Titel
Epidot
,
[* 1] ein monoklin krystallisierendes Mineral mit einem außerordentlichen Reichtum an Formen, von denen bis jetzt 253 verschiedene
nachgewiesen sind; die
Krystalle sind fast immer horizontal-säulenartig (s. beistehende
[* 1]
Figur:
Krystallform des Epidot
von Achmatowsk im
Ural), indem sie nach der Querachse langgestreckt und vorwaltend Orthopinakoid,
Orthodomen
und
Basis ausgebildet sind; diese
Säulen
[* 2] sind an dem einen Ende meist aufgewachsen und zeigen an dem andern frei ausgebildeten
Ende oft sehr komplizierte
Kombinationen von Hemipyramiden, Prismen und Klinodomen.
Zwillingsbildung nach der Querfläche ist sehr häufig, die
Spaltbarkeit nach der
Basis sehr vollkommen, auch eine solche nach
der Querfläche vorhanden. Die
Krystalle, oft stark nach der Querachse gestreift, finden sich meist zu
Drusen
[* 3] vereinigt, sind
glasglänzend, meist grün, gelb oder grau gefärbt und stark trichroitisch (s.
Dichroismus); die optischen
Achsen liegen in der Ebene des Klinopinakoids. Die chem.
Analyse führt auf die Formel H2Ca4(R2)3Si6O26,
worin (R2) zum
Teil
Aluminium (Thonerde-Epidot
), zum
Teil
Eisen
[* 4] (Eisen-Epidot
) ist.
In den
Analysen schwankt der Gehalt an
Kieselsäure
von 36 bis 40 Proz., an
Thonerde von 18 bis 29, an
Eisenoxyd von 7 bis 17, an Kalk von 21 bis 25, an chemisch
gebundenem Wasser, das erst in starker
Glühhitze entweicht, um 2 Proz. Die rohe
Substanz wird von Säuren kaum angegriffen,
die stark geglühte oder geschmolzene von Salzsäure mehr oder weniger leicht unter Abscheidung von Kieselsäuregallerte
zerlegt.
[* 1] ^[Abb.]
Varietäten des Epidot
sind:
1) Der eigentliche Epidot
oder Pistazit, öl- und zeisiggrün, pistaz- bis schwärzlichgrün, sehr schwer vor
dem Lötrohr
[* 5] schmelzbar, in
Krystallen, auch stengligen und körnigen
Aggregaten eingesprengt; die schönsten
Krystalle finden
sich an der Knappenwand im Untersulzbachthal
(Pinzgau), am Rotentopf bei Schwarzenstein im Zillerthal, zu Rotlaue
im Haslithal,
Bourg d'Oisans in der Dauphiné, Lanzon in Piemont, Zöptau in Mähren,
[* 6]
Arendal in
Norwegen.
[* 7] Der eigentliche Epidot
erscheint
in sehr vielen Fällen als Neubildungsprodukt auf den Klüften von Hornblendegesteinen und ist sehr häufig in ersichtlicher
Weise durch eine Umwandlung von Hornblende,
[* 8] auch von
Augit
[* 9] und
Biotit entstanden; auch aus Feldspaten kann
unter besondern Umständen Epidot
hervorgehen. Eine
Ansiedelung von sekundärem Epidot
in mikroskopischen Körnchen, Nestchen und
Schnürchen zeigt sich daher vielfach in
Syeniten, Dioriten, Porphyriten,
Amphiboliten, auch
Diabasen, Graniten u. s. w.
2) Der Manganepidot oder Piemontit, stenglige Aggregate von San Marcel in Piemont, rötlichschwarz bis dunkelviolblau, sehr leicht schmelzbar, ausgezeichnet durch einen Gehalt von 14 bis 24 Proz. Manganoxyd neben zurücktretender Thonerde und Eisenoxyd; bildet, mit feinen Quarzkörnern vermengt, in Japan [* 10] ein weitverbreitetes dunkelviolettes Schiefergestein.
3) Der Bucklandit von Achmatowsk im Ural, schwarz und eisenreich, krystallographisch charakterisiert durch das untergeordnete Auftreten von Basis und Brachypinatoid.