Chorstühle
,
in Kloster- und Stiftskirchen die zu beiden Seiten des Hohen Chors befindlichen hölzernen Sitzreihen für die Geistlichkeit, gewöhnlich zu zwei Reihen hintereinander, so daß die hintere Reihe eine Stufe höher liegt. Die vordere Sitzreihe ist durch eine Brustwehr [* 2] mit den darauf befindlichen Betpulten nach dem Chor zu abgegrenzt und jeder einzelne Sitz durch eine Scheidewand von dem benachbarten Sitz getrennt. Die Sitze sind meist zum Aufklappen eingerichtet und an der untern Seite mit den sogen. Miserikordien, kleinen, konsolenartigen Vorsprüngen, auf die sich der Geistliche während des vorgeschriebenen Stehens stützen kann, versehen.
Die Rückseite der hintern Sitzreihe pflegt meist von einem
Baldachin überragt zu sein, der an beiden
Enden derselben von
einer hohen Stirnwand getragen wird. Im übrigen wurden die Chorstühle
vom 14. Jahrh.
an bis zur
Renaissance mit einer
Fülle von Schnitzereien verziert, die teils biblischen
Inhalts sind, teils
auch das bürgerliche
Leben wie das
Leben der
Geistlichen in ernster und satirischer Auffassung schildern, häufig auch
Darstellungen
aus der Tierfabel und
Tiersymbolik enthalten. Künstlerisch besonders ausgezeichnet sind die Chorstühle
im
Münster
[* 3] zu
Ulm
[* 4] (1469-74,
von
Jörg
Syrlin dem ältern), in der Spitalkirche zu
Stuttgart,
[* 5] der Stephanskirche zu
Wien,
[* 6] der Stiftskirche
zu
Herrenberg, in
San Domenico zu
Bologna, im
Dom zu
Siena, in
San Giorgio Maggiore zu
Venedig
[* 7] u. a. Auch in französischen und
englischen
Kirchen finden sich wertvolle Chorstühle.