mehr
der Tiefensattel (ca. 3320 m) zwischen Tiefenstock und Galenstock. N. vom Schneestock folgt die mehrgipflige Zackenreihe des Maasplankstocks und des Hintern Tierberges, die sich durchweg nahe an 3400 m hält. Jenseits des tiefen Einschnitts «Zwischen Tierbergen» erhebt sich der Vordere Tierberg trotz seiner schroffen Formen nur noch zu 3091 m, dann, durch die Steinlimmi (2734 m) getrennt, der Giglistock zu nur noch 2900 m. Hier biegt die Kette nach W. um und endigt am Radlefshorn (2604 m) und Doggelistein (2400 m). Dazwischen erhebt sich noch eine Reihe kleinerer Felshörner, wie das Wanghorn (2837 m), der Drosistock (2831 m), der Murmetenstock u. a.
Seitliche Verzweigungen hat auch die ö. Triftkette nur wenige und meist nur kurze aufzuweisen. Zwei solche schliessen den
Steinlimmigletscher ein mit dem
Brunnenstock und
Thaleggli auf der N.-Seite, dem Tierbergli und
Bockberg auf der S.-Seite. Zwei
andere gehen vom Hintern Tierberg aus, der eine nach W. zum
Thältistock, an dessen S.-Fuss die
Trifthütte
des S. A. C. steht, der andere ö. über das breite
Gwächtenhorn als Bindeglied zwischen Triftgebiet und
Sustenhörner, von
jenem getrennt durch das hohe Eisjoch der Tierberglimmi, von diesem durch den Touristenpfad der
Sustenlimmi (3103 m). Die
grösste Seitenkette, zugleich die einzige bedeutendere Längskette der eigentlichen Dammagruppe
ist
die vom
Tiefenstock abzweigende Kette der
Spitzberge zwischen
Göschenenthal und
Urserenthal.
Charakteristisch sind für sie die steilen Abstürze mit zerrissenen Felsköpfen, Rippen, Bändern und kleinen Gletschern auf der N.-Seite und die breiten Rasenterrassen der Stellialp, Rainbordalp, Ochsenalp, Rossmettlen auf der S.-Seite. Die Kette ist also ein ausgesprochener Isoklinalkamm. Ihre bedeutendsten Gipfel sind das Gletschhorn (3307 m), der Winterstock (3231 m), der Lochberg (3088 m), die Hörner und Zacken der Spitzberge (Blauberg, Feldschyn, Mütterlishorn, Mittagstock, Lochstock, u. a.) und endlich der Bäzberg (2550 und 2388 m). Ans meisten interessieren davon der Bäzberg durch seine Einbeziehung in die Gotthardbefestigungen, dann die Alpligenlücke (2778 m) als kürzester Uebergang von der Göscheneralp nach Realp und zum Furkapass, endlich das Gletschhorn mit seiner Krystallhöhle am Tiefengletscher, in welcher im Jahre 1868 prächtige Morionen (schwarze Bergkrystalle) gefunden wurden, darunter 50 Exemplare im Gewicht von 1-2 Zentnern, wovon die schönsten im Berner Museum aufbewahrt werden. (Siehe hierüber den Art. Krystallhöhle).
b. Die Sustenhorn-Fleckistockgruppe
besteht aus zwei Hauptketten, die sich am Sustenjoch verknüpfen. Von da ziehen die Ketten, etwas auseinanderstrebend und das rauhe, hochromantische Voralpthal einschliessend, nach SO., um sich am Ende desselben wieder zu nähern, so dass dieses nur einen engen, schluchtartigen Ausgang zum Göschenenthal findet. Die beiden Ketten sind wie die Triftketten Querkämme und zeigen auch im Streichen und Fallen der Gesteinsschichten und im isoklinalen Bau der Gipfel ähnliche Verhältnisse wie diese.
Die Gipfel sind mächtige, trotzig aufgetürmte Felsbauten, die nur von kühnen und gewandten Bergsteigern bezwungen werden. Dies gilt besonders von den Sustenhörnern der w., aber auch vom Stücklistock (3309 m) und Fleckistock (3418 m) der ö. Kette. Bei den Sustenhörnern ist die Nomenklatur etwas unsicher. Die neuern Siegfriedblätter nennen den höchsten Gipfel einfach Sustenhorn (3512 m), die breite Felsmasse unmittelbar n. davon Hinteres Sustenhorn (3320 und 3340 m) und die niedrigere, aber scharf zugespitzte Pyramide über dem Sustenpass Vorderes Sustenhorn oder Sustenspitz (2931 m). Oft heisst aber auch der höchste Gipfel Hinteres Sustenhorn, der mittlere Vorderes Sustenhorn und der nördlichste wieder Sustenspitz. Im Uebrigen weist diese Kette zwar noch eine Reihe schöner Spitzen und Zacken auf, die aber meist noch unbenannt sind, obwohl manche von ihnen 3200 und selbst 3300 m übersteigen. In der ö. Kette ragen noch der Voralpstock oder Winterberg (3214 m), der Kühplankenstock (3223 m) und der Salbitschyn (2989 m) als mächtige, wild zerrissene Felsmassen hervor. Gegen den Sustenpass hin verlängern sich diese beiden Ketten nur noch wenig durch den Sustenspitz (2931 m) einerseits und das Griessenhörnli (2853 m) andererseits. - Die Verzweigungen der beiden Hauptketten sind nur gering. Doch entsendet die ö. Kette einige Rippen gegen das Meien- und Reussthal, so eine vom Fleckistock zum Fedistock, eine vom Kühplankenstock über den Schwarzenstock und Mittagstock gegen Wassen und eine vom Salbitschyn nach O. zum Meiggelenstock.
Die Vergletscherung in dieser Gruppe ist lange nicht so stark wie im Triftgebiet. Es herrschen die Gehänge- und Kargletscher, die ersteren mehr in der w., die letzteren mehr in der ö. Kette. Bedeutende Ausdehnung hat immerhin der Brunnifirn, der fast das ganze W.-Gehänge des Voralpthals besetzt hält. Beträchtlich sind auch die gegen die Sustenlimmi hinunter hängenden Firne. Unter den Kargletschern der O.-Kette sind der Rütifirn und der Kartigelfirn die grössten. Der einzige richtige Thalgletscher der Gruppe ist der Wallenbühlfirn, der vom Sustenjoch ins Voralpthal hinunterhängt und auch vom Brunnifirn Zuzug erhält.
c. Die Titlis-Spannortgruppe
zerfällt geologisch und orographisch in zwei Zonen, eine Kalkgebirgszone und eine Gneiss- oder Schiefergebirgszone, die parallel nebeneinander von SW. nach NO. streichen u. durch das Wendenjoch und die Schlossberglücke, sowie durch die Längsthäler der Wendenalp und des Erstfelderthals voneinander getrennt werden. Die Kalkkette baut sich hauptsächlich aus Hochgebirgskalk (Malm) auf, dessen Schichtflächen nach NW. geneigt sind, während die steil abgebrochenen Schichtköpfe nach S. schauen und hier gewaltige Wände aufbauen.
Unter dem Hochgebirgskalk zieht sich ein schmales, aber deutliches Band von Dogger, Lias, Rötidolomit und Verrucano durch, das vom Ausgang des Genthals unter den Gadmen Flühen und dem Titlis durch zum Wendenjoch aufsteigt, dann an der O.-Seite des Titlis nach Nieder Surenen fällt und damit nach N. ausbiegt, bald aber wieder gegen die Schlossberglücke steigt und endlich auf der N.-Seite des Erstfelderthals unter dem Schlossberg und Geissberg gegen das Reussthal streicht.
Das Ausbiegen dieses Bandes nach Nieder Surenen ist eine Folge der Erosion, die zwischen Titlis und Schlossberg die Sedimentdecke vollständig abgetragen und den Gneiss blosgelegt hat, der in der so entstandenen Lücke bis nach Nieder Surenen übergreift. Durch diese Lücke ist die Kalkkette in zwei Stücke zerschnitten, von welchen das eine nö. über Schlossberg und Erstfelder Geissberg gegen das Reussthal, das andere über Titlis, Reissend Nollen, Wendenstöcke und Gadmer Flühe sw. streicht, um sich endlich mit dem Achtelsassgrätli zwischen Nessenthal und Genthal auszukeilen.
Alle diese Berge stellen breite pultförmige Massen dar, die sanfter von NW. ansteigen und fast senkrecht nach SO. abbrechen. Die breiten Pultflächen sind zum Teil von dicken Firnlagen, Plateaugletschern, bedeckt, so besonders am Titlis und Reissend Nollen, in geringerm Maass auch an den Wendenstöcken, Gadmenflühen und am Schlossberg. Das Haupt der ganzen Kette, der Titlis (3239 m), übt vermöge seiner Höhe und dominierenden Stellung die grösste Anziehung auf die Touristen aus. Er gehört zu den besuchtesten Aussichtsbergen der Schweiz und soll schon 1739 oder 1744 von einem Klosterbruder aus Engelberg bestiegen worden sein. Sicher ist eine Besteigung vom Jahr 1786.
Die Kette der Spannörter, aus Gneiss und krystallinen Schiefern aufgebaut, die steil nach SO. fallen, ist in ihren Gipfeln bei Weitem nicht so massig, wie die Titliskette. Statt der breiten wuchtigen Pultberge finden sich hier eine Menge von Zacken und Spitzchen jeder Art. Der Hauptkamm läuft in kleinen Zickzacks hin und her und entsendet eine Menge kurzer Seitenrippen nach S. und SO. Obwohl er in seinen höchsten Gipfeln, dem Grossen und Kleinen Spannort (3202 und 3149 m), noch nicht ganz die Höhe des Titlis erreicht und im Uebrigen fast überall unter 3000 m zurück bleibt, so ist er doch weit stärker vergletschert als die Titliskette. Aber die Gletscher sind alle klein und auf beide Gehänge ziemlich gleichmässig verteilt. Der grösste davon ist der Glattenfirn, der von den Spannörtern ins Erstfelderthal hinunter hängt und dort auch eine kleine Zunge bildet. Von da ist der ganze Kamm bis zu den Urat- und Fünffingerstöcken s. vom Titlis in Firn und Eis gehüllt, und nur die Spitzen ragen als dunkle Felszacken daraus hervor (Grassengletscher, ¶
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Wendengletscher, Stössenfirn, Wichelplankfirn, Kühfadfirn, Rossfirn etc.). Die hervorragendsten und schönsten Gipfel der ganzen Kette sind die beiden Spannörter, zwei mächtige Kalkklötze auf einer Unterlage von Gneiss. Ihre bizarren Gestalten üben grosse Anziehungskraft auf kletterlustige Touristen aus. Das Kleine Spannort liegt im Hauptkamm selber, das Grosse Spannort springt n. vor gegen den Schlossberg und ist von jenem getrennt durch das Spannörterjoch.
Weiter ö. folgen der Zwächten (3079 m), der Schneehühnerstock (2947 m), der Krönte (3108 m), der Männtliser (2877 m) und der Jakobiger (2506 m), alle in der S.-Wand des Erstfelderthals. SW. von den Spannörtern erheben sich die Zacken der Bärenzähne über dem Eisjoch der Bärengrube (höchster Punkt des Grassenjochs 2718 m), dann folgen der Wichelplankstock (2976 m), der Grassen (2946 m), das Wasenhorn (2933 m), die Fünffingerstöcke (3036, 2922, 3002, 2993 und 2899 m) und die Uratstöcke (2909 und 2671 m). Von allen diesen Gipfeln kommt touristisch hauptsächlich der Krönte in Betracht.
Mit dem Schlossberg, den Spannörtern und dem Zwächten schliesst er den prachtvollen Zirkus des Erstfelderthals ab, ein kleines, aber an Reizen und Abwechslung reiches Gebiet, wie es der Vereinigung von Kalk- und Gneissgebirg eigen ist. Schlossberg, Spannörter und Krönte repräsentieren die verschiedenen Stufen dieses Wechsels am schönsten und stellen drei typische Bergformen dar: die massige Pultform des reinen Kalkbergs, die bizarre Zackenform des Kalk-Gneissbergs und die breite Pyramidenform des reinen Gneissberges. Sie werden darum auch weitaus am häufigsten bestiegen, während alle ihre Nachbarn in der Hauptkette sowohl, wie in deren kurzen Verzweigungen, nur selten besucht werden. Unter den letztern mögen der Murmelplankstock (2862 m), der Seewenstock (2966 m), der Muesplankenstock (2859 m) über dem Meienthal, der Sennenkehlenstock (2772 m), das Wichelhorn (2769 m), der Saasstock (2769 m) und der Mittelstock (2585 m) über der Inschialp genannt werden.
Touristisch ist die Dammagruppe
, inklusive das Titlisgebiet, gut erschlossen. Die Gotthardbahn im O.,
die Grimselstrasse im W., die Furkastrasse im S. und das Hochthal von Engelberg im N. machen sie von allen Seiten leicht zugänglich.
Eine Reihe tief in die Gebirgsmasse eindringender Thäler ermöglichen es, auf gebahnten Wegen weit gegen die Gletscher und
Gipfel vorzudringen, so vor allen das Gadmen- und Meienthal mit dem Sustenpass, dann das Göschener- und
Voralpthal, das Erstfelderthal und einige kleinere.
Abgesehen von den nahegelegenen Ortschaften an der Gotthard-, Furka- und Grimselroute, bieten verschiedene Berghotels auf der Furka und Grimsel, am Steingletscher (Sustenpass) und in der Göschener Alp bequeme Unterkunft, ebenso manche Alphütten. Dazu kommen 5 Unterkunftshütten des S. A. C. Davon fallen 3 auf das eigentliche Dammagebiet und zwei auf das Titlisgebiet. Es sind:
1) die Windegghütte (1900 m) am Fuss des Stoziggrat, auf der W.-Seite des Triftgletschers;
2) die Trifthütte (2515 m) am Fuss des Thältistocks, auf der O.-Seite des Triftgletschers, aber bedeutend weiter oben als die Windegghütte;
3) die Voralphütte (2170 m) im gleichnamigen Thal am Ende des Wallenbühlfirns;
4) die Spannorthütte (1981 m) auf dem Geissrücken über der Surenen Alp und w. unter der Schlossberglücke;
5) die Kröntehütte (1920 m) im Erstfelderthal nahe am Obersee, ö. unter der Schlossberglücke.
Der erste Alpenforscher, der in das Damma- oder Triftgebiet eindrang, war Gottlieb Studer, der 1839 die Obere Triftlimmi (3197 m) von Gadmen nach der Grimsel passierte und damit den Trift- und Rhonegletscher der Länge nach überschritt. Er war nicht wenig erstaunt über die Pracht und Grossartigkeit dieser bis dahin nur von Jägern und Strahlern (Krystallsuchern) begangenen Gletscherwelt. Zwei Jahre später, 1841, bestieg er auch als Erster das Sustenhorn (3512 m). Seither ist letzteres oft bestiegen worden und zwar meist von der Sustenlimmi aus, neuerdings aber auch vom Voralpthal aus über den Brunnenfirn.
Der Galenstock erhielt seinen ersten Besuch 1845 von der Grimsel aus durch die Herren Dollfus, Vater und Sohn, und Prof. Ed. Desor. Mehr Leben kam in die Gruppe seit der Gründung des S. A. C. 1863. Sie wurde neben der Tödigruppe gleich als erstes offizielles Exkursionsgebiet gewählt und erhielt schon 1864 ihre erste Clubhütte am Thältistock. Nun folgten die Gipfelbesteigungen rasch auf einander. Der Dammastock wurde von Alb. Hoffmann-Burckhardt mit zwei Führern am erreicht.
Jetzt wird dieser schöne Berg auf verschiedenen Routen bestiegen, am meisten von der Trifthütte aus über die Triftlimmi, nicht selten aber auch von der Grimsel aus über das Nägelisgrätli oder von der Furka aus. Schwieriger als diese Routen, aber gleichwohl öfters ausgeführt, ist diejenige von der Göschener Alp über den Dammafirn und den Dammapass. Seltener werden die Hörner der westlichen Triftkette besucht. Doch wurden die meisten von ihnen, darunter auch der Tieralplistock, schon im Jahr 1864 bezwungen. Im Gebiet des Voralpthals sind es neben den Sustenhörnern namentlich der Fleckistock und der Stücklistock, die von gewandten Kletterern mit Vorliebe aufgesucht werden, der Fleckistock zuerst durch die Herren Raillard und Finninger 1864, der Stücklistock durch die Herren Ed. u. Fr. Hoffmann 1865.
Geologie.
Geologisch bildet die Dammagruppe
einen Teil des Finsteraarmassivs, das sich vom Ausgang des Lötschenthals
bis in das Limmerntobel ö. vom Tödi erstreckt, so dass die Dammagruppe
als das Mittelstück dieser grössern Masse erscheint.
Sie stellt ein System krystalliner Schichtkomplexe dar, die im ganzen von WSW.-ONO. streichen und sö. fallen. Im S. wird
dieses System von demjenigen des Gotthardmassivs getrennt
¶
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durch die Sedimentmulde des Urserenthals und der Furka, im N. grenzt es an die n. Kalkalpen, resp. taucht unter dieselben ein, so dass dort die Sedimentdecke diskordant auf den krystallinen Gesteinen liegt. Die letztern sind sehr verschiedener Art. Baltzer unterscheidet mehrere Zonen, von welchen zwar jede einen mehr oder weniger bestimmten Typus darstellt, aber doch aus verschiedenen, wenn auch unter sich näher verwandten Gesteinen zusammengesetzt ist. Diese Zonen sind:
I. Die Granit-Gneisszone, bestehend wesentlich aus Protogin (Bank- oder Alpengranit), Gneissgranit und Augengneiss
in vielfacher Wechsellagerung und mit untergeordneten Einlagerungen von gewöhnlichen Gneissen, Glimmer-, Chlorit-, Talkschiefern
u. a. Sie bildet einen breiten Streifen, der zwar nicht genau die Mitte der Dammagruppe
einnimmt, sondern
mehr nach S. verschoben ist, aber doch insofern als zentrale Zone erscheint, als sie auf beiden Seiten von Gneisszonen begleitet
ist, auf welche noch weiter nach Aussen die Sedimentzonen der Urserenmulde und der Titliskette folgen.
II. Die südliche Gneisszone mit verschiedenartigen, meist mehrglimmerigen Flasergneissen und
Augengneissen, untergeordnet auch gewöhnliche Glimmer- und Sericitgneisse, Glimmer- und Sericitschiefer u. a. Diese Zone
ist im Gebiet der Dammagruppe
nur schmal und kann nicht als Aequivalent der sehr viel breitern nördlichen Gneisszone aufgefasst
werden. Auch stimmen ihre Gesteine mehr mit denjenigen des Gotthardmassivs als mit denen des Aarmassivs
überein.
III. Die nördliche Gneisszone mit vorherrschenden Muscovit- und Sericitgneissen mit und ohne Biotit, dazwischen auch Zweiglimmergneisse, Biotitgneisse, Glimmerschiefer, Quarzit u. a. in mancherlei Uebergängen und Wechsellagerungen.
IV. Die Zone der Sericitgneisse und Sericitschiefer mit Einlagerungen von verschiedenen Glimmergneissen, Glimmerschiefern, Feldspatschiefern, Quarziten, Hornblendeschiefern etc. in vielfacher Wechsellagerung.
V. Die Zone der Hornblendeschiefer, diese vergesellschaftet mit Gneissen, Feldspatquarzgesteinen, sowie mit Hornblendegneissen, Amphiboliten, Dioritschiefern etc.
Die 4. und 5. Zone bilden übrigens integrierende Bestandteile der n. Gneisszone, sind aber innerhalb derselben durch Mächtigkeit
und Gesteinsbeschaffenheit so wohl charakterisiert, dass sie sich deutlich von den übrigen Gliedern der Gneisszone abheben.
Sie nehmen ungefähr die Mitte des Massivs ein, während die Granitzone südlicher liegt. Die Dammagruppe
- und das Aarmassiv überhaupt - zeigt darum nicht wie viele andere einen symmetrischen Bau mit gleichmässiger Verteilung
der schieferigen Gesteine zu beiden Seiten einer zentralen Granit- oder Gneisszone.
Das beigefügte Profil vom Titlis über den Fleckistock und Lochstock nach dem Urserenthal gibt eine Anschauung von der erwähnten Anordnung der Gesteinszonen. Die Granit-Gneisszone nimmt darin etwa die s. Hälfte, die n. Gneisszone, inklusive die Zonen der Sericit- und Hornblendegesteine, die n. Hälfte des Massivs ein, während die s. Gneisszone nur einen schmalen Streifen längs der Urserenmulde bildet. Alle Schichten fallen steil nach S. Baltzer erkennt darin auf Grund seiner genauen Untersuchungen mehrere aneinander gepresste Isoklinalfalten.
Nur die s. Gneisszone weicht von diesem Bau etwas ab, indem sie senkrechte oder schwach nach N. einfallende Schichtstellung
zeigt und dadurch leise an die in manchen Massiven herrschende Fächerstruktur erinnert. Im N. erkennt
man noch die diskordante Auflagerung von mesozoischen Schichten auf die zentralmassivischen Gesteine: zunächst ein dünnes
Band von Mittelbildungen aus Verrucano, Dolomit, Lias und Dogger, dann eine dicke Lage von Malm (Oberer Jura), der auch den
Gipfel und die steile Südwand des Titlis bildet. Aehnliche Verhältnisse zeigen auch alle andern Profile
durch die Dammagruppe
(z. B. ein solches vom Achtelsassgrätli über den Dammastock zur Furka), wenn auch die einzelnen Zonen
nach ihrer Breite und petrographischen Zusammensetzung im Einzelnen manche Verschiedenheiten aufweisen. Von den Entwicklungsstadien
bei der Entstehung dieses Massivs kann man sich in Kürze etwa folgendes Bild machen:
1. Bildung von parallelen Lagen altkrystalliner Granite und Gneisse (Gesteine der Granit-Gneisszone) und Ueberlagerung derselben durch jüngere krystalline Sedimente (Sericitgneisse, Hornblendeschiefer etc.).
2. Erste Aufrichtung und Faltung am Ende der paläozoischen Zeit, aber vor Absatz des Verrucano: postkarbonische Faltung. Abtragung der Faltengewölbe und erste Thalbildung.
3. Untertauchen ins mesozoische Meer und Entstehung einer sedimentären Decke aus Verrucano, Dolomit, Lias, Dogger und Malm.
4. Nachjurassische Faltung, die mit zunehmender Intensität anhält bis in die Tertiärzeit.
5. Zweite Abtragung u. Thalbildung, auch in der Gegenwart noch fortschreitend. Dadurch wird der krystalline Kern wieder blosgelegt. Nur an wenigen Stellen bleiben jüngere Sedimente erhalten, da nämlich, wo sie durch Einfaltung ins Krystalline vor der Abtragung geschützt sind, z. B. am Blauberg über der Sustenalp.
[Dr. Ed. Imhof.]