Demut
,
als das Gegenteil von Hochmut, ist die Herabsetzung oder Erniedrigung der eigenen
Person unter andere. Beruht
die Demut
auf einem Verkennen der eigenen Kräfte und auf einer Zaghaftigkeit, von denselben im
Wetteifer mit andern vollen Gebrauch zu machen, so ist sie eine tadelnswerte moralische Schwäche. Beruht sie hingegen auf
der Gewohnheit, in der Beurteilung seiner selbst strenger zu verfahren als in der Beurteilung anderer, weil man den
Triebfedern
seiner eigenen Handlungen auf den
Grund sehen kann, den
Triebfedern von Handlungen anderer aber nicht,
so ist sie als Zeichen eines gewissenhaften Zartgefühls der Gegenstand moralischer Hochachtung.
Besteht sie endlich in der praktischen Bereitschaft zur Selbstverleugnung, d. h. zum wirklichen
Aufgeben eigener wohlberechtigter
Ansprüche gegen die minderberechtigten
Ansprüche anderer, so gehört sie zu den entschiedenen
Tugenden, wofern eine solche Selbstverleugnung aus der reinen Rücksicht auf das allgemeine
Beste geübt
wird und sich nicht die
Triebfedern des Kleinmuts, der
Trägheit oder sonstiger Nebenrücksichten einmischen. Verächtlich
aber ist die Demut
, welche nur als
Maske der Heuchelei auftritt. In religiöser Bedeutung bezeichnet Demut
die Stimmung des gläubigen
Menschen Gott gegenüber, vermöge deren er seine Unwürdigkeit und Kleinheit neben
Gottes Hoheit und Herrlichkeit
anerkennt.