Coehoorn
(spr. ku-), Menno van, niederländ. Ingenieur, ein Zeitgenosse und Gegner Vaubans, geb. 1641 auf einem Landhause bei Leeuwarden in Friesland, erhielt durch seinen Vater (Kapitän der Infanterie) den ersten Unterricht in den Kriegswissenschaften und zeigte schon damals besondere Neigung zur Festungsbaukunst. Er vollendete seine Bildung auf der hohen Schule zu Franeker und ward schon in seinem 16. Jahre Hauptmann in niederländ. Diensten. Als solcher nahm er 1673 an der Verteidigung von Mastricht teil und wurde bei der Belagerung von Grave 1673 durch Anwendung der von ihm erfundenen und nach ihm benannten kleinen tragbaren Mörser berühmt.
Infolge seiner Auszeichnung in der
Schlacht von Senef (1674) ward er Oberst, 1688
Brigadier und that sich bei Fleurus und der
Verteidigung von Namur
[* 2] (gegen
Vauban) hervor. Nach dem Frieden von Nimwegen
[* 3] 1679 erhielt er den
Auftrag,
Coevorden, mit Beibehaltung seiner fünfeckigen Form, durch
Außenwerke zu verstärken. Der gleiche
Auftrag an den Ingenieur
Louis Paan veranlaßte einen Streit, infolgedessen Coehoorn
seine Grundsätze des Festungsbaues auf eine lichtvolle
Weise in den Werken «Versterkinge des vijfhoeks met alle
sijne buijtenwerken»
(Leeuwarden 1682) und «Nieuwe vestingbouw» (ebd. 1685; neue Aufl.
1702; französisch, Haag
[* 4] 1741; deutsch, Düsseld. 1709) entwickelte.
Sein
System fand besonders in
Deutschland
[* 5] Beifall. Coehoorn
leitete 1694 die
Belagerung von Huy, worauf er 1695 Namur wiedereroberte.
Zum Generallieutenant und Generalinspektor der niederländ. Festungen ernannt,
verstärkte er nach dem Frieden von Ryswijk dieselben. Im
Spanischen Erbfolgekriege führte er ein Korps von 10000 Mann, eroberte 1702 das
Fort Donatus und leitete unter dem Prinzen von Nassau-Saarbrücken die
Belagerung von Venloo sowie von Roermonde, das sich
durch
C.s Anstalten schon am siebenten
Tage ergab, Hierauf ward das
Lütticher Schloß, ferner
Kaiserswerth
und 1703
Bonn,
[* 6] hauptsächlich durch die Anwendung der Mörser, genommen. Nachdem Coehoorn
mit
Sparre und
Tilly die
Franzosen aus den
Verschanzungen bei Stekene getrieben, eroberte er Huy und Limburg.
[* 7] Er hatte von
Marlborough die Einladung erhalten, nach dem
Haag zu kommen, um den
Plan zum neuen Feldzuge zu verabreden, als er starb. – Sein Leben
hat sein Sohn Gosewijn
Theodor
van Coehoorn
(neu hg. von Sypestein,
Leeuwarden 1860) beschrieben.