Deprētis,
Agostino, ital. Minister, geb. zu Mezzana bei Stradella, studierte die Rechte, ließ sich als Advokat in Stradella nieder und beteiligte sich eifrig an den nationalen Bestrebungen der Italiener. 1849 war er Gouverneur von Brescia und wurde sodann in das sardinische Parlament gewählt, wo er sich der Linken anschloß und mehrmals Vizepräsident war. 1860 schloß er sich der Expedition Garibaldis nach Sizilien [* 2] an, ward von diesem zum Prodiktator von Sizilien ernannt und betrieb mit Eifer den Anschluß der Insel an das Königreich Italien; [* 3] er befahl daß alle Beamten Viktor Emanuel den Eid der Treue leisten und alle Münzen [* 4] des Königs Bildnis tragen sollten.
Darüber zerfiel er mit
Garibaldi und legte 17. Sept. sein
Amt nieder. Am übernahm er im
Ministerium
Rattazzi das
Portefeuille
der öffentlichen
Arbeiten, trat zurück, ward Marineminister, in welcher
Stellung
er den
Prozeß gegen
Persano wegen der
Schlacht bei
Lissa
[* 5] einleitete, und auf kurze Zeit (bis 4. April) Finanzminister, trat aber dann an die
Spitze der fortschrittlichen
Opposition in der Zweiten
Kammer gegen die Konsorteria und ward nach deren
Sturz
Ministerpräsident
und Finanzminister. Doch konnte das
Ministerium die eigne
Partei, trotzdem sie bei den
Neuwahlen im
Oktober 1876 bedeutend
verstärkt wurde, nicht zusammenhalten; besonders die in ihren Erwartungen getäuschten Süditaliener fielen bald von Depretis
ab
und ließen sich nicht dadurch beschwichtigen, daß dieser im
Dezember 1877
Nicotera fallen ließ. Schließlich brach wegen
der
Verwaltung der angekauften oberitalienischen
Bahnen im
Ministerium Zwist aus, und weil Depretis
bei einer
Ministerkrisis im März 1878 das
Kabinett nicht rekonstruieren konnte, trat er zurück. Als
Cairoli bereits im
Dezember 1878 wieder
gestürzt wurde, bildete Depretis
wieder ein aus den
Führern der
Gruppen der
Linken gebildetes
Ministerium, das aber wegen der
Ablehnung
des
Vorschlags von Depretis
betreffs der
Mahlsteuer im Juli 1879 sich wieder auflöste. Im
November vereinigte
sich Depretis
mit
Cairoli und übernahm in dessen
Ministerium das
Innere, legte das Wahlreformgesetz in der
Kammer vor und trat 1881 wieder
an die
Spitze des
Kabinetts. Er führte die Wahlreform, die Abschaffung des
Zwangskurses und den
Ausbau des
Eisenbahnnetzes durch und befestigte durch diese Erfolge seine politische
Stellung, zumal er sich mehr und mehr gemäßigt
und monarchisch gesinnt zeigte. 1885 übernahm er das
Portefeuille des
Auswärtigen.