(Catonis disticha de moribus),
Name einer schon gegen Ende des 4. Jahrh.
n. Chr. bekannten lat. Spruchsammlung
in vier
Büchern, die das ganze
Mittelalter hindurch als Lehrbuch und in Übersetzungen eine große
Rolle gespielt hat. Der
NameCato soll wohl nur die
Sprüche als weise, nicht den Verfasser bezeichnen. Die
Sprüche selbst (164 in
je zwei ziemlich korrekten
Hexametern) haben eine monotheistische, jedoch nicht eigentlich christliche Färbung. Eine
Ausgabe
besorgte Hauthal (Berl. 1869); die erste deutsche Übersetzung rührt von
Notker (im 10. Jahrh.) her; neuere gaben Fleischner
(Nördling. 1832) und
1)
MarcusPorcius Censorius, auch Sapiens, der
Weise, und später, zum Unterschied von seinem gleichnamigen Urenkel
Cato von
Utica, Priscus und
Major (der ältere) genannt, wurde 234
v. Chr. zu
Tusculum geboren und verlebte
seine
Jugend daselbst unter ländlichen Beschäftigungen, welche seinen
Sinn früh auf jene altrömische Mannhaftigkeit, Mäßigkeit
und
Einfalt hinlenkten, worin er sein ganzes
Leben hindurch die Grundpfeiler eines tüchtigen Gemeinwesens erkannte.
Als 17jähriger jüngling trat er ins
Heer ein, wohnte 209 der
EroberungTarents und 207 dem
Sieg am Metaurus
über
Hasdrubal bei; schon vor Erreichung des Mannesalters war seine
Brust mit
Narben bedeckt. Zugleich bildete er sich zum
Redner und
Rechtsanwalt aus. 204 ward er
ScipiosQuästor in
Sizilien,
[* 2] 199
Ädil, 198 Prätor, darauf
Statthalter von
Sardinien,
[* 3] wo er namentlich gegen die römischenWucherer mit größter Strenge verfuhr.
Dennoch (und obgleich er
einer bisher unbekannten
Familie angehörte) wurde er 195
Konsul, widersetzte sich als solcher vergeblich der Aufhebung eines
Gesetzes, welches den
Schmuck der
Frauen beschränkte, und ging noch 195 als
Statthalter nach
Spanien.
[* 4] Er wirkte dort so erfolgreich
für die Unterwerfung desLandes, daß er sagen konnte, er habe in
Spanien mehr
Städte erobert, als
Tage
zugebracht. 191 entschied er im
Kriege gegen Antiochus von
Syrien durch nächtliche Übersteigung des
Öta die
Schlacht in den
Thermopylen als
Legat des
Konsuls M' Acilius Glabrio.
Weit bekannter aber als durch seine Kriegsthaten ist Cato durch seine Thätigkeit in den innern
Verhältnissen
Roms, namentlich während seiner
Zensur, die er 184 mit seinemFreundL.Valerius Flaccus bekleidete. Er reinigte
mit unnachsichtiger Strenge
Senat und
Ritterschaft von unwürdigen Mitgliedern und trat dem überhandnehmenden
Luxus, besonders
der Putzsucht der
Frauen, aufs kräftigste entgegen; er wahrte das
Interesse des
Staats bei Benutzung der
öffentlichen Gebäude,
Wasserleitungen etc., baute mit Staatsgeldern die erste
Basilika
[* 5] zu
Rom und
[* 6] vermehrte die Staatseinkünfte.
Im übrigen war er ein entschiedener Gegner alles fremden
Wesens, und als 155 eine griechische, aus
Philosophen bestehende
Gesandtschaft nach
Rom kam, betrieb er ihre baldige
Entfernung,
weil er ihren übeln Einfluß auf die römische
Zucht und Strenge fürchtete.
Der
Kampf gegen die neue
Richtung der Zeit erfüllte sein ganzes späteres
Leben; er selbst stellte in seinem ganzen
Wesen einen
Römer
[* 7] der guten alten Zeit dar: er war einfach, streng gegen sich selbst, ein trefflicher
Hausvater und
Ökonom, ein tüchtiger
Landmann, scharf und derb, von gesundem, aber kräftigem
Witz. Trotz seines
Widerstandes gegen alles Unrömische erlernte er
noch als
Greis die
griechische Sprache. Ju der äußern
Politikist er besonders bekannt durch seine in dem bekannten
Wort
»Ceterum
censeo, Carthaginem esse delendam« ausgesprochene, stets wiederholte
Forderung der Zerstörung
Karthagos, welche
er aber nicht mehr erlebte.
SeinLeben war ein steter
Kampf; fast fünfzigmal wurde er angeklagt, doch stets freigesprochen; noch öfter trat er selbst
als Ankläger auf. Cato starb 149, 85 Jahre alt. Unter seinen
Schriften sind zu nennen: »De agricultura« (»Über die
Landwirtschaft«,
hrsg. von
Keil, Leipz. 1882 ff.),
die einzige
Schrift von Cato, die uns (wahrscheinlich jedoch in einer Überarbeitung)
erhalten ist;
besonders aber seine »Origines« (»Ursprünge«),
worin in annalistischer Form die römische Geschichte vom Anfang (und zwar mit besonderer Berücksichtigung der
Urgeschichte,
daher der
Titel) bis zum Todesjahr Catos behandelt war;
Sein älterer Sohn,
MarcusPorcius, nach seiner
Mutter Licinia Licinianus genannt, zeichnete sich in der
Schlacht bei
Pydna gegen
Perseus
[* 10] aus und machte sich auch als Rechtsverständiger durch
Schriften über juristische Gegenstände
bemerklich; die
»RegulaCatoniana« (s. unten) in den
Pandekten stammt von ihm. 153 wurde er zum Prätor gewählt, starb aber,
ehe er zur
Verwaltung des
Amtes gelangte, 152.
2)
MarcusPorcius, gewöhnlich
Uticensis oder der jüngere genannt, Urenkel des Cato Censorius,
¶
Als Tribun 62 stimmte er im Senat für Hinrichtung der Catilinarier, widersetzte sich den dem Pompejus bestimmten Ehrenbezeigungen
und kämpfte dann furchtlos (freilich mit wenig Erfolg) gegen die verbundene Macht des Pompejus und Cäsar.
Da Cäsar in ihm ein Hindernis für seine Pläne sah, so bewirkte er, daß Cato auf einige Zeit von Rom entfernt wurde. Auf Antrag
des Clodius wurde er 58 nach Cypern
[* 12] geschickt, um den König Ptolemäos zu entsetzen, ein Auftrag, den Cato ungern
annahm, aber dann gewissenhaft ausführte.
Nach Rom zurückgekehrt, that er alles, um die Macht der Triumvirn zu schwächen; er suchte die Wahl des Pompejus und Crassus
zu Konsuln für 55 vergebens zu verhindern und bemühte sich dann, Pompejus von Cäsar zu trennen. Im J. 54 wurde er Prätor,
lehnte dann die Statthalterschaft ab und blieb in Rom, um die Republik zu verteidigen. Da er mehr und mehr in Cäsar den gefährlichsten
Feind der Freiheit sah, so trat er gegen diesen bei jeder Gelegenheit auf und erklärte sich 49 mit Entschiedenheit gegen
ihn.
Bei Cäsars Anrücken floh er mit Pompejus, ging zunächst nach Sizilien, das er aber nicht gegen GajusCurio
behaupten konnte, und begab sich dann zu Pompejus. Während der Schlacht von Pharsalus war er in Epirus; nach des Pompejus Ermordung
ging er nach Afrika,
[* 13] um dort mit den übrigen entkommenen Häuptern der Pompejanischen Partei den Kampf für
die Republik fortzusetzen. Obgleich das Heer ihn zum Anführer verlangte, räumte er doch dem Konsular MetellusScipio, dem Schwiegervater
des Pompejus, den Vorrang ein und übernahm dafür die Verteidigung der Stadt Utica.
An der Schlacht bei Thapsos, in welcher 6. April 46 die Pompejaner von Cäsar besiegt wurden, nahm er nicht
teil, und da Utica nicht mehr zu halten war, so entschloß er sich, um nicht CäsarsGnade anflehen zu müssen, zu freiwilligem
Tod. Er sorgte für die Abreise aller derer, welche den Sieger besonders zu fürchten hatten, legte sich nach der Abfahrt derselben
nieder, las in Platons »Phädon« und stieß sich, nachdem er einige Zeit ruhig geschlafen, mitten in der
Nacht das Schwert in den Leib.
Als seine Angehörigen herbeieilten und ein Arzt die Wunde verbunden hatte, riß er denVerband
[* 14] ab und starb an der Verblutung.
SeinTod wurde von den Alten allgemein als eine heroische That gepriesen, und man kann wohl sagen, daß
derselbe seinem Charakter und der stoischen Philosophie, deren Anhänger er war, vollkommen entsprach. Die Republik war sein
Ideal, und die Zertrümmerung dieses Ideals konnte und wollte er nicht überleben. Als Redner wird er von Cicero gerühmt.
Das einzige Schriftliche, was von ihm auf uns gekommen ist, ist ein Brief an Cicero. Von seiner ersten
Frau, Atilia, hatte er zwei Kinder: die berühmte Porcia, die Gattin des M. Brutus, an republikanischer Gesinnung und Sittenreinheit
das Ebenbild des Vaters, welchem sie auch nach dem Tod ihres Gatten im Selbstmord nachfolgte, und einen Sohn, M. Porcius Cato, welcher
bet seinem Vater in Utica war und ihn vergeblich vom Selbstmord
abzuhalten suchte, dann (obwohl von Cäsar begnadigt) zu Brutus
ging und bei Philippi den Tod fand. Mit ihm scheint das Poreische Geschlecht erloschen zu sein.
(s. d.) bekannte Spruchsammlung und die Sentenzen des Publius Syrus. Die besten Sammlungen der griechischen Gnomendichter lieferten Brunck (Straßb. 1784; hrsg. von Schäfer, Leipz. 1817)
vorzog, war ihm nicht zu verargen. Besser gelangen die Lustspiele seiner trefflichen Gattin und die bemerkenswerten Dramen seines Schülers Joh. El. Schlegel (1719-49)