Titel
Cassius
,
1)
Spurius Cassius
Viscellinus,
Urheber des ersten
Ackergesetzes 486
v. Chr. Er siegte als
Konsul 502 über die
Sabiner,
schloß während seines zweiten
Konsulats 493 ein beide Teile gleichstellendes
Bündnis mit den
Latinern, in das er 486, wieder
als
Konsul, auch die
Herniker aufnahm.
Als er aber in demselben Jahr den
Antrag stellte, den
Plebejern
Anteil
an neuerworbenen, von den
Patriziern usurpierten Staatsländereien zuzugestehen, wurde er vor den Kuriatkomitien wegen
Strebens
nach der Königsherrschaft angeklagt und vom Tarpejischen
Felsen hinabgestürzt, nach andern von dem eignen
Vater getötet.
2)
Gajus Cassius
Longinus, das thätigste Mitglied der
Verschwörung gegen
Cäsar, war 54
v. Chr.
Quästor des M.
Crassus in
Syrien, rettete 53 nach dessen
Niederlage durch die
Parther die Überreste des römischen
Heers und schlug 52 und 51 die
Einfälle der
Parther in römisches Gebiet glücklich zurück. Nach
Rom
[* 2] zurückgekehrt, entging er einer
Anklage auf
Erpressung
nur durch die damaligen Wirren, schloß sich 49 als
Volkstribun der Senatspartei an, wurde von
Pompejus
zum Flottenbefehlshaber ernannt und schlug als solcher bei
Sizilien
[* 3] einen Teil der Cäsarianischen
Flotte.
Nach der Entscheidungsschlacht bei Pharsalus führte er ein Geschwader nach dem Hellespont und traf hier mit Cäsar zusammen, an den er sich, obgleich er der Stärkere war, in der Bestürzung des Augenblicks ergab. Cäsar verzieh ihm und ernannte ihn zu seinem Legaten. Während des alexandrinischen Kriegs lag er gemeinschaftlich mit Cicero den Studien ob. Im J. 44 wurde er durch Cäsar zugleich mit M. Brutus Prätor, fühlte sich aber zurückgesetzt, weil Brutus, obwohl jünger, die städtische Prätur erhielt, und wurde so nicht weniger aus persönlichem Groll als aus republikanischer Gesinnung zur Verschwörung gegen Cäsar veranlaßt.
Nach dessen Ermordung hielt er sich erst einige
Monate außerhalb
Roms in
Italien
[* 4] auf und begab sich dann nach
Syrien, welches
ihm von
Cäsar zur
Provinz bestimmt worden war, wo es ihm gelang, bedeutende Streitkräfte zusammenzubringen.
Er vereinigte sich sodann mit M.
Brutus (s. d.), und beide zogen hierauf mit ihren vereinten, etwa 100,000
Mann starken Streitkräften nach
Makedonien. In der Gegend von
Philippi standen sie in fester
Stellung dem ungefähr gleich
starken
Heer der
Triumvirn gegenüber
mit der Absicht, den
Krieg verteidigungsweise zu führen. Sie wurden
aber durch die Geschicklichkeit des
Antonius zur
Schlacht genötigt, in welcher Cassius
von
Antonius geschlagen wurde, während
Brutus
über Oktavian den
Sieg gewann. Cassius
aber glaubte infolge eines Mißverständnisses auch den
Brutus besiegt und ließ sich daher
von einem Freigelassenen töten.
Brutus beweinte seinen unglücklichen
Freund als den »letzten
Römer«
[* 5] und
ließ ihn in
Thasos beerdigen.
3)
Lucius Cassius
Longinus,
Bruder des vorigen, stand im
Bürgerkrieg zwischen
Cäsar und
Pompejus auf seiten des erstern und wurde
als dessen
Legat 48
v. Chr. von
Dyrrhachium aus nach
Thessalien gegen die herannahenden Verstärkungen des
Pompejus und dann in das südliche
Griechenland
[* 6] geschickt, um die feindlichen
Besatzungen zu vertreiben. Nach
Cäsars Ermordung
(er war 44
Volkstribun) verfeindete er sich mit
Antonius und mußte deshalb nach der Aussöhnung zwischen
Antonius und Oktavian
nach
Asien
[* 7] fliehen. Nach der
Schlacht bei
Philippi wurde er von
Antonius begnadigt.
4)
Quintus B.
Longinus, Bruderssohn von Cassius
2) und 3), ging als
Quästor des
Pompejus 54
v. Chr. nach
Spanien,
[* 8] machte sich aber
hier durch Raubsucht und
Härte allgemein verhaßt. Im J. 49 stand er als
Volkstribun auf
Cäsars Seite; er führte dessen
Sache
bei den Senatsverhandlungen in den ersten
Tagen des
Jahrs, floh 6. Jan. mit M.
Antonius zu
Cäsar und begleitete
denselben nachher nach
Spanien. Hier machte ihn
Cäsar zum
Statthalter des jenseitigen
Spanien; er erregte aber wiederum durch
seine Bedrückungen und
Erpressungen einen solchen
Haß, selbst unter seinen
Truppen, daß er 47 genötigt wurde, die
Provinz
zu verlassen. Auf der Rückreise nach
Rom fand
er an den Mündungen des
Ebro durch einen
Schiffbruch den
Tod.
5) Cassius
Parmensis, so genannt von seinem Geburtsort
Parma,
[* 9] einer von
Cäsars Mördern, befehligte 43
v. Chr. eine Abteilung der
Flotte, welche den
Gajus Cassius
in
Syrien gegen
Dolabella verstärken sollte, wandte sich, nachdem
er den
unglücklichen
Ausfall der
Schlacht bei
Philippi vernommen, mit seinen
Schiffen nach
Sizilien zu
Sextus
Pompejus, begleitete diesen 36 nach
Asien, ging aber hier mit vielen andern zu
Antonius über. Nach der
Schlacht bei
Actium entfloh er nach
Athen
[* 10] und wurde (31) auf
Befehl des Oktavian getötet. Er war auch Dichter, schrieb
Tragödien,
Satiren,
Elegien u. a., wovon aber
nichts erhalten ist.
6) Cassius
Chärea, der
Mörder des
Caligula (s. d.), ward auf
Claudius' Befehl hingerichtet.
7) Gajus Cassius Longinus, altröm. Jurist, Schüler und Nachfolger des M. Sabinus (s. d.), unter Claudius Statthalter in Syrien (50 n. Chr.), ward von Nero 66 nach Sardinien [* 11] verbannt und erst vom Kaiser Vespasian zurückgerufen, unter welchem er starb. Nach ihm ward die Rechtsschule der Cassianer benannt.
8) Cassius Avidius s. Avidius.
9) Cassius Severus, einer der ersten Redner Roms, welche nach dem Untergang der Republik eine neue Gestaltung der Redekunst anbahnten, lebte unter Augustus und zog sich durch seine Satiren Verbannung erst nach Kreta, dann nach der Insel Seriphos zu, wo er nach 20 Jahren (32 n. Chr.) starb.