Cypresse
(Cupressus Tourn.), Gattung aus der Familie der Koniferen, [* 2] immergrüne Bäume oder Sträucher mit zerstreuten oder gebüschelten, abstehenden oder aufrechten Ästen, von den Blättern allseitig bedeckten, häufig vierkantigen Zweigen, dekussierten, vierreihig dachziegeligen, mit der größern untern Hälfte angewachsenen, mit der schuppenförmigen Spitze freien, auf dem Rücken meist mit einer Öldrüse versehenen Blättern, monözischen Blüten auf verschiedenen Ästen und rundlichen Zapfen [* 3] mit geflügelten Samen. [* 4]
Elf
Arten in den wärmern Gebieten der nördlichen
Hemisphäre, besonders in den
Gebirgen von
Persien,
[* 5]
Ostindien,
[* 6]
China,
[* 7]
Mexiko
[* 8] und
Kalifornien. Die immergrüne (gemeine) Cypresse
(Cypresse
sempervirens
L.), ein
Baum aus dem wärmern
Persien, vielleicht auch aus dem
Himalaja,
seit sehr langer Zeit in Südeuropa,
Kleinasien, Nordafrika eingeführt, wird 30 m
hoch und ähnelt im
Wuchs der italienischen
Pappel; doch kultiviert man außer der säulenförmig (fälschlich pyramidenförmig genannt) wachsenden
Hauptform noch eine mit ziemlich wagerecht stehenden
Ästen, welche eine wirkliche
Pyramide bildet (Cypresse
horizontalis Mill.).
Junge Cypressen
gedeihen nicht im südwestlichen
Deutschland.
[* 9] Der
Baum gelangte aus seiner
Heimat im
Gefolge
des iranischen Lichtdienstes weiter nach
Westen; in der schlanken, obeliskenartigen Gestalt der Cypresse
schaute die Zendreligion
das
Bild der heiligen Feuerflamme, und durch ganz
Iran prangte sie in alten
Exemplaren vor den
¶
mehr
Feuertempeln und in den Höfen der Paläste. Mit den ältesten assyrisch-babylonischen Eroberungszügen war sie in die Länder
des aramäisch-kanaanitischen Stammes gelangt, auf den Libanon, nach Cypern,
[* 11] und ward auch hier ein heiliger Baum. Bei den Phönikern
gewann der Baum auch technisch-praktischen Wert und behielt ihn durch das ganze griechische und römische
Altertum. Das harte, duftende, mit angenehmem Geruch verbrennende Holz
[* 12] galt für unvergänglich und unzerstörbar; aus Cypresse
nstämmen
bauten die Phöniker ihre Handelsschiffe; das Holz diente bei Griechen und Römern zu Tempelthüren, Gedenktafeln, Särgen, Götterbildern,
und wegen dieser Verwendung ward die Cypresse
allgemein verbreitet.
Homer kennt bereits ihr Holz; Cypresse
nhaine finden sich häufig erwähnt. Weit später kam die Cypresse
nach
Italien
[* 13] und galt nun auch hier in orientalischer Weise als Symbol der Trauer; zur Zeit des Augustus wurden schon allgemein Leichenaltar
und Scheiterhaufen mit Cypresse
nzweigen umsteckt. Aber bei aller Pflege gedieh die Cypresse
in Italien doch weniger als im Orient,
und Cypresse
nhaine finden sich in Italien nirgends. Berühmt sind die von zahllosen hohen Cypressen
beschatteten
Kirchhöfe der Türken auf der asiatischen Seite von Konstantinopel.
[* 14]
Die Alpen
[* 15] hat die Cypresse
nicht überstiegen. Holz und Früchte der Cypresse
waren ehemals offizinell, und in duftende Cypressenwälder
schicken arabische Ärzte die Brustkranken. Die großfrüchtige Cypresse
(Cypresse
macrocarpa Hartw.),
ein 18 m hoher Baum aus Kalifornien, mit breiter, etwas pyramidenförmiger, ziemlich geschlossener Krone und Beerenzapfen von
2,6 cm Durchmesser, gedeiht noch bei Metz
[* 16] sehr gut. Die Cypresse
von Goa (blaugrüne Cypresse
, Cypresse pendula L'Hérit.), baumartig, mit verlängerten,
oft überhängenden Nebenästen, bildet eine ziemlich durchsichtige, hell blaugrüne Pyramide und trägt
kleine Beerenzapfen, stammt wahrscheinlich aus Mexiko.
Die Weihrauchcypresse (Cypresse thurifera H. B. K.), ein hoher Baum mit abstehenden Haupt- und Nebenästen, gleicht erwachsen einem Lebensbaum, hat kleine Beerenzapfen, stammt aus den höhern Terrassen Mexikos und schwitzt ein wohlriechendes, dort wie Weihrauch benutztes Harz aus. Die Trauercypresse (Cypresse funebris Endl., Cypresse pendula Staunt.), ein ziemlich hoher Baum mit länglicher Krone, überhängenden Ästen und meist etwas länglichen Beerenzapfen, aus Japan und China, wird in der Heimat auf Gräber gepflanzt.
Bei den Lebensbaumcypressen (Chamaecyparis Spach) stehen die letzten Verästelungen stets flach und blattartig, und die Beerenzapfen reifen im ersten Jahr (bei den echten Cypressen erst im zweiten). Die Zedercypresse (weiße Zeder, Cypresse Thyoides L., Chamaecyparis sphaeroidea Spach), ein hoher Baum mit nicht geschlossener Krone, abgestumpft blau- oder graugrünen Nadeln [* 17] und rundlichen, bereiften Beerenzapfen, in Nordamerika, [* 18] südlich bis Carolina, gedeiht auch bei uns und wird in mehreren Varietäten kultiviert. Das Holz kommt als weißes Zedernholz im Handel vor.
Cypresse Lawsoniana A. Murr., ein bis 30 m hoher Baum mit pyramidenförmiger, dunkel- und mattgrüner Krone und rundlichen, bereiften Beerenzapfen, aus dem westlichen Nordamerika, eine der besten neuern Erwerbungen unsrer Gärten, wächst schnell, wird aber bei uns nicht hoch. Als Cypresse bezeichnet man häufig auch den Lebensbaum, Thuja occidentalis, als virginische Cypresse Taxodium distichum, als Gartencypresse oder unechte Cypresse Santolina Chamaecyparissus.