(weniger gut trillen), wirbelnd im
Kreis
[* 3] herumdrehen, früher
Strafe, bei welcher der
Delinquent in ein sogen.
Drillhäuschen, einen auf einem Unterbau stehenden, um einen
Zapfen
[* 4] drehbaren Käfig, gesteckt und darin öffentlich ausgestellt
ward;
auch s. v. w. bohren.
Außerdem ist Drillen im 16. und 17. Jahrh. offizieller, jetzt
vulgärer
Ausdruck für das Einexerzieren der
Rekruten;
in
Holland (Drillmeester, Drillplaats) und
England noch heute im
Gebrauch,
in
Deutschland
[* 5] nur, wo man das pedantische Einschulen hervorheben will.
in der
Landwirtschaft das
Aussäen in
Reihen anstatt der ältern und noch allgemeiner gebräuchlichen
breitwürfigen
Saat, bei welcher der
Same unregelmäßig ausgestreut wird, gleichgültig, ob das Ausstreuen durch die
Hand
[* 6] oder
durch
Maschinen besorgt wird. Auch die Reihensaat kann durch die
Hand bewirkt werden, in der
Regel bedient man sich aber dazu
besonderer
Maschinen
(Drills). Der
Engländer Jethro
Tull wird als der erste genannt, welcher die Drillkultur
oder Reihensaat im großen angewendet hat (zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts).
Lange Zeit hindurch blieb das
Verfahren vorzugsweise auf
England beschränkt, obschon einzelne
Pflanzen, z. B.
Kartoffeln,
Rüben,
Tabak,
[* 7]
Mais etc., auch anderwärts regelmäßig in
Reihen gepflanzt wurden und nicht minder in der
Gärtnerei die Reihensaat
oder
-Pflanzung vielfach Anwendung fand
(Spargel,
Wein,
Erbsen,
Bohnen etc.). Außer für
Hackfrüchte lernte
man zuerst für
Raps und
Mohn der Reihensaat den Vorzug geben; deren allgemeine Anwendung auch für
Getreide
[* 8] scheiterte auf
dem
Kontinent anfangs an vielen mißlungenen
Versuchen, weil man sich streng an das in
England übliche
Verfahren hielt und
nicht berücksichtigte, daß dieses den dortigen klimatischen und Bodenverhältnissen angepaßt war.
Auf feuchtem
Boden und unter feuchtem
Klima
[* 9] bestockt sich das
Getreide sehr stark, und deshalb muß eine entsprechende Reihenweite
vorgesehen werden, zumal dann, wenn das
Feld in gutem Kulturzustand erhalten wird. Wählt man die gleiche Reihenweite (unter
Anwendung englischer
Maschinen) da, wo es an Dungkraft
oder anFeuchtigkeitoder an beiden und an guter Vorarbeit
fehlt, so kann das
Getreide die Zwischenräume nicht ausfüllen, das Unkraut überwuchert, und der
Boden erhärtet, wenn nicht
durch Bearbeitung während des Wachstums dem vorgebeugt wird.
Lange Zeit hindurch glaubte man deshalb dasBehacken der Zwischenreihen als den wesentlichsten Vorzug der
Drillkultur ansehen zu müssen und wählte demgemäß die Reihenweite so, daß
Hand- oder
Pferdehacken angewendet werden konnten.
Oft kann aber die Drillsaat ohne
Behacken vorteilhafter sein, und jetzt weiß man, daß sie genau dem
Boden und
Klima anzupassen
ist, wenn sie die höchsten Vorteile gewähren soll, ebenso aber auch, daß ihr eine entsprechende Bearbeitung
des
Bodens vorausgehen muß, und daß nicht jede
Pflanze zum Drillen sich eignet. Am besten wurde das Drillen durch die
Drainage
[* 10] gefördert,
und nur nach vorgängiger
Entwässerung, bester Bearbeitung und kräftiger Düngung kann man von Drillfertigkeit (Drillreife)
desBodens reden und den höchsten Erfolg von der Drillsaat erwarten.
Aus vielfachen
Versuchen kennt man das absolute (durchschnittliche) Raumbedürfnis einer jeden
Pflanze. Das günstigste
Verhältnis
der Samenvervielfältigung würde man erzielen, wenn jedem einzelnen Saatkorn genau der ihm entsprechende
Raum gegeben werden
könnte. Im kleinen erreicht man dies mittels des sogen.Dibbelns (Dibbelkultur), indem man entweder durch
kreuz
und quer gespannte
Schnüre, oder durch Furchenziehen mit dem
Markeur und durch Einlegen der
Körner in regelmäßigen
Abständen in den
Furchen, oder durch besonders konstruierte
Maschinen den
Samen
[* 11] genau verteilt und zwar so, daß jedes einzelne
Korn nach allen
Richtungen hin in gleichemAbstand von den nächsten
Körnern zu liegen kommt.
Bei dieser Kulturart bedarf man kaum 30 Proz. der für Breitsaaten nötigen Saatmenge und verschafft
jeder einzelnen
Pflanze die günstigsten Wachstumsbedingungen, besonders in Bezug auf
Luft und
Licht.
[* 12] Die Reihenkultur steht
zwischen diesen beiden Saatmethoden in der Mitte; sie ermöglicht die
Aussaat in gleichen
Abständen der
Reihen, nicht aber auch die entsprechende
Lage der einzelnen
Körner in den
Reihen selbst. Die besten
Maschinen streuen den
Samen
in dieselben immer noch relativ zu dicht, so daß das Saatquantum noch nicht unter 50-70 Proz.
des für Breitsaat nötigen betragen kann und
Luft und
Licht den
Pflanzen in erforderlicher
Menge nicht von
allen Seiten gleich zugänglich sind.
Bei einzelnen
Pflanzen, z. B.
Zuckerrüben, lichtet man deshalb nach dem Aufgehen die
Reihen durch
Ausziehen der überflüssigen
Pflänzchen, das sogen. Verdünnen (Verziehen), bei andern wohl auch durch Ausreißen mittels
Eggens quer gegen die
Reihen; in beiden
Fällen leiden jedoch die stehenbleibenden
Pflanzen leicht durch
Beschädigung der
Wurzeln, durch zu große Lockerung des
Bodens und durch den
Tritt von
Menschen und
Tieren. Ohne Verdünnen aber
erhalten die
Pflanzen nicht die vollkommenste Entwickelungsfähigkeit. Für die
Kultur im großen muß man jedoch auf diese
überhaupt verzichten, und es bietet deshalb die Reihensaat immerhin sehr große Vorteile.
Unter günstigen Verhältnissen wählt man die weitesten, unter ungünstigen die engsten
Entfernungen.
Wo die Drillfertigkeit des
Bodens nicht fehlt und die
Saat selbst richtig getroffen wird, gewährt die
Drillkultur
vor der Breitsaat sicher folgende Vorteile: die gleichmäßigere Verteilung und, was nicht minder wichtig ist,
die bessere Unterbringung der
Saat, die Ersparnis an Saatgut, die stärkere
Ausbildung der
Halme und die größere Vollkommenheit
und Gleichmäßigkeit der
Körner, damit auch die größere Widerstandskraft gegen das
Lagern, die Möglichkeit
der Bearbeitung während des Wachstums, (s.
Behacken),
Schutz gegen
(Pilz-)
Krankheiten und Feinde, weil die
Saat der
Sonne
[* 13] und
Luft zugänglicher ist und kräftiger wächst, die sicherere Zerstörung des Unkrauts, die bessere
Überwinterung, die erleichterte
Ernte,
[* 14]
in Summa der höhere
Ertrag und die bessere Instandhaltung des
Bodens für die Nachfrucht. Als indirekter
Nutzen kommt noch der des
Zwanges zu vorzüglicherer
Bodenbearbeitung überhaupt hinzu. Nachteilig wird die Drillkultur nur
dann, wenn sie verkehrt angewendet wird, auf magerm
Boden, bei ungenügender Bearbeitung desselben
vor derSaat,
¶
mehr
bei Anwendung schlechter Maschinen, unter Umständen allerdings auch durch die im allgemeinen verspätete Reife. Unanwendbar
ist sie, abgesehen von einzelnen Pflanzen, auf zu ungleichem Boden, wo der Säemann ab- und zuthun kann, auf zu feuchtem, zu
steinigem, zu trocknem Grund, bei Düngermangel, bei zu starker Verunkrautung, bei Anwendung von strohigem,
frischem Mist sowie da, wo nur ungeübte Leute zur Handhabung der Maschinen verwendet werden können. Die Kostenersparnis,
welche viele hervorheben, kommt nicht sehr in Betracht, weil gute Maschinen nicht gerade billig zu beschaffen sind und sich
rasch abnutzen; immerhin aber wiegt die Saatgutersparnis die Mehrkosten gegen Handsaat in der Regel schon
auf und erscheint das Mehrerträgnis als Reingewinn; dazu kommt noch der Vorteil für die Nachfrucht.
Aus vorstehendem ergibt sich, daß die Breitsaat zwar nicht ganz verschwinden wird, aber von Jahr zu Jahr der Drillkultur
mehr Terrain überlassen muß, zumal die Maschinen immer besser und billiger geliefert werden und die Mitteilungen
über gemachte Erfahrungen sich stetig mehren. Von dem gleichzeitigen Ausstreuen von pulverigem Dünger mit dem Saatgut ist
man größtenteils zurückgekommen. Man zieht dazu besondere Maschinen vor.
Vgl. Schneitler, Die Dibbelkultur (Berl. 1860);
Derselbe, Erfahrungen über Drillkultur (das. 1865 bis 1867, 3 Tle.);
Eisbein, Die Drillkultur (2. Aufl., Bonn
[* 16] 1880);
Sack, Die Tiefkultur und die Drillkultur (das. 1858 u. 1864).