Titel
Dufour
(spr. düfuhr), 1) Jean Marie Léon, Zoolog, geb. 1782 zu St.-Sever im Departement Landes, lebte daselbst als Arzt und starb Er lieferte zahlreiche Untersuchungen über Spinnen [* 2] und Insekten, [* 3] über deren Metamorphose und über die parasitischen Gregarinen [* 4] und schrieb: »Recherches sur les hémiptères« (1833).
2) Guillaume Henri, schweizer. General, geb. zu Konstanz, [* 5] studierte in Genf, [* 6] dem Heimatsort seiner Eltern, Chirurgie, betrat aber sodann die militärische Laufbahn und erhielt seine Bildung in der polytechnischen Schule zu Paris. [* 7] Er war einige Zeit in Korfu [* 8] als Genieoffizier beim Festungsbau beschäftigt, kehrte 1814 nach Frankreich zurück und leitete im Auftrag der Regierung der Hundert Tage einen Teil der Befestigungsarbeiten von Lyon. [* 9] Nach dem Sturz Napoleons nach Genf zurückgekehrt, diente er seinem Heimatskanton als Kommandant des Geniekorps, Zivilingenieur und Professor der Mathematik sowie der Eidgenossenschaft als Oberinstruktor des Genies und des Generalstabs in der auf seine Veranlassung gegründeten eidgenössischen Militärschule zu Thun, an der auch Napoleon III. unter ihm seine Studien machte, und erwarb sich durch seine Werke: »De la fortification permanente« (Genf u. Par. 1824, 2. Aufl. 1854),
»Géométrie perspective avec des applications à la recherche des ombres« (das. 1857),
»Mémorial pour les travaux de guerre« (das. 1820, 3. Aufl. 1854),
»Instruction sur le dessin des reconnaissances militaires«, »Cours de tactique« (Genf 1840, 2. Aufl. 1851; deutsch von Tscharner, Zürich [* 10] 1842) u. a. auch als Schriftsteller einen Namen. Im J. 1827 wurde er eidgenössischer Oberst, 1831 Chef des Generalstabs und 1833 mit der Aufnahme der großen topographischen Karte der Schweiz [* 11] betraut, die, 1865 vollendet, seinen Namen trägt und durch Einführung der schiefen Beleuchtung [* 12] in den Gebirgspartien ein in der Kartographie epochemachendes Werk geworden ist. Im gleichen Jahr 1833 leitete er die militärische Besetzung Basels.
Fast beständig Mitglied des genferischen Repräsentativkörpers, war er eifrig bemüht, in den leidenschaftlichen Parteikämpfen der Stadt Gesetzesverletzungen und Blutvergießen zu verhindern. Am ernannte ihn die Tagsatzung zum Obergeneral des eidgenössischen Heers gegen die Sonderbundskantone und belohnte ihn für die treffliche Führung des Feldzugs mit einem Ehrensäbel und einer Dotation von 40,000 Frank. Mehrere ihm vom Ausland angetragene Befehlshaberstellen lehnte er ab, übernahm dagegen im August 1848 das Oberkommando über die eidgenössischen Truppen, welche am Rhein die Verletzung des schweizerischen Gebiets durch die badischen Insurgenten verhindern sollten.
Beim
Ausbruch des
Neuenburger
Konflikts mit
Preußen
[* 13] würde Dufour
Ende 1856 vom
Bundesrat nach
Paris gesandt und
trug zweifellos zur friedlichen Beilegung des Zwistes bei, wenn auch der
Bundesrat zunächst die von
Napoleon III. angebotene
Vermittelung ausschlug und Dufour
nach seiner Rückkunft zum Obergeneral der gegen
Preußen aufgebotenen
Armee ernannte. Auch in der
Savoyer
Frage wurde an
Napoleon abgesandt, aber erfolglos. Im J. 1864 präsidierte er dem internationalen
Kongreß, der sich in Genf
versammelt hatte, um die Unverletzlichkeit der Verwundeten und des Sanitätspersonals im
Krieg festzustellen.
Er starb nachdem er eben vom geographischen
Kongreß in
Paris zum Ehrenpräsidenten ernannt worden war. Nach seinem
Tod erschien noch von ihm:
»Campagne du
Sonderbund« (Neuchât. 1875; deutsch mit
Biographie von
Sayous, Basel
[* 14] 1876). 1883 wurde
ihm in Genf
ein Denkmal errichtet.
Vgl.
Senn-Barbieux, Das
Buch vom
General Dufour
(St.
Gallen 1878);
Ochsenbein, Der
General Dufour
(Bern
[* 15] 1881).