Eifel
(Eiflia), der nordwestliche Teil des Niederrheinischen Schiefergebirges zwischen Mosel, Rhein und der belgischen Grenze in den preußischen Regierungsbezirken Aachen, [* 2] Koblenz [* 3] und Trier [* 4] (s. Karte »Rheinprovinz« [* 5] und die »Geologische Karte von Deutschland«). [* 6] Von einer im N. 160 m, im S. an der Mosel am Sauereinfluß 128 m, bei Koblenz 58 m hohen und von da am Rhein bis Bonn [* 7] bis zu 43 m Meereshöhe sinkenden Basis erhebt sie sich zu einem großwelligen Hochland, in dessen Einförmigkeit die reichen vulkanischen Bildungen und die tiefen, wald- und felsreichen Thäler Mannigfaltigkeit, zum Teil hohe landschaftliche Reize bringen.
Kyll,
Lieser und Alf mit Üß fließen südwärts zur
Mosel, ferner
Nette und
Brohl ostwärts,
Erft nordwärts zum
Rhein,
Roer zur
Maas. Das schönste unter den
Thälern dieses Gebiets, überhaupt das malerischte aller Nebenthäler des
Niederrheins ist das
der
Ahr. Die Eifel
zerfällt naturgemäß in mehrere größere
Bezirke, deren scharfe Abgrenzung freilich
schwierig, teilweise unmöglich ist; es sind dies das
Maifeld, der Ahrgau, die
Hohe Eifel
, die Vordereifel und die öden westlichen
Höhenzüge, zu denen die Schneeeifel
(Schneifel) und das
Hohe Venn gehören.
Das Maifeld, der alte Maiengau, von der Nette und Elz durchschnitten, bildet eine Ebene von durchschnittlich 400 m Meereshöhe und verdankt seinen Namen wohl den Volksversammlungen der Franken, die daselbst stattfanden. Nordwestlich von demselben erheben sich die Vulkangipfel des Hochsimmer (559 m) und des Forstbergs (574 m), während nördlich inmitten einer großartigen vulkanischen Landschaft der Laacher See (s. d.) liegt, umringt von einem zusammenhängenden Kranz waldiger Höhen, darunter im NW. der Veitskopf, aus ¶
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dessen Krater [* 9] ein Strom basaltischer Lava sich in der Richtung des Laacher Kessels ergoß, und der Krufter Ofen, in dem man die Ausbruchstelle der Bimssteine, welche die Tuffe von Kruft und Plaidt bildeten, sucht. Vulkanische Tuffe, wenn man will, Schlammströme füllten das Brohlthal bis hoch zu seinen Gehängen hinauf und liefern den berühmten Traß oder Duckstein, der als Baustein und gemahlen (statt Sand dem Kalkmörtel zugesetzt) zur Herstellung von Zement dient.
Nördlich folgt der Ahrgau mit dem Ahrthal, in dem sich die basaltische Landskrone erhebt, und das von Ahrweiler bis Altenahr
ein tiefes, wildromantisches Felsthal ist. Der Hohen Eifel
gehört ein bedeutender Zug
basaltischer Kuppen, der
die höchsten Gipfel des Landes enthält, an: die Hohe Acht (760 m), die Nürburg (688 m), der Kellberg (674 m) u. a. Die Vordereifel
ist nicht allein geologisch, sondern auch malerisch reicher als die Hohe Eifel.
Zu ihr gehören die schönen Thäler der Üß bei
Bad
[* 10] Bertrich, das Lieserthal mit dem Schloß Gerolstein an der Kyll und der Eifelbahn
, wo der dolomitische Übergangskalkstein
mit vulkanischen Gesteinen und mit Burgruinen wetteifert, die landschaftliche Schönheit des Kyllthals zu erhöhen.
Zahlreich sind die Punkte vulkanischer Thätigkeit, die sich zwischen Bertrich und Ormont von SO. nach NW. verbreiten, am meisten aber in dem Dreieck [* 11] zwischen Daun, Gerolstein und Hillesheim zusammengedrängt sind; hier finden sich ausgedehnte Strecken, an denen noch die scharfe, unverwitterte dunkle Lava das Land deckt. Unter den zahlreichen Maaren (s. unten) sind besonders hervorzuheben: das große Meerfelder Maar, westlich von Manderscheid, das Pulvermaar, unfern Gillenfeld, vor allen aber die drei Maare am Mäuseberg bei Gemünd und Mehren, unfern Daun: das Schalkenmehrener, Weinfelder und Gemündener Maar, alle von Tuff umringt, die beiden letzten ohne Ausfluß, [* 12] obgleich das letzte nur durch einen 230 m breiten Steilrücken vom tiefen Lieserthal getrennt ist.
Ein zweiter, höchst ausgezeichneter Vulkan ist der im S. des Meerfelder Maars, im W. von Manderscheid
liegende, aus Schlacken aufgehäufte Mosenberg (524 m ü. M., 185 m über jenem Maar), nicht weniger als vier Krater enthaltend.
Westlich von der Kyll hören basaltische und vulkanische Bildungen auf, ebenso nördlich von Ormont. Dem nördlichsten Teil
der Eifel
gehört das industriereiche Schleidener Thal
[* 13] an, ein Seitenthal der Roer, in dem die alte, einst
reiche Abtei Steinfeld liegt. In trostloser Öde zieht im W. von Prüm der schmale Quarzitrücken der Schneeeifel
oder Schneifel
in nordöstlicher Richtung hin, 696 m erreichend. Weiter westlich folgen dann die breiten, auf ihren Höhen mit tiefen Torfmooren
und Heide bedeckten Rücken, deren äußerster auf deutschem Gebiet das Hohe Venn (s. d.) ist, schon zusammengesetzt
aus den Schiefern der Ardennen, als deren unmittelbare Fortsetzung es zu betrachten ist.
Die untere Grauwacke des devonischen Übergangsgebirges, welcher Quarzitlager und Thonschiefer (Dachschiefer) eingelagert sind,
bildet das Grundgebirge der Eifel.
Nur im äußersten Westen treten unter der Grauwacke die versteinerungsleeren,
halbkristallinischen Schiefer der Ardennen auf; dagegen finden wir längs des Nordrandes und in einer in der Richtung von NNO.
nach SSW. von der Erft südlich von Euskirchen bis Schönecken (südlich von Prüm) sich fortsetzenden Zone 7-8 Inseln von sogen.
Eifel
kalkstein, die muldenartig der Grauwacke eingelagert sind.
Der mitteldevonische Eifelkalk enthält viele und wohlerhaltene, charakteristische
Versteinerungen. Im N. finden sich auch
Kohlenkalkstein und produktives Kohlengebirge (bei Eschweiler
[* 14] und an der Wurm).
[* 15] In fast horizontaler Lagerung ruhen über diesen
ältern Bildungen des Nordrandes die Glieder
[* 16] des Aachener Kreidegebirges, ohne ins Gebirge einzudringen. Innerhalb der Eifel
selbst
finden wir die Trias vom Nordrand südwärts bis zur Mosel, vorherrschend Buntsandstein, aber auch mit
aufgelagertem Muschelkalk und Keuper, ebenfalls auf den ältern Gebirgen in erheblich flacherer Lage aufruhend. Im N., so von
Düren
[* 17] über Kommern südwärts, bei Hillesheim, sind es insulare Züge, die nahezu horizontal Grauwacke und Eifelkalk überlagern,
bis sie endlich im Zusammenhang die Höhen zur Seite der Kyll bedecken und so mit der großen Triasbucht
zusammenfließen, die von SW. über Trier ins Grauwackegebiet eindringt.
Alle diese Sedimentbildungen führen Erze. Von besonderer Wichtigkeit sind aber nur der Bleiberg von Kommern durch seinen im Buntsandstein eingesprengten Bleiglanz und der Alte Berg im neutralen Distrikt bei Aachen durch seine reiche Führung von Zinkerzen im devonischen und untern Kohlengebirge. Die Braunkohlenformation, das Tertiärgebirge, ist nur durch trachytische Tuffe ohne Kohlen angedeutet; das eigentliche Braunkohlengebirge gehört dem nördlichen Rand an, insbesondere bei Bonn.
Das Charakteristische der Eifel
liegt zu allermeist in ihren vulkanischen Bildungen; sie ist lange Zeit der
Schauplatz mächtiger vulkanischer Thätigkeit gewesen, doch erstreckt sich dieselbe nicht über die Kyll und das Nordende
der Schneeeifel
hinaus. Sie begann mit dem Ausbruch von Trachyten, Phonolithen und Trachydoleriten, deren Vorkommen aber nur
auf einzelne Kuppen in der Gegend von Kellberg und Adenau beschränkt ist. Weit verbreitet ist der Basalt,
der teils zerstreut im O. (Godesberg, Rolandseck etc.) und W. vorkommt, teils in gewissen Zonen in der Richtung von NNO. nach
SSW. in zahlreichen Kuppen auftritt und in der Hohen Eifel die höchsten Gipfel bildet.
Von größtem geognostischen Interesse sind die neuvulkanischen Bildungen, die sehr verschiedenen Alters sind, wenn auch die jüngsten Ausbrüche nicht wohl noch in die historische Zeit hineinreichen. Die neuvulkanischen Bildungen gehören zwei Hauptbezirken an: 1) der Vordereifel, wo in einer Zone, die von Bad Bertrich bis zum Goldberg am Nordende der Schneeeifel bei Ormont von SO. nach NW. zieht, basaltische Laven hervorgebrochen und ausgeworfen worden sind, und wo die Gegend von Daun und Gerolstein den Hauptmittelpunkt dieser Thätigkeit bildet, und 2) dem Bezirk des Maifeldes mit dem Laacher See, wo außer eigentümlichen basaltischen Laven sich in großartiger Weise Bimssteintuffe abgelagert finden. Isoliert als äußerster nördlicher Vorposten erscheint der kleine Roderberg bei Godesberg unweit Bonn mit ausgezeichnetem Krater auf der Höhe seines abgestumpften Schlackenkegels. Eigentümlich sind dem vulkanischen Gebiet der Eifel die Maare, kleine Seen, welche vielfach die erloschenen Krater ausfüllen, teilweise aber sich schon in Wiesen verwandelt haben. Ebenda gibt es auch Säuerlinge in großer Menge, in der Umgegend von Daun gegen 500.
Ringsum an den Süd- und Osträndern des Eifelplateaus und selbst in Thälern desselben reift die Traube und herrscht reicher Obstbau. Berühmt sind die Moselweine und die roten Weine des Ahrthals (Ahrbleicharte). Auf seinen Höhen dagegen wird nur bis 520 m, selten bis 550 m Ackerbau getrieben, ¶
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und zwar sind Gegenstände desselben Hafer, [* 19] auf dem Grauwackeboden Roggen und Kartoffeln, auf dem Muschelkalk Spelt. Die Wälder der höhern Grauwackegegenden sind verwüstet; hier breiten sich weite, zum Teil torfige Heiden, nur für Schafe [* 20] und Bienen Weide [* 21] liefernd, in melancholischen Flächen aus. Wald, zum Teil Buschwald, auf dem Buntsandstein auch hochstämmiger Eichen- und Buchenwald, bedeckt die Rücken und Thalwände des Grauwackegebiets. Nur in den Umgebungen der weit zerstreuten Dörfer ist das Land im Privatbesitz und dauernd unter dem Pflug; [* 22] das entferntere, höher gelegene dagegen ist »Wild- und Schiffelland«; auf diesem wird die dünne Ackererde durch die Asche des daselbst wachsenden Heidekrauts, auf jenem durch die des Rasens gedüngt.
Jedoch nimmt diese Wirtschaftsweise immer mehr ab. An der Grenze der höhern Heide reift übrigens nicht in jedem Jahr das Getreide. [* 23] Noch liegt hier ein weites Gebiet für landwirtschaftliche, überhaupt volkswirtschaftliche Verbesserungen fast brach. Die öden Heiden auf dem trocknen Quarzfels der Schneeeifel, die mächtigen Torfmoore des Hohen Venn werden freilich wohl noch lange den Bemühungen, sie der Kultur zu gewinnen, widerstehen. Seit 1871 durchschneidet die Eifel eine Eisenbahn von Köln [* 24] nach Trier.
Vgl. Schannat, Eiflia illustrata (a. d. Lat. von G. Bärsch, Köln 1825-26);
v. Dechen, Geognostischer Führer zu der Vulkanreihe der Vordereifel (2. Aufl., Bonn 1885);
Derselbe, Geognostischer Führer zum Laacher See (das. 1864), und dessen »Erläuterungen zur geologischen Karte der Rheinprovinz« (das. 1870);
Vogelsang, Die Vulkane [* 25] der Eifel (Haarlem [* 26] 1864);
Dressel, Geognostisch-geologische Skizze der Laacher Vulkangegend (Münst. 1871);
Röbbelen, Die Bewaldung und sonstigen Meliorationen der Eifel im Regierungsbezirk Trier (Trier 1876).