben: der Schuster lehrt seinen Vogel pfeifen, der Blumenfreund und die Ziegen im Garten, [* 13] der Morgen nach dem Maskenball.
4) Christian Friedrich David, protest. Theolog, geb. zu Güstebiese in der Neumark, studierte 1843-47 zu Berlin, habilitierte sich 1853 in der theologischen Fakultät daselbst, wurde 1856 ordentlicher Professor der Theologie in Königsberg [* 14] und 1864 Generalsuperintendent und zugleich Honorarprofessor zu Breslau. [* 15] Unter seinen Schriften sind zu nennen: »Lieben und Leiden [* 16] der ersten Christen« (Berl. 1854);
»Die Reformation und ihre Märtyrer in Italien« [* 17] (das. 1855);
»Der Brief des Jakobus« (das. 1881);
»Luther und die Hohenzollern« [* 18] (Bresl. 1883).
5) Otto, Maler, geb. 1834 zu Leipzig, studierte auf der dortigen Akademie und später in Dresden und München [* 19] und ließ sich 1858 in Düsseldorf nieder. Er malt mit besonderer Vorliebe Genrebilder aus der Rokokozeit, die durch gefällige Motive, feinen Humor, pikante Auffassung und ein klares, freundliches Kolorit anziehend sind. Als die hervorragendsten derselben sind zu nennen: die glückliche Werbung, das Blindekuhspiel, die Erwartung, der Empfang des Bräutigams, das Liebesorakel, die geheime Botschaft, die unterbrochene Klavierstunde, die Brautschau, der Verlobungsring, der Gelegenheitsdieb.
6) Moritz, Maler, geb. zu Arneburg bei Stendal, [* 20] besuchte die Berliner [* 21] Kunstakademie und wurde Schüler des Marine- und Landschaftsmalers H. Eschke. Er unternahm alsdann Studienreisen nach Thüringen, dem Harz, Schleswig, [* 22] Holland, Schweden [* 23] und hielt sich ein Jahr in Italien auf. Seine Landschaften zeichnen sich durch poetische, etwas schwermütige Auffassung und durch tiefe, kräftige Färbung aus. Die hervorragendsten derselben sind: Heide am Regenstein im Harz, das Morsumkliff auf der Insel Sylt, Mondnacht im Gallmarsfjord, die Grüne Grotte auf Capri, [* 24] die Villa Hadriana in Tivoli, die Aqua Claudia des Campo santo in Neapel, [* 25] die römische Campagna, biblische Landschaft mit den Frauen am Grab Christi.